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Moerderische Kuesse

Moerderische Kuesse

Titel: Moerderische Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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keinen mehr gegessen, aber sie wusste genau, was sie jetzt wollte: einen Big Mac.

    Swain überlistete sich schon wieder selbst. Allmählich ging ihm das schwer auf die Nerven, aber anscheinend war das nicht zu ändern.
    Er hatte die ehemalige Adresse der Joubrans ausfindig gemacht und festgestellt, dass die Wohnung aufgeräumt, ausgeräumt und danach entweder wieder vermietet oder verkauft worden war. Er spielte mit dem Gedanken, kurz durch ein Fenster einzusteigen und mal nachzusehen, ob er nicht doch noch irgendwas fand, aber das hätte nur etwas gebracht, wenn nicht schon wieder jemand eingezogen wäre.
    Er hatte eine junge Mutter beobachtet, die ihren Babysitter empfing – der äußeren Ähnlichkeit nach zu schließen, ihre Mutter –, woraufhin zwei Kleinkinder aus der Tür in den Regen hinausgestürmt waren, bevor die junge Mutter sie abfangen konnte. Die zwei Erwachsenen hatten mit Engelszungen
    und
    strengen
    Vorhaltungen
    die
    zwei
    kreischenden Vorhangkletterer wieder eingefangen und zurück ins Haus getrieben; und wenig später war die junge Frau, bewaffnet mit Schirm und Aktentasche, erneut herausgestürmt. Ob sie arbeiten oder einkaufen ging, zählte nicht. Für ihn zählte nur, dass die Wohnung nicht mehr leer stand.
    Und seither überlistete er sich ständig selbst. Ursprünglich hatte er vorgehabt, die Nachbarn und die Besitzer der umliegenden Geschäfte nach den Joubrans zu befragen, mit wem sie befreundet waren und so weiter. Aber dann kam ihm der Gedanke, dass Lily, falls er sie inzwischen überholt hatte, während ihrer Fragerunde erfahren würde, dass ein Amerikaner tags zuvor oder sogar wenige Stunden zuvor genau die gleichen Fragen gestellt hatte. Sie war nicht auf den Kopf gefallen; sie würde begreifen, was das zu bedeuten hatte, und sofort in Deckung gehen.
    Den ganzen gestrigen Tag war er ihr nachgejagt und hatte sie einzuholen versucht, aber jetzt musste er neu überlegen. Es stand nicht mehr fest, dass sie ihm weiterhin einen Schritt voraus war, aber das konnte er nur ausnützen, wenn er wusste, was sie als Nächstes unternehmen würde. Bis dahin durfte sie auf keinen Fall auf ihn aufmerksam werden, weil sie sonst sofort wieder verschwinden würde.
    Über verschlungene Kanäle – wobei Murray die Franzosen angezapft hatte – hatte er erfahren, dass Lily unter dem Namen Mariel St. Clair nach Paris zurückgeflogen war, aber die Adresse in ihrem Pass stellte sich als Fischgeschäft heraus. Ein kleiner Scherz ihrerseits, vermutete er. Sie würde sich garantiert nicht noch einmal als Mariel St. Clair ausgeben; wahrscheinlich war sie schon mühelos in die nächste Identität geschlüpft, in der er sie unmöglich aufspüren konnte. Paris war ein Moloch mit über acht Millionen Einwohnern, den Einzugsbereich mitgerechnet, in dem sie sich entschieden besser auskannte als er. Er hatte nur eine verschwindend kleine Chance, dass sich ihre Wege zufällig kreuzen würden, und er wollte sich diese Chance nicht verbauen, indem er sich zu schnell aus der Deckung wagte.
    Verstimmt kreuzte er durch das Viertel, um sich mit der Gegend vertraut zu machen, und studierte dabei scheinbar beiläufig die Gesichter der Passanten, die durch die Straßen eilten. Leider versteckten sich die meisten Fußgänger unter Schirmen, die ihre Gesichter verdeckten, aber auch sonst hätte er keine Ahnung gehabt, wie Lily im Moment aussehen mochte.
    Sie konnte praktisch jede Gestalt angenommen haben außer der einer alten Nonne, also war es vielleicht am zweckmäßigsten, vor allem nach denen Ausschau zu halten.
    Vielleicht sollte er sich erst einmal dieses Nervi‐Labor vornehmen und abchecken, wie viele Sicherungsringe er von außen erkennen konnte. Wer weiß, vielleicht würde er ja bald dort einsteigen müssen?

    Nach einem ungesunden und äußerst befriedigenden Mittagessen fuhr Lily mit der Bahn in die Vorstadt, in der Averill und Tina gewohnt hatten. Als sie wieder ausstieg, hatte es aufgehört zu regnen, und die Sonne unternahm angestrengte Versuche, die deprimierend graue Wolkendecke zu durchstoßen. Wärmer war es zwar nicht geworden, aber immerhin trübte kein Regen mehr die Laune der Menschen. Sie musste an das kurze Schneetreiben in Salvatores Todesnacht denken und sann darüber nach, ob es in diesem Winter in Paris wohl noch öfter schneien würde. Schneeflocken sah man in Paris nur selten. Und wie hatte Zia den Schnee geliebt! Fast jeden Winter waren sie, die drei Erwachsenen, die dieses Kind mehr liebten als

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