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Moerderische Kuesse

Moerderische Kuesse

Titel: Moerderische Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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mit dem Töten?«
    »Sagen wir einfach, ich bezweifle, dass ich noch viele Aufträge bekommen werde.«
    »Sie könnten sich bei jemand anderem verpflichten.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Nein? Warum nicht?«
    »Weil ich meinen Job nur tun konnte, solange ich glaubte, das Richtige zu tun«, antwortete sie nachdenklich. »Vielleicht war ich naiv, aber ich habe meiner Regierung vertraut. Wenn ich losgeschickt wurde, musste ich davon ausgehen, dass es eine Berechtigung für meinen Auftrag gab. Bei niemandem sonst hätte ich dieses Vertrauen.«
    »Nicht unbedingt naiv, aber eindeutig idealistisch.« Seine blauen Augen wirkten freundlich. »Sie können nicht darauf hoffen, dass irgendwann Gras über diese Nervi‐Sache wächst?« Wieder schüttelte sie den Kopf.

    »Ich wusste, dass er wichtig war. Er versorgte sie mit Informationen.«
    »Und warum haben Sie ihn umgebracht?«
    »Weil er meine Freunde umbringen ließ. Es gibt so vieles, was ich noch nicht weiß, aber – sie hatten sich aus dem Geschäft zurückgezogen und lebten mit ihrer kleinen Tochter ein ganz bürgerliches Leben. Aus irgendeinem Grund sind sie in den Laborkomplex eingebrochen – glaube ich wenigstens –, wo wir uns gestern begegnet sind, und dafür ließ er sie umbringen.« Ihre Stimme wurde heiser. »Sie und ihre dreizehnjährige Tochter Zia. Die wurde auch umgebracht.«
    Swain atmete hörbar aus. »Und Sie haben keine Ahnung, weswegen sie eingebrochen sind?«
    »Wie gesagt, ich weiß nicht mal mit Sicherheit, dass sie es getan haben. Aber irgendwie haben sie Salvatore in sein schmutziges Handwerk gepfuscht, und das ist der einzige Zwischenfall, der in dem passenden Zeitraum aus irgendeinem der Nervi‐Unternehmen gemeldet wurde. Ich glaube, sie wurden von irgendwem dorthin geschickt, aber von wem und warum, weiß ich nicht.«
    »Ich will ja nicht herzlos klingen, aber die beiden waren Profis. Ihnen musste bewusst sein, welches Risiko sie eingingen.«
    »Die beiden schon. Wenn es nur sie getroffen hätte, dann wäre ich zwar zornig und würde sie schrecklich vermissen, aber ich würde nicht – ich weiß nicht, ob ich dann auf Salvatore losgegangen wäre. Aber Zia – das hätte mich nie ruhen lassen.«
    Sie räusperte sich, und die Worte schienen von selbst aus ihrem Mund zu sprudeln. Seit den Morden hatte sie mit niemandem über Zia reden können, und jetzt hatte sie den Eindruck, als wären alle Schleusen gebrochen. »Ich habe Zia gefunden, als sie erst ein paar Wochen alt war. Sie war halb verhungert, verlassen, halb tot. Sie gehörte zu mir, sie war mein Kind, auch wenn ich sie von Averill und Tina adoptieren ließ, weil ich mich in meinem Job unmöglich um ein Kind kümmern und ihr erst recht kein sicheres Heim bieten konnte. Salvatore hat mein kleines Mädchen auf dem Gewissen.« Die Tränen, die sie mit aller Macht zurückgehalten hatte, traten ihr in die Augen und flössen über ihre Wangen.
    »Hey!« Er war sichtbar erschrocken. Weil die Tränen ihren Blick trübten, sah sie nicht, wie er sich bewegte, aber plötzlich war er neben ihr auf dem Sofa, hatte den Arm um sie gelegt und zog sie näher, bis ihr Kopf an seiner Schulter zu liegen kam. »Ich kann Ihnen keinen Vorwurf machen. Ich hätte diesen Drecksack auch umgebracht. Er hätte wissen müssen, dass man keine Unschuldigen tötet.« Er rieb in einer tröstenden Geste ihren Rücken.
    Lily ließ sich kurz halten und gab sich mit geschlossenen Augen seiner Nähe, seiner Körperwärme, dem männlichen Geruch seiner Haut hin. Sie hungerte nach menschlicher Nähe, nach der Berührung eines liebenden Menschen. Er liebte sie zwar nicht, aber er hatte zumindest Mitleid mit ihr, und das genügte fürs Erste.
    Weil sie ein bisschen zu gern in seinem Arm geblieben wäre, richtete sie sich abrupt wieder auf und wischte energisch die Tränen von ihren Wangen. »Verzeihung«, sagte sie. »Ich wollte mich nicht an Ihrer Schulter ausheulen – im wahrsten Sinn des Wortes.«
    »Meine Schulter steht Ihnen jederzeit zur Verfügung. Sie haben also Salvatore Nervi ausgeschaltet. Ich nehme an, die Herrschaften, die Sie gestern zu erschießen versuchten, hatten es deswegen auf Sie abgesehen. Wieso sind Sie immer noch in Paris? Sie haben erledigt, was Sie sich vorgenommen hatten.«
    »Nur zum Teil. Ich will wissen, warum Averill und Tina wieder aktiv wurden. Was war ihnen so wichtig, dass sie diesen Auftrag annahmen, obwohl sie schon längst ausgestiegen waren? Es muss irgendwas Schlimmes gewesen sein, und

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