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Moerderische Kuesse

Moerderische Kuesse

Titel: Moerderische Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Die gesamte rechte Seite war eingedellt, und Mr. Vinay lag in einem unvorstellbaren Chaos aus Metall, Sitz und Mensch.
    Endlich brachte irgendwer die nervtötende Hupe zum Schweigen, und er hörte in der relativen Stille eine Sirene heulen.
    »Hilfe!«, brüllte er, brachte aber auch diesmal nur ein Krächzen heraus. Er spuckte Blut aus, atmete unter grauenhaften Schmerzen ein und versuchte es ein zweites Mal.
    »Hilfe!«
    »Wir sind schon da«, hörte er eine Stimme. Ein uniformierter Polizist kletterte über die Motorhaube eines der beiden Autos links von ihm, weil die Autos so mit seinem verhakt waren, dass man keinen Fuß auf den Boden bekam. Er sank auf ihrer Kühlerhaube auf Hände und Knie nieder und musterte Keenan durch die Windschutzscheibe. »Hilfe ist schon unterwegs, Kumpel. Sind Sie schwer verletzt?«
    »Ich brauche ein Telefon«, flüsterte Keenan, der im selben Moment begriff, dass der Polizist nicht ihr Nummernschild lesen konnte. Sein Handy war irgendwo im Auto verloren gegangen.
    »Sie brauchen erst mal niemanden anzurufen ‐«
    »Ich brauche ein Telefon, verflucht noch mal«, wiederholte Keenan energischer. Wieder holte er unter Schmerzen Luft.
    Leute von der CIA verrieten grundsätzlich nicht, für wen sie arbeiteten, aber dies war ein Notfall. »Der Mann neben mir ist Direktor für Auslandseinsätze –«
    Mehr brauchte er nicht zu sagen. Der Polizist arbeitete schon länger in der Hauptstadt und fragte deshalb nicht erst: »Was für Einsätze?« Stattdessen zerrte er sein Funkgerät aus der Halterung, bellte ein paar Anweisungen hinein und drehte sich dann um. »Hat irgendwer ein Handy?«, rief er.
    Blöde Frage. Jeder hatte eines. Keine zehn Sekunden später reckte sich der Polizist über die Motorhaube und reichte Keenan ein winziges aufklappbares Handy. Keenan streckte eine blutige, zittrige Hand danach aus und nahm es ihm ab. Er tippte ein paar Ziffern ein, merkte, dass es kein abhörsicheres Gerät war, und sagte im Geist »Scheiß drauf«, bevor er die restlichen Ziffern eingab.
    »Sir.« Mit letzter Kraft kämpfte er gegen das Schwarz der Bewusstlosigkeit an, das von allen Seiten in sein Blickfeld drängte. Er hatte noch einen Job zu erledigen. »Hier ist Keenan.
    Der Direktor und ich hatten einen Unfall, der Direktor ist schwer verletzt. Wir sind …« Seine Stimme versagte. Er hatte keine Ahnung, wo sie waren. Zitternd hielt er dem Polizisten das Telefon hin. »Sagen Sie ihm, wo wir sind«, bat er und schloss die Augen.

    16
    Auch wenn Lily ihre üblichen Kontakte nicht mehr nutzen konnte, so hatte sie im Lauf der Jahre doch eine erkleckliche Anzahl von Menschen mit zweifelhaftem Charakter und unbezweifelbaren Fähigkeiten kennen gelernt, die, natürlich nur gegen einen ansehnlichen Betrag, ihre eigene Großmutter verkauft hätten. Sie hatte immer noch etwas Geld, wenn auch keine größere Summe übrig, weshalb sie hoffte, dass sich
    »ansehnlich« auch durch »angemessen« ersetzen ließ.
    Falls die Überprüfung von Swain positiv ausfiel, würde sich das finanziell günstig auswirken, da er sich schon freiwillig bereit erklärt hatte, mit ihr zusammenzuarbeiten. Wenn sie jemand anderen beauftragen musste, würde sie eine tiefe Kerbe in ihr Bankkonto schlagen müssen. Natürlich durfte sie nicht vergessen, dass Swain bereits zugegeben hatte, kein Experte für Sicherheitssysteme zu sein, aber er hatte immerhin behauptet, die entsprechenden Leute zu kennen. Die alles entscheidende Frage war, ob diese Leute bezahlt werden wollten. Falls ja, war es günstiger für sie, gleich jemanden anzuheuern, statt ihr Geld zu verschleudern, indem sie Swain überprüfen ließ.
    Leider würde sie das mit Sicherheit erst wissen, wenn es längst zu spät war. Sie hoffte inständig, dass Swain okay war.
    Hoffentlich würde man ihr nicht eröffnen, dass er irgendwo aus einer Nervenklinik entkommen war oder, schlimmer noch, dass die CIA ihn geschickt hatte.
    Erst als sie auf dem Weg in ein Internetcafe war, ging ihr auf, dass sie einen taktischen Fehler gemacht hatte, als sie Swain am Vortag hatte stehen lassen. Falls die CIA ihn tatsächlich geschickt hatte, hatte sie Swain dadurch Gelegenheit gegeben, in der Zentrale anzurufen und seine Akte so zurechtstutzen zu lassen, dass sie zu jeder Geschichte passte, die er ihr auftischen wollte. Ganz egal, was sie oder irgendwer sonst über ihn herausfand, sie konnte nie sicher sein, dass die Informationen korrekt waren.
    Sie erstarrte mitten in der Bewegung. Eine

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