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Mörderische Kaiser Route

Mörderische Kaiser Route

Titel: Mörderische Kaiser Route Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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kannst du nicht verkaufen. Der Verkauf scheitert garantiert, wenn deine Verhandlungen an die Öffentlichkeit dringen. Ich bin bereit, auf meinen Firmenanteil zu verzichten, sofern du meine Bitte erfüllst“, schrieb der Sohn.
    ,Ganz schön raffiniert’, dachte ich mir grimmig. An dem Brief hatte garantiert auch der Winkeladvokat mitgewirkt, sich aber geschickt draußen vorgehalten. Wie der Brief formuliert war, musste ein Jurist daran mitgearbeitet haben, außerdem war das Druckbild auf dem weißen Blatt identisch mit dem des Anwaltsschreibens.
    „Wollen Sie etwa Ihr Unternehmen verkaufen?“, fragte Dieter verblüfft endlich in die Gesprächspause hinein. Das alteingesessene Familienunternehmen Schlingenhagen hatte einen guten Ruf in Aachen und galt als solide. Von Problemen jedweder Art war uns nichts bekannt. Ein Verkauf würde gewiss für eine gehörige Verunsicherung in Wirtschaftskreisen sorgen und die Frage nach finanziellen Schwierigkeiten aufkommen lassen, fügte ich hinzu.
    „Damit sprechen Sie nur den kleineren Teil der Problematik an“, pflichtete mir Schlingenhagen flüsternd bei. „Ich will mein Unternehmen an einen irischen Konzern veräußern, der beabsichtigt, den Firmensitz nach Dublin zu verlagern. In Aachen soll nur die kontinentale Vertriebsstelle bleiben. Sie können sich vorstellen, dass diese Perspektive meinen Mitarbeitern überhaupt nicht behagen kann. Es könnte durchaus zu etlichen Entlassungen kommen.“ Schlingenhagen schüttelte betrübt seinen grauhaarigen Kopf.
    „Aber ich sehe für mich keine andere Möglichkeit als einen Verkauf.“
    „Warum? Sind Sie etwa nicht mehr liquide?“ Ich dachte, diese Frage läge auf der Hand, weshalb ich den wütenden Blick meines Chefs nicht verstand. Es wäre doch falsch gewesen, aus übertriebener Höflichkeit gegenüber einem Mandanten auf diese Frage zu verzichten.
    „Mitnichten.“ Schlingenhagen lächelte gequält, er wirkte ermattet. „Ich kann nur nicht mehr und ich will auch nicht mehr.“
    Er sah mich mit matten Augen an, als wolle er mein Verständnis gewinnen.
    „Meine Frau ist vor drei Jahren gestorben, Franz ist tot, Karl ein Taugenichts. Und ich bin im rentengemäßen Alter. Ich will die letzten Jahre meines Lebens in Ruhe auf meinem Landsitz in der Toscana verbringen und nichts mehr mit Arbeit zu tun haben. Hier in Aachen macht das Leben leider keinen Spaß mehr.“ Er seufzte. „Ich wollte das Unternehmen an deutsche Investoren verkaufen, aber niemand wollte es haben, obwohl es floriert. Da habe ich mich zwangsläufig im Ausland umsehen müssen.“ Es sei schon paradox, dass deutsche Unternehmer lieber im Ausland investierten als im eigenen Land. „Gleichzeitig aber ist das Geschrei groß, wenn ein solides Unternehmen an Fremde veräußert wird.“
    Schlingenhagen schaute uns mit entschlossener Miene an. „Ich will raus!“ Er deutete auf den Brief seines Sohnes. „Und jetzt das“, stöhnte er. „Wir hatten äußerste Diskretion vereinbart. Das Geschäft platzt in der Tat, wenn die Verhandlungen bekannt werden.“
    „Wieso kann denn Ihr Sohn überhaupt Einfluss nehmen?“, fragte Dieter verständnislos.
    „Als meine Frau starb, hat Karl aus ihrem Erbteil einen zehnprozentigen Firmenanteil geerbt, ebenso wie Franz“, erklärte Schlingenhagen. „Nach unseren Gründungsverträgen, die noch aus der Zeit meines Großvaters stammen, darf das Unternehmen nur mit der Zustimmung aller Gesellschafter aufgelöst oder veräußert werden.“
    „Das bedeutet also, dass Ihnen Ihr Sohn Karl die Veräußerungsbemühungen gehörig vermasseln kann?“, folgerte Dieter.
    Schlingenhagen stimmte ihm bedauernd zu.
    „Können Sie ihn denn nicht zum Geschäftsführer Ihrer Firma machen und sich mit einer akzeptablen Gewinnbeteiligung aufs Altenteil zurückziehen?“ Nach Dieters Überlegungen hätte diese Regelung einen gangbareren Weg darstellen können.
    Der alte Unternehmer lachte verbittert auf. „Dann würde ich doch nach wie vor über alle Sorgen und Nöte informiert und fände keine Ruhe. Bei den kleinsten Schwierigkeiten würde man mich anrufen.“ Er winkte ab. „Aber das wäre noch das kleinere Übel. Wenn Karl ans Ruder käme, wäre der Betrieb in einem Jahr garantiert ein Fall für den Konkursrichter. Mein Sohn hieß zwar bei uns immer Karl der Große, aber in Wirklichkeit ist er ein Winzling, eine Null.“
    Karl könne nichts, habe trotz seines durchaus vorhandenen Verstandes die Schule abgebrochen und eine Lehre

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