Moerderische Kuesse
wenn es so schlimm war, dass sie das Gefühl hatten, eingreifen zu müssen, dann soll die ganze Welt davon erfahren.
Ich will den Nervi‐Clan sprengen, vernichten, ich will sie in der gesamten Geschäftswelt zu Parias machen.«
»Kurz gesagt, Sie wollen selbst in das Labor einbrechen und sich dort umsehen?«
Sie nickte. »Ich habe noch keinen genauen Plan; ich bin noch dabei, Informationen zu sammeln.«
»Ihnen ist doch klar, dass die Sicherheitsvorkehrungen nach dem Einbruch Ihrer Freunde verstärkt wurden?«
»Ich weiß, aber ich weiß auch, dass es keine absolute Sicherheit gibt. Irgendwo gibt es immer eine Schwachstelle, man muss sie nur finden.«
»Auch wieder wahr. Ich würde sagen, als Erstes sollten Sie herausfinden, wer die Anlage entworfen hat, und sich dann die Pläne sichern.«
»Vorausgesetzt, sie wurden nicht vernichtet.«
»Nur ein Idiot würde so was tun, schließlich kann niemand ausschließen, dass das System irgendwann repariert werden muss. Wenn der alte Nervi allerdings wirklich so schlau war, dann hat er die Pläne an sich genommen, statt sie von der Sicherheitsfirma aufbewahren zu lassen.«
»Er war schlau, und außerdem so misstrauisch, dass er mit Sicherheit daran gedacht hat.«
»Aber nicht misstrauisch genug, sonst wäre er jetzt nicht tot«, merkte Swain an. »Sogar ich habe von Salvatore Nervi gehört, obwohl ich die letzten zehn Jahre in der anderen Hemisphäre verbracht habe. Wie haben Sie es geschafft, ihm so nahe zu kommen, dass Sie ihn mit Ihrer Knallerbsenschleuder abservieren konnten?«
»Ich habe ihn nicht erschossen«, erwiderte sie. »Ich habe seinen Wein vergiftet und hätte mich dabei um ein Haar selbst vergiftet, weil er darauf bestand, dass ich ihn kosten sollte.«
»Heilige Scheiße! Sie haben gewusst, dass Gift in dem Wein ist, und das Zeug trotzdem getrunken? Sie müssen dickere Eier haben als ich, denn ich hätte das garantiert nicht gebracht.«
»Wenn ich nicht gekostet hätte, wäre er davongestürmt, ohne genug zu trinken, damit das Gift mit Sicherheit tödlich gewirkt hätte. Mir ist nicht viel passiert, nur meine Herzklappe wurde leicht beschädigt, aber ich glaube nicht, dass es ernst ist.« Nur dass sie gestern in seinem Auto kaum noch Luft bekommen hatte, was kein gutes Zeichen war. Sie war nicht mal gerannt, obwohl Adrenalin und Puls bei einer kleinen Schießerei wahrscheinlich mindestens so in Schwung kamen wie bei einem längeren Sprint.
Er sah sie erstaunt an, aber ehe er etwas sagen konnte, klopfte jemand. »Gut, da kommt unser Essen«, sagte er, stand auf und trat an die Tür. Lily schob eine Hand in den Stiefel, damit sie sofort reagieren konnte, falls der Zimmerkellner eine falsche Bewegung machte, aber der rollte nur den Wagen herein und richtete mit routinierten und präzisen Handgriffen die Speisen her; Swain unterzeichnete die Rechnung, und der Kellner zog wieder ab.
»Sie können die Finger von der Knallerbsenschleuder nehmen«, sagte Swain und zog zwei Stühle an den Rollwagen.
»Warum legen Sie sich nicht was zu, das mehr Durchschlagskraft hat?«
»Die Kleine reicht vollkommen aus.«
»Vorausgesetzt, Sie treffen genau ins Ziel. Wenn nicht, wird jemand sehr wütend werden und Ihnen erst recht auf den Pelz rücken.«
»Ich schieße nie daneben«, sagte sie nachsichtig.
Er warf ihr einen kurzen Blick zu und grinste. »Nie?«
»Nie, wennʹs darauf ankommt.«
Die Nachricht, dass der Direktor der Abteilung für Auslandseinsätze bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt worden war, schlug in der nachrichtendienstlichen Branche keine Wellen, sie löste wahre Tsunamis aus. Als Erstes musste untersucht werden, ob der Unfall tatsächlich ein Unfall gewesen war. Es gab effizientere Wege, jemanden zu töten, als durch einen Autounfall, aber die Möglichkeit musste dennoch in Betracht gezogen werden. Durch eine kurze, aber gründliche Vernehmung des Polizisten, der den Lieferwagen verfolgt hatte, nachdem dieser über eine rote Ampel geprescht war, konnte dieser Verdacht ausgeräumt werden. Der bei dem Unfall getötete Fahrer des Lieferwagens hätte wegen einer Reihe von unbezahlten Strafzetteln seinen Führerschein abgeben müssen.
Der Direktor wurde ins Bethesda Naval Hospital gebracht, wo er besser abgeschirmt werden konnte, und dort notoperiert.
Gleichzeitig wurde sein Haus einbruchssicher gemacht, die Haushälterin des Direktors, Bridget, mit der Pflege von Kaiser beauftragt, und der Stellvertreter des Direktors mit Mr. Vinays
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