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Mörderische Kaiser Route

Mörderische Kaiser Route

Titel: Mörderische Kaiser Route Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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geschmissen und lebe nur in den Tag hinein.
    „Er profitiert von unserem guten Namen und den monatlichen Gewinnanteilen aus seinem Firmenanteil.“ Das reiche allemal für einen angenehmen Lebenswandel als Faulpelz. „Der ist sogar noch zu bequem gewesen, den Führerschein zu machen. Der lässt sich lieber von anderen transportieren.“
    Schlingenhagen machte kein Hehl daraus, dass er von seinem Sohn Karl enttäuscht war. Franz, der jüngere Sohn, so fuhr der Alte fort, sei aus einem ganz anderen Holz geschnitzt gewesen.
    „Er war intelligent, hilfsbereit, engagiert. Aber leider wollte er nicht in die Firma einsteigen, sondern Priester werden.“ Schlingenhagen zierte sich ein wenig. „Ich konnte ihn nicht von dieser Idee abbringen. Franz hat nur gesagt, er wolle keinen Beruf, er wolle eine Berufung und die sähe er in seiner Bestimmung zum Priester.“
    Seine Gewinnanteile aus dem Unternehmen habe Franz übrigens einer Stiftung zu Gunsten krebskranker Kinder zukommen lassen. Schlingenhagen stand wieder auf und trat ans Fenster. Er atmete tief durch.
    „Wissen Sie eigentlich, warum Franz Selbstmord begangen hat?“
    „Nein“, antwortete ich. Woher sollten wir es auch wissen? „Franz war sehr sensibel“, sagte Schlingenhagen mit leiser, fast unhörbarer Stimme, während er in den Garten blickte. „Er litt jedes Mal förmlich darunter, wenn unsere Familie oder der Betrieb in der öffentlichen Kritik stand, die meistens überzogen und ungerechtfertigt war. Und jetzt war er es selbst, der in der öffentlichen Kritik stand, der den guten Ruf der Familie ins Gerede brachte, ohne dass er sich dagegen wehren konnte. Ich kann seine Reaktion verstehen. Das ging ihm sehr nahe, obwohl er unschuldig sein muss.“
    „Wieso?“ So leicht ließ ich die Unschuldsbehauptung nicht im Raum stehen.
    „Franz würde niemals einem Menschen Leid zufügen“, beteuerte Schlingenhagen. „Er würde vielmehr Leid auf sich nehmen, um anderen Menschen Leid zu ersparen.“ Der Alte atmete tief durch und drehte sich wieder zu uns. „Außerdem war er zeugungsunfähig. Franz hätte keine Frau schwängern können.“
    Wahrscheinlich hätte der Junge es nicht verkraftet, wenn diese Erkenntnis bei den Ermittlungen herausgekommen wäre.
    „Die Häme und den Spott in den Sensationsmedien können Sie sich vorstellen, meine Herren.“
    Verständnis vortäuschend nickten Dieter und ich. „Aber warum hat er nichts gesagt?“, wollte ich wissen. „Warum wohl?“, fragte Schlingenhagen zurück. „Er hat für sich den Maßstab des Beichtgeheimnisses sehr streng angelegt. Franz hätte zwangsläufig das Mädchen in Misskredit gebracht, wenn er erklärt hätte, er könne überhaupt nicht der Vater des werdenden Kindes sein.“ Der Alte rang sich erneut ein gequältes Lächeln ab. „Sie wissen, was dann gekommen wäre? Man hätte ihm zunächst nicht geglaubt, dass er kein intimes Verhältnis zu der Schülerin gehabt hätte und gleichzeitig hätten gewisse Medien das Mädchen zum Flittchen gemacht, dass es zum einem mit einem Priesterschüler triebe und sich zugleich von einem anderen schwängern ließe. Davor wollte Franz sie schützen.“
    ,Der Junge tickte nicht sauber’, dachte ich mir insgeheim. ,Dafür gebe ich doch nicht das bisschen Leben auf.’
    Anscheinend konnte Schlingenhagen meine Gedanken lesen. „Es gibt viele Menschen, die haben Franz für naiv oder weltfremd angesehen. Aber er war wahrscheinlich zu sehr von seinem Verantwortungsbewusstsein für andere eingenommen, als dass er auf sich selbst Rücksicht nahm. Er starb lieber, um die Ehre eines anderen Menschen zu schützen, der sich ihm anvertraut hatte.“
    Unbedingt zufrieden war ich mit Schlingenhagens Erklärung nicht. Aber wenn sie ihm half, das Geschehene zu verarbeiten, sollte sie mir recht sein. Dadurch änderte sich ohnehin nichts mehr für Franz oder Roswitha. Die hatten sich längst in den ewigen Jagdgründen lieb.
    Räuspernd meldete sich Dieter zu Wort. „Wo können wir Ihren Sohn Karl finden?“
    „Normalerweise in seiner Wohnung in Kornelimünster. Dort haben wir ihm vor neun Jahren zum achtzehnten Geburtstag eine Eigentumswohnung geschenkt. Aber die meiste Zeit ist er unterwegs. Er hat ja ausreichend Geld für sich und seine Freunde.“
    Schlingenhagen machte deutlich, dass er kein Verständnis für diese Art von Lebensgestaltung aufbringen konnte. Bereitwillig nannte er uns die Adresse. Meine Frage, ob er Freunde von Karl mit Namen kenne, verneinte

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