Moerderische Kuesse
Hundekuchen, sah nach dem Wasser in der Trinkschale und schaltete zuletzt die Kaffeemaschine ein, die Bridget, seine Haushälterin, am Vorabend vorbereitet hatte. Frank war in Haushaltsdingen ein kompletter Ignorant; es war ihm ein absolutes Rätsel, wie es möglich war, dass er aus Wasser, Kaffee und einem Filter ein ungenießbares Gebräu zusammenkochte, während Bridget aus den gleichen Bestandteilen einen Kaffee zubereitete, der so gut war, dass ihm fast die Tränen kamen. Er hatte sie schon mehrmals beobachtet und es ihr nachzumachen versucht, aber jedes Mal nur eine trübe Brühe produziert. Schließlich hatte sich Frank in die Erkenntnis gefügt, dass es reine Torheit gewesen wäre, noch weitere Versuche im Kaffeekochen zu unternehmen, und sich fortan alle weiteren Demütigungen erspart.
Dodie hatte es ihm immer leicht gemacht, und er folgte noch heute ihren Richtlinien. Alle seine Socken waren schwarz, darum brauchte er sich keine Gedanken zu machen, ob sie zusammengehörten. Alle seine Anzüge waren dezent im Farbton und alle Hemden entweder weiß oder blau, damit sie zu all seinen Anzügen passten, und auch die Krawatten fügten sich nahtlos in jedes Ensemble ein. Er konnte ein beliebiges Kleidungsstück aus seinem Schrank ziehen und sicher sein, dass es zu jedem anderen Stück in seinem Schrank passte. Er würde zwar niemals einen Modewettbewerb gewinnen, aber zumindest machte er sich nicht lächerlich.
Er hatte versucht, im Haus Staub zu saugen … ein einziges Mal. Noch heute war ihm schleierhaft, wie ein Staubsauger vollkommen unerwartet explodieren konnte.
Ingesamt gesehen war es wesentlich besser, die häusliche Front Bridget zu überlassen und sich ganz auf den Papierkram zu konzentrieren. Denn genau damit war er jetzt beschäftigt. Er las, er verarbeitete Fakten, er gab seine fundierte Meinung – ein anderes Wort für »heißer Tipp« – an den Direktor weiter, der sie dann an den Präsidenten weiterreichte, und er entschied aufgrund des Gelesenen über neue Einsätze.
Während
der
Kaffee
durchlief,
schaltete
er
die
Außenbeleuchtung aus und ließ Kaiser in den Garten hinaus, wo der Hund erst am Zaun patrouillierte und dann dem Ruf der Natur folgte. Kaiser wurde allmählich alt, erkannte Frank, während er seinen Gefährten beobachtete, aber das war bei ihm selbst nicht anders. Vielleicht sollten sie beide in den Ruhestand treten, damit Frank endlich etwas anderes zu lesen bekam als immer nur Einsatzberichte und Kaiser seine Schutzaufgaben vergessen und ihm nur noch ein treuer Begleiter sein konnte.
Mit dem Gedanken an einen Rückzug aufs Altenteil spielte Frank inzwischen schon seit mehreren Jahren. Das Einzige, was ihn in seinem Job noch hielt, war die Tatsache, dass John Medina noch nicht aus dem Feld abgezogen werden konnte und Frank niemanden sah, der in Johns Fußstapfen treten konnte. Nicht dass er selbst die Position besetzen würde, aber wenn die Entscheidung eines Tages anstand, würde sein Votum schwer wiegen.
Vielleicht war es bald so weit, dachte Frank. Niema, die seit zwei Jahren mit John verheiratet war, hatte Frank gegenüber gehässig fallen lassen, dass sie gern schwanger werden würde und es ganz schön wäre, wenn John bei der Gelegenheit zu Hause wäre. Die beiden hatten viele Einsätze zusammen abgeleistet, aber die gegenwärtige Mission musste John allein durchführen, und die lange Trennung setzte ihnen zu. Wenn er außerdem Niemas tickende biologische Uhr bedachte, dann konnte sich Frank gut vorstellen, dass John seinen Posten bald an jemand anderen übergeben würde.
Jemanden wie Lucas Swain vielleicht, obwohl auch Swain schon lange im Feld und vom Temperament her das genaue Gegenteil von John war. John war die Geduld selbst; Swain würde einen schlafenden Tiger wachrütteln, nur damit endlich was passierte. John hatte schon im Alter von achtzehn Jahren mit dem Training begonnen – in Wahrheit noch früher –, um so exzellent in seinem Job zu werden. Sie brauchten eine junge Kraft, um ihn zu ersetzen, jemanden, der die gnadenlose psychische und physische Disziplin aufbrachte, die für diesen Job überlebenswichtig war. Swain war ein Genie darin, Ergebnisse zu produzieren – obwohl er meist auf verblüffenden Wegen zu diesen Ergebnissen kam –, aber er war neununddreißig, keine neunzehn.
Kaiser kam mit müde wedelndem Schweif zur Hintertür zurückgetrottet. Frank machte ihm auf, gab ihm noch einen Hundekuchen und schenkte sich dann eine Tasse Kaffee
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