Moerderische Kuesse
ich kann, weil ich oft genug nur Luft zwischen mir und dem Himmel hatte. Ich fahre gern schicke Autos, weil ich manchmal nur auf dem Pferd weiterkam – wenn eines da war.«
»Trotzdem glaube ich nicht, dass man in Südamerika viel Französisch spricht.«
»Du würdest dich wundern. Französisch habe ich größtenteils in Kolumbien gelernt, und zwar von einem Exilfranzosen. Natürlich spreche ich besser Spanisch als Französisch, und außerdem kann ich noch Portugiesisch und ein paar Brocken Deutsch.« Er schenkte ihr ein schiefes Grinsen.
»Wir Söldner sind notwendigerweise ein polyglottes Völkchen.«
Auch wenn sie natürlich angenommen hatte, dass er ein Söldner oder etwas Ähnliches sein musste, hatte er bis dahin noch nie offen ausgesprochen, womit er sein Geld verdiente.
Sie hatte nicht eine Sekunde lang geglaubt, dass er von feindlichen Firmenübernahmen sprach, als er gesagt hatte:
»Die Menschen rufen mich an, wenn was passieren soll.« Ihr flaues Gefühl legte sich wieder; natürlich musste er mehrere Fremdsprachen beherrschen.
»Mit dir verheiratet zu sein muss die Hölle gewesen sein«, stellte sie fest und sah dabei in Gedanken seine Exfrau mit zwei kleinen Kindern zu Hause sitzen, ohne die leiseste Ahnung, wo er war und was er tat, ob er je wieder heimkehrte oder ob er irgendwo verenden würde, ohne dass man jemals seinen Leichnam fand.
»Vielen Dank.« Ein Grinsen strahlte auf. Seine blauen Augen funkelten sie an. »Aber wenn ich mal heimkomme, bin ich ausgesprochen amüsant.«
Daran zweifelte sie nicht. Aus einem Impuls heraus stand sie auf, setzte sich auf seinen Schoß, ließ die Hand in seinen Kragen gleiten und umfasste seinen Nacken, während sie sich langsam vorbeugte. Seine Haut war warm und sein Nacken fest und muskulös. Er stützte sie mit dem linken Arm am Rücken, während seine Rechte sofort ihren Schenkel und ihre Hüfte zu streicheln begann. Sie küsste ihn unter dem Kinn, wo sie seine rauen Bartstoppeln an ihren Lippen spürte und seinen Duft einatmete, eine Mischung aus Mann und einem schwachen Hauch des Aftershaves, das er am Morgen aufgetragen hatte.
»Wofür war das?«, fragte er, wartete aber ihre Antwort nicht ab, bevor er ihr einen dieser langsamen, tiefen Küsse gab, bei denen regelmäßig ihre Knochen schmolzen.
»Dafür, dass du so amüsant bist«, murmelte sie, als er seinen Mund von ihrem löste; dann holte sie sich einen Nachschlag.
Diesmal waren seine Lippen energischer, seine Zunge fordernder. Seine Hand glitt unter ihre Bluse und umschloss ihre Brüste. Als er ihren BH hochschob und die nackte Brust umfasste, stockte ihr der Atem. Heiß spürte sie seine Hand auf ihrer kühlen Haut, und sanft umkreiste seine Daumenkuppe ihren Nippel.
Sie löste mühsam ihren Mund von seinem, atmete tief durch und vergrub ihr Gesicht in seiner Halsbeuge, während sich ihr Unterleib in warmer Wollust zusammenzuziehen begann. Sie hatte schon so lange keine Begierde mehr gespürt, dass sie beinahe vergessen hatte, wie sich die Lust langsam entfalten konnte, wie sie die Haut überempfindlich machte, bis Lily sich wie eine rollige Katze an ihm reiben wollte.
Sie wünschte sich, er würde sich nicht so viel Zeit lassen, er würde dieses peinliche erste Mal schnell über die Bühne bringen, damit sie sich endlich entspannen konnte, aber obwohl er sonst so ein Geschwindigkeitsfanatiker war, schien er es jetzt gar nicht eilig zu haben. Er streichelte ihre Brüste, bis sie so empfindlich waren, dass jede Berührung an Quälerei grenzte; dann schob er sie zurück in den BH und drückte Lily an seine Brust. Sie spürte, wie erregt er war; oder er hatte eine Ersatzpistole in der Tasche, dem Gefühl nach ein fettes, zehnschüssiges Teil mit .45er‐Kaliber. Aber er schob sie ein Stück von sich weg, küsste sie auf die Nasenspitze und sagte:
»Nur keine Eile, erst wollen wir essen und ein wenig entspannen. Ein paar Stunden mehr werden mich nicht umbringen.«
»Aber mich vielleicht«, fuhr sie ihn an, setzte sich auf und sah ihn wütend an.
Seine Mundwinkel zuckten. »Nur Geduld. Kennst du das Sprichwort: ›Der Geduldige kommt stets zuerst ans Ziel‹? Ich habe meine eigene Version.«
»Ach ja? Und wie geht die?«
»Der Geduldige kommt irre gut.«
Er hatte eine Ohrfeige verdient, ganz im Ernst. »Ich werde dich daran erinnern«, versprach sie und stand auf. Dann griff sie nach der Speisekarte des Zimmerservices und warf sie in seinen Schoß. »Du bestellst.«
Das tat er auch,
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