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Moerderische Kuesse

Moerderische Kuesse

Titel: Moerderische Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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ihn einfach sitzen lassen und verschwinden, schlimmstenfalls versuchen, ihn umzubringen. Angesichts ihrer Vergangenheit und der Vorsicht, die sie gewöhnlich zeigte und die an krankhaftes Misstrauen grenzte, wettete er auf den schlimmsten Fall. Wenn sie nicht schon einmal von einem Liebhaber betrogen worden wäre, der sie umzubringen versucht hatte … dann hätte er vielleicht eine kleine Chance gehabt. Als sie ihm diese Episode erzählt hatte, hätte er um ein Haar aufgestöhnt, denn ihm war klar, dass sie diesen schrecklichen Vertrauensbruch niemals vergessen würde.
    Nachdem sie damals nur knapp mit dem Leben davongekommen war, war sie bestimmt wenig geneigt, ihm einen Vertrauensvorschuss einzuräumen und mit ihm zu reden, bevor sie zur Waffe griff.
    Ihre Emotionen lagen blank, das wusste er. Verlust und Verrat hatten sie so hart getroffen, dass sie keinen weiteren Schlag ertragen hätte und sich deshalb von der Welt abgeschottet hatte. Er wusste ganz genau, dass sie ihm nur aufgrund ihrer Zwangslage vertraut hatte, obwohl er in Windeseile das Beste aus dieser Situation gemacht hatte. Sie hatte nach menschlicher Nähe gehungert und gleichzeitig davor zurückgescheut. Ihrem Leben hatte es völlig an Freude, Lachen und Spaß gefehlt. Wenigstens diese Dinge konnte er ihr schenken, wenn auch nur für kurze Zeit, und genau wie er erklärt hatte, war er ein geborener Glückspilz, denn all diesen Dingen konnte sie am wenigsten widerstehen.
    Es brach ihm das Herz, mit anzusehen, wie sie in den letzten Tagen aufgeblüht war. Er bildete sich nicht ein, dass das nur auf seine unvergleichlichen Liebeskünste oder seine einnehmende
    Persönlichkeit
    zurückzuführen
    war;
    ausschlaggebend war die menschliche Nähe, die sie aus ihrem Schneckenhaus gelockt hatte. Die menschliche Nähe hatte sie wieder lachen lassen, hatte es ihr möglich gemacht, ihn zu necken und Zuneigung zu schenken und zu empfangen.
    Trotzdem konnten ein paar Tage unmöglich ihre monate‐, jahrelange Konditionierung löschen; sie war immer noch so sensibel, dass schon das geringste Anzeichen für einen Verrat das Vertrauen erschüttern würde, das er behutsam zwischen ihnen aufgebaut hatte.
    Er steckte in einem Riesendilemma, denn er hatte sich selbst genauso verstrickt wie sie. Sie hatte ihn an sich herangelassen, aber er hatte sie auch an sich herangelassen. Die letzten zwei Nächte, der Sex mit ihr, das war … verflucht noch mal, das war das Beste, was er je erlebt hatte. Sie zu verlieren wäre, als würde man ihm die Eingeweide aus dem Leib reißen, und er hatte die Dinge so lange laufen lassen, dass er sie inzwischen auf jeden Fall verlieren würde, weil sie ausschließlich seinen Verrat sehen würde, wenn er ihr jetzt erzählte, was er war und warum er sie aufgespürt hatte. Verfluchte Scheiße. Er hatte geglaubt, er hätte alles unter Kontrolle, er könnte sich ein paar schöne Tage machen und ihr gleichzeitig ein paar schöne Tage bescheren, aber er hatte nicht berücksichtigt, wie wichtig sie ihm werden würde. Und er hatte auch nicht gewusst, wie emotional ausgelaugt sie war, was eindeutig ihre Reaktion bestimmen würde, wenn er ihr jetzt sein Herz ausschüttete.
    Dumm und arrogant war er gewesen, er hatte mit dem Schwanz und nicht mit seinem Kopf gedacht, und nun würden sie beide dafür bezahlen müssen.
    Okay, er hatte es vielleicht nicht anders verdient, aber Lily wohl. Wenn überhaupt, war sie in dieser Situation die Gute. Na gut, dann hatte sie eben einen CIA‐Informanten umgebracht; der Hurensohn hatte es nicht anders verdient, vor allem, wenn man bedachte, was er mit dem Grippevirus im Schilde führte.
    Nicht dass Lily das schon vor dem Mord gewusst hätte, ihr Motiv war reine Rache gewesen, aber in Swains Augen war das Haarspalterei. Jedenfalls hatte Lily durchgehalten. Sie hatte sich in die Bresche geworfen, sie war bereit, ihr Leben zu opfern, weil sie ihr Vorhaben richtig und wichtig fand. Nicht viele Menschen besaßen diese moralische Stärke – oder auch diese Sturheit, je nachdem, wie man es betrachtete.
    Auf einen Schlag begriff er, was passiert war, wie verblendet er gewesen war. Ihm fiel das Herz in die Hose, wo es aufgeregt zu klopfen begann. »Herr im Himmel«, stieß er hervor. Und trotz der herbstlichen Kälte brach ihm der Schweiß aus.
    Lily sah ihn erschrocken an. »Was ist denn?«
    »Ich habe mich in dich verliebt.« Er hörte sich ungläubig an, ebenso entsetzt über seine wahren Gefühle wie über die Katastrophe,

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