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Moerderische Kuesse

Moerderische Kuesse

Titel: Moerderische Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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unnötig Aufsehen zu erregen.
    Lily ging nach unten, um auf das Taxi zu warten, und stellte sich so in den Hausgang, dass sie auf die Straße sehen konnte, ohne von ihren Beschattern entdeckt zu werden. Sie hatte mit dem Gedanken gespielt, zu einem Taxistand ein paar Straßen weiter zu gehen und sich dort einfach anzustellen, aber damit hätte sie Rodrigo Zeit gegeben, die sie ihm nicht gewähren wollte, ganz abgesehen davon, dass der Marsch sie unnötig ermüdet hätte. Früher mal – bis vor gut einer Woche – hätte sie die Distanz im Sprint zurückgelegt, ohne auch nur aus der Puste zu kommen.
    Vielleicht war ihr Herz nur leicht beschädigt worden, gerade so weit, dass Dr. Giordano ein leises Murmeln entdeckt hatte, und diese heimtückische Schwäche würde irgendwann vergehen. Gute drei Tage lang hatte sie absolut flachgelegen, ohne auch nur einen Bissen zu sich nehmen zu können. Der menschliche Körper baute seine Kräfte viel schneller ab als auf.
    Sie würde sich noch einen Monat geben; wenn sie bis dahin nicht wieder auf dem Damm war, würde sie ihr Herz testen lassen. Wo sie das tun oder womit sie dafür bezahlen würde, wusste sie noch nicht, aber sie würde das schon irgendwie hinbekommen.
    Wobei sie natürlich von der Annahme ausging, dass sie in einem Monat noch am Leben war. Dazu musste sie erst Rodrigo und anschließend ihrem ehemaligen Arbeitgeber entkommen. Die Chancen dafür hatte sie bisher noch nicht einmal überschlagen; sie wollte sich nicht alle Illusionen rauben.
    Draußen hielt ein schwarzes Taxi. Lily packte ihre kleine Reisetasche, murmelte: »Showtime«, und trat seelenruhig auf den Bürgersteig. Sie bewegte sich gelassen und ohne jede Nervosität. Doch sobald sie hinten im Auto Platz genommen hatte, holte sie ihren Schminkspiegel aus der Umhängetasche und hielt ihn so, dass sie ihre Beschatter beobachten konnte.
    Als das Taxi losfuhr, löste sich auch ein silberner Mercedes vom Straßenrand. Er wurde kurz langsamer, ein Mann spurtete über den Gehsteig und hechtete auf den Beifahrersitz, woraufhin der Mercedes beschleunigte, bis er genau hinter dem Taxi fuhr. Im Spiegel konnte Lily erkennen, dass der Beifahrer aufgeregt in ein Handy sprach.
    Der Flughafen lag etwa dreißig Kilometer außerhalb der Stadt; der Mercedes klebte die ganze Zeit über an der Stoßstange ihres Taxis. Lily wusste nicht, ob sie nicht vielleicht beleidigt sein sollte; glaubte Rodrigo etwa, sie sei zu dumm, um irgendwas zu merken, oder meinte er, sie würde sich nicht daran stören, dass sie verfolgt wurde? Andererseits überprüfte kein normaler Mensch beim Taxifahren, ob er gerade verfolgt wurde, also deutete die Tatsache, dass ihre Verfolger so wenig Hehl aus ihren Absichten machten, vielleicht darauf hin, dass Rodrigo sie nicht wirklich verdächtigte, auch wenn er sie observieren und verfolgen ließ. So wie sie ihn bisher einschätzte, würde er die Beschattung aufrechterhalten, bis er herausgefunden hatte, wer seinen Vater auf dem Gewissen hatte. Rodrigo war viel zu pingelig, als dass er zugelassen hätte, dass irgendwo ein loser Faden blieb.
    Als sie am Flughafen angekommen waren, spazierte sie seelenruhig zum Schalter von British Airways, um einzuchecken. Ihrem Pass zufolge war sie Alexandra Wesley, Bürgerin des Vereinigten Königreiches, und das Passfoto zeigte sie in ihrer augenblicklichen Haarfarbe. Sie flog erster Klasse, sie gab kein Gepäck auf, und sie hatte diese Identität jahrelang aufgebaut, indem sie unter diesem Namen die verschiedensten Reisen in visapflichtige Länder unternommen hatte. Sie verfügte über mehrere solcher falscher Identitäten, die sie klugerweise und für genau solche Notfälle vor ihren Kontaktleuten in Langley geheim gehalten hatte.
    Der Flug war bereits aufgerufen, bis sie sämtliche Sicherheitschecks durchlaufen hatte und vor dem Abfluggate stand. Sie drehte sich kein einziges Mal um, suchte ihre Umgebung aber gründlich aus dem Augenwinkel ab. Ja, der Mann dort drüben; er beobachtete sie und hielt dabei ein Handy an sein Ohr.
    Er kam ihr nicht näher, sondern telefonierte einfach weiter.
    Ihr Glück blieb ihr hold.
    Dann saß sie wohlbehalten im Flugzeug und befand sich damit quasi unter den Fittichen der britischen Regierung. Sie hatte einen Fensterplatz; der Sitz am Gang war bereits belegt von einer elegant gekleideten Frau von Ende zwanzig oder Anfang dreißig. Mit einer gemurmelten Entschuldigung schob sich Lily an ihr vorbei auf ihren Sitz.
    Nach nicht einmal

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