Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moerderische Kuesse

Moerderische Kuesse

Titel: Moerderische Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
hatte.
    Ein Impfserum gegen jede Form von Vogelgrippe zu entwickeln war ein Kunststück, weil die Vogelgrippe naturgemäß vor allem Vögel befiel und die Impfseren gegen alle Grippeformen in Eiern gezüchtet wurden. Die Vogelgrippe wiederum tötete die Vogeleier ab, sodass kein Serum entstehen konnte. Wer einen Prozess entwickelte, um ein wirksames, zuverlässiges Mittel gegen die Vogelgrippe herzustellen, hätte eine fast unerschöpfliche Geldquelle erschlossen.

    Ein solcher Impfstoff hatte das Potenzial, zur wichtigsten Verdienstquelle im gesamten Unternehmensverbund der Nervis aufzusteigen und dabei sogar die Opiatsparte zu überflügeln. Bislang endeten Infektionen mit der Vogelgrippe in einer Sackgasse: Das Virus konnte zwar von einem infizierten Vogel auf den Menschen übertragen werden, aber es konnte sich nicht von Mensch zu Mensch weiterverbreiten.
    Der infizierte Mensch konnte entweder sterben oder wieder gesund werden, aber niemanden anstecken. Die Vogelgrippe in ihrer jetzigen Form konnte keine Epidemie auslösen, trotzdem waren die amerikanische Gesundheitsbehörde und die WHO äußerst besorgt über gewisse Mutationen des Virus.
    Die Experten waren halbwegs überzeugt, dass die nächste weltweite Grippepandemie von einem Virus ausgelöst würde, gegen das die Menschen keine Abwehrstoffe entwickelt hatten, weil sie nie zuvor mit ihm in Kontakt gekommen waren, und sie tippten dabei auf ein Vogelgrippevirus – darum hielten sie zu Beginn jeder Grippewelle ängstlich den Atem an. Bislang hatte die Welt einfach verdammt viel Glück gehabt.
    Wenn das Virus die nötige genetische Veränderung durchlaufen hätte, die es ihm ermöglichte, von einem Menschen zum nächsten zu springen, dann würde das Unternehmen, das einen Impfstoff gegen diese Grippe besaß, jeden Preis dafür verlangen können.
    Dr. Giordano seufzte. »Wenn es keine weiteren Rückschläge gibt, könnte das Serum Ende nächsten Sommers fertig sein.
    Dass es keine Rückschläge mehr gibt, kann ich allerdings nicht garantieren.«
    Die Explosion hatte im August die Arbeit im Labor um mehrere Jahre zurückgeworfen. Vincenzo hatte kurz zuvor ein rekombinantes Vogelgrippevirus isoliert und in mühevoller Kleinarbeit eine Methode entwickelt, einen zuverlässigen Impfstoff herzustellen. Bei der Explosion war nicht nur sein Forschungsmaterial vernichtet worden, es waren auch viele wertvolle Informationen verloren gegangen. Computer, Daten, Notizen – alles hatte sich in Rauch aufgelöst. Vincenzo hatte ganz von vorn anfangen müssen.
    Diesmal ging es schneller, weil Vincenzo bereits wusste, was funktionierte und was nicht, aber Rodrigo machte sich trotzdem Sorgen. Dieses Jahr hatte die Welt mit einer ganz normalen Grippe zu kämpfen, aber was war mit dem nächsten Jahr? Ein Impfserum zu produzieren dauerte etwa sechs Monate, und bis zum nächsten Herbst benötigten sie eine große Menge davon. Falls sie länger brauchten und schon nächstes Jahr ein Vogelgrippevirus jene genetische Mutation vollzog, nach der es von Mensch zu Mensch springen konnte, hätten sie die Gelegenheit, ein unermessliches Vermögen zu scheffeln, unwiderruflich verpasst. Die Infektion würde sich wie der Wind rund um den Globus ausbreiten, Millionen Menschen würden sterben, aber schon diese eine Saison würde genügen, damit alle Überlebenden ihr Immunsystem anpassten und dieses eine Virus das Ende seiner Erfolgsgeschichte erlebte. Nur jenes Unternehmen, das den Impfstoff bereithielt, sobald das Virus mutierte, würde den Gewinn einstreichen.
    Vielleicht hatten sie ja noch einmal Glück, und das Vogelgrippevirus würde auch nächstes Jahr nicht mutieren, aber Rodrigo verließ sich nur ungern auf das Glück. Die Mutation konnte jederzeit stattfinden. Es war ein Wettrennen mit dem Virus, das er um jeden Preis gewinnen wollte.

    »Es ist Ihr Job, dafür zu sorgen, dass es keine weiteren Rückschläge geben wird«, erklärte er Vincenzo. »Eine solche Gelegenheit bietet sich nur ein einziges Mal im Leben. Wir werden sie uns nicht durch die Lappen gehen lassen.« Dabei blieb unausgesprochen, dass Rodrigo jemand Neuen beauftragen würde, falls Vincenzo zu scheitern drohte.
    Vincenzo war ein alter Freund, das schon – aber ein Freund seines
    Vaters.
    Rodrigo
    belastete
    sich
    nicht
    mit
    Sentimentalitäten. Die wichtigsten Vorarbeiten hatte Vincenzo geleistet, jetzt war die Entwicklung an einem Punkt angelangt, an dem sie auch ein anderer weiterführen konnte.
    »Vielleicht bietet

Weitere Kostenlose Bücher