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Moerderische Kuesse

Moerderische Kuesse

Titel: Moerderische Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Säure ins Gesicht schütteten, wie alle Ersparnisse plötzlich wie von Zauberhand verschwinden oder Autos in tödliche Unfälle verwickelt werden konnten.
    Georges hatte verstanden. Salvatore hatte ihm eben geschildert, was ihm und seiner Familie zustoßen würde, wenn er sich weigerte, Salvatores Forderungen zu erfüllen. Darum hatte er nur genickt und sich seither bemüht, den Schaden zu begrenzen, den er mit der Weitergabe von Informationen und seinen
    gelegentlichen
    Gefälligkeiten
    anrichtete.
    Die
    Drohungen hätten als Motivation ausgereicht, dass Salvatore alle Informationen umsonst bekommen hätte, aber er hatte zusätzlich für Georges ein Schweizer Nummernkonto eingerichtet, auf das er jedes Jahr das Doppelte seines normalen Jahresgehaltes einzahlte.
    Georges war vorsichtig genug, um nach außen hin allein von seinem Gehalt als Interpol‐Angestellter zu leben, aber auch pragmatisch genug, um von dem Schweizer Nummernkonto das Schulgeld für seinen Sohn zu bestreiten. Im Lauf der vergangenen zehn Jahre hatte sich auf dem Konto eine beträchtliche Summe angehäuft, für die er obendrein Zinsen kassierte. Das Geld war da; er würde es nicht verprassen, indem er Luxusgüter kaufte, er würde damit für seine Familie vorsorgen. Irgendwann würde er das Geld unter die Leute bringen müssen, das war ihm klar, aber was er damit anstellen würde, wusste er noch nicht.
    Während der letzten Jahre hatte er vorwiegend mit Rodrigo Nervi zu tun gehabt, den Salvatore als Thronfolger ausersehen hatte und der nun dessen Platz einnahm. Es wäre ihm fast lieber gewesen, wenn er mit Salvatore selbst zu tun gehabt hätte. Rodrigo war kälter als Salvatore, gerissener und, so glaubte Georges, auch skrupelloser. Salvatore hatte seinem Sohn einzig und allein seine Erfahrung und die vielen Jahre vorausgehabt,
    während
    deren
    er
    sein
    teuflisches
    Sündenregister angelegt hatte.
    Georges sah auf die Uhr: dreizehn Uhr. Abzüglich der Zeitdifferenz von sechs Stunden zwischen Paris und Washington war es dort sieben Uhr morgens, genau die richtige Zeit, um jemanden auf dem Handy anzurufen.
    Er benützte sein eigenes Handy, denn er hätte keinesfalls gewollt, dass der Anruf in den Telefonlisten von Interpol auftauchte. Eine fantastische Erfindung, diese Handys; sie machten die Münztelefone praktisch überflüssig. Natürlich waren sie nicht so anonym, aber seines war abhörsicher und wesentlich praktischer.
    »Hallo«, meldete sich eine Stimme nach dem zweiten Klingeln. Im Hintergrund konnte Georges einen Fernseher und die tragende Stimme eines Nachrichtensprechers hören.
    »Ich schicke Ihnen in Kürze ein Foto«, sagte Georges.
    »Könnten Sie das so schnell wie möglich durch Ihr Gesichtserkennungsprogramm laufen lassen?« Er meldete sich nie mit Namen, genauso wenig wie sein Gesprächspartner.
    Wann immer einer von ihnen Informationen brauchte, rief er den anderen auf einem Privattelefon statt im Büro an, was die offiziellen Kontakte auf ein Mindestmaß reduzierte.
    »Klar doch.«
    »Bitte lassen Sie mir die Ergebnisse über die üblichen Kanäle zukommen.«
    Sie legten auf; ihre Telefonate hielten sie stets so kurz wie möglich. Georges wusste praktisch nichts über seinen Verbindungsmann, er kannte nicht einmal seinen Namen.
    Soweit er wusste, kooperierte sein Partner in Washington aus den gleichen Gründen wie er – aus Angst. Nie fiel auch nur ein einziges freundliches Wort zwischen ihnen. Es ging bei ihren Gesprächen allein ums Geschäft, das war ihnen nur zu deutlich bewusst.

    »Ich brauche eine definitive Antwort. Wird das Serum vor Beginn der nächsten Grippewelle fertig?«, fragte Rodrigo Dr.
    Giordano. Auf Rodrigos Schreibtisch lag ein dicker Bericht, aber ihn interessierte allein das Ergebnis: ob der Impfstoff bis zum benötigten Zeitpunkt in der nötigen Menge hergestellt werden konnte.
    Dr. Giordano war von verschiedenen internationalen Gesundheitsorganisationen
    mit
    finanziellen
    Mitteln
    überschüttet worden, um ein wirksames Mittel gegen die Vogelgrippe zu entwickeln. Ihr Labor war nicht das einzige, das auf diesem Feld arbeitete, aber es war das einzige, in dem Dr. Giordano arbeitete. Vincenzo war fasziniert von Viren und hatte seine Privatpraxis aufgegeben, um sie in Ruhe studieren zu können, wobei er zum anerkannten Experten geworden war und inzwischen als jemand angesehen wurde, der entweder genialen Forschergeist besaß oder ungeheures Glück beim Umgang mit den mikroskopisch kleinen Widerlingen

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