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Moerderische Kuesse

Moerderische Kuesse

Titel: Moerderische Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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ziemlich attraktiv wirken, aber sie war keine Schönheit, das wusste sie selbst. Wenn dieser Plan nicht geklappt hätte, hätte sie sich einen neuen ausdenken müssen; so wie immer. Aber er hatte geklappt, und zwar wie am Schnürchen, bis zu jenem Augenblick, in dem Salvatore darauf beharrt hatte, dass sie den Wein kosten sollte.
    Jetzt verfügte sie nur noch über ein Zehntel dessen, was sie früher mal besessen hatte, litt an einer ramponierten Herzklappe, die, wie Dr. Giordano ihr erklärt hatte, irgendwann operiert werden musste, von Ausdauer konnte nicht die Rede sein, und Zeit blieb ihr auch keine mehr.
    Nüchtern und logisch betrachtet, standen ihre Chancen miserabel. Nicht genug, dass sie diesmal keine Unterstützung aus Langley bekommen würde, im Gegenteil, die CIA würde ihr ebenfalls im Nacken sitzen. Sie konnte sich in keinen ihrer bekannten Schlupfwinkel zurückziehen, sie konnte sich nicht abberufen oder austauschen lassen, und sie musste auf der Hut sein vor … vor allem und jedem. Sie hatte keine Ahnung, wen die Zentrale auf sie ansetzen würde; vielleicht würde man sie einfach aufspüren und von einem Scharfschützen aus dem Verkehr ziehen lassen, was ihr noch am wenigsten Kopfzerbrechen bereitete, weil sie sich unmöglich vor etwas schützen konnte, das sie nicht einmal sehen konnte. Sie hieß schließlich nicht Salvatore Nervi, sie besaß keine Flotte von gepanzerten Limousinen und konnte sich nicht nur in Häusern mit überdachten Eingängen aufhalten. Ihre einzige Hoffnung war, dass man sie gar nicht erst aufspürte.
    Für sie sprach andererseits … Im Grunde sprach nichts für sie.
    Das sollte nicht bedeuten, dass sie sich auf den Präsentierteller legen und passiv ihr Schicksal erwarten würde.
    Vielleicht würde man sie irgendwann erwischen, aber sie würde es ihren Verfolgern so schwer wie möglich machen. Ihre Berufsehre stand auf dem Spiel. Und nachdem man ihr Zia und ihre Freunde geraubt hatte, war die Berufsehre so ziemlich alles, was ihr noch geblieben war.
    Sie wartete bis zum letzten Augenblick, ehe sie über Handy ein Taxi zum Flughafen bestellte. Sie durfte erst auf den allerletzten Drücker losfahren, damit Rodrigo möglichst wenig Zeit hatte, seine Leute zu postieren. Anfangs würden die Männer, die er auf sie angesetzt hatte, nicht wissen, wohin sie wollte, aber sobald sie begriffen, dass sie zum Flughafen fuhr, würden sie Rodrigo anrufen, um weitere Instruktionen einzuholen. Die Chance, dass Rodrigo am Flughafen einen –
    oder mehrere – Informanten hatte, stand mindestens fünfzig zu fünfzig, aber zum Glück war der Flughafen de Gaulle riesig, darum würde es nicht einfach werden, sie abzufangen, solange niemand wusste, mit welcher Fluglinie sie fliegen wollte. Ihre Verfolger würde ihr immer nur folgen können, und das auch nur bis zum Security‐Check.
    Es würde Rodrigo auch wenig helfen, wenn er die Passagierlisten überprüfen ließ, denn sie flog weder unter dem Namen Denise Morel noch unter ihrem eigenen Namen. Und überprüfen würde er die Liste bestimmt lassen; die Frage war nur, wie schnell er auf den Gedanken kam. Anfangs würde er vielleicht so wenig Misstrauen schöpfen, dass er sie lediglich beobachten ließ.
    Dass sie so unverhohlen und mit so wenig Gepäck abreiste, würde ihn bestimmt neugierig, aber hoffentlich nicht misstrauisch machen, wenigstens, bis sie Zeit genug zum Untertauchen gehabt hatte.
    Falls ihr die Götter gnädig waren, würde er nicht einmal besonders argwöhnisch werden, wenn seine Männer sie im Gedrängel des Flughafens Heathrow aus den Augen verloren.
    Er würde sich vielleicht wundern, dass sie flog, statt eine Fähre oder den Channel‐Tunnel zu nehmen, aber viele Pariser nahmen, wenn sie unter Zeitdruck standen, das Flugzeug für den kurzen Sprung nach London und zurück.
    Im bestmöglichen Szenario würde er mehrere Tage lang nichts Böses über ihre Reise denken – bis sie nicht wieder auftauchte. Im schlimmstmöglichen Szenario würden seine Männer sie noch auf dem Flughafen de Gaulle verschleppen, ohne sich um die zahllosen Zeugen oder um die drohenden Konsequenzen zu scheren. Vor beidem würde Rodrigo nicht zurückschrecken. Sie setzte einfach darauf, dass er nicht so weit gehen würde; bis jetzt wusste er offenbar noch nicht, dass sie nicht diejenige war, die zu sein sie vorgab, sonst hätte er schon längst ihre Wohnung stürmen lassen. Solange er nichts von ihrer falschen Identität ahnte, hatte er auch keinen Grund,

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