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Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten

Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten

Titel: Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sutton Verlag GmbH
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Nein, bei genauerer Betrachtung hielt er Aliens in der Erfurter Staatskanzlei sogar für plausibler als Mandy in Verbindung mit dem geklauten Klunker. Aus Frieses Spülkasten.
    »Das ist   … ich meine vom   … Bernsteinzimmer?«
    »Ich bin keine Expertin, aber das sieht wie Bernstein aus. Wie ein Stück aus einem der Kerzenhalter, die man im Internet auf den Bildern vom Bernsteinzimmer sehen kann.«
    »Und was machst du jetzt damit?«
    Mandy zögerte. Sie sah aus wie eine Frau vor einer wichtigen Entscheidung   – etwa: die roten Pumps oder die braunen Stiefel   … Sie fragte: »Was meinst du? Gehe ich zu Kay-Uwe Schober? Oder zur Polizei?«
    »Da wir beide keine Beutekunst-Hehler kennen, wäre ich für Kommissar Fuchs.«
    Mandy trank ihren Milchkaffee. Sie schien das Getränk als Treibstoff zu verwenden. »Du meinst, man könnte den Stein verkaufen?«
     
    Wucht stieg über den Geröllhaufen. Es erwies sich als Vorteil, den Weg schon einmal gegangen zu sein; nichts gegen neue Wege, aber Halt gaben sie selten. Wuchts Lampe leuchtete frisch geladen. Das Gewölbe schien durchs erneute Betreten alles Abenteuerliche abgelegt zu haben.
    Vor ihm lag die Stelle, an der er auf Schobers Leiche gefallen war. Wucht leuchtete ins Rund. Stein, nichts als Fels ringsherum. Was erwartete er auch? Eine Schatztruhe, die sowohl die Polizisten als auch alle anderen vorher übersehen hatten?
    Wucht schloss die Augen. Wo sollte er suchen? Den Weg zurückgehen und die Abbiegung vor dem Gewölbe nehmen, oder den Gang gegenüber inspizieren?
    »Looooothaaaaar!!!«
    Der Schrei stach durchs Ohr direkt ins Hirn. Wucht zuckte zusammen wie unter einem Stromstoß. Er rutschte aus, polterte den Geröllhaufen hinunter.
    Über seinem Kopf pfiff die Luft, als würde jemand eine Angel auswerfen. Dieses Geräusch konnte doch nicht vom Ausrutschen kommen, oder?
    Wucht öffnete die Augen. Guckte hoch. Blech wurde groß. Er rollte zur Seite. Ein Spaten schlug auf die Steinbrocken, wurde wieder hochgehoben.
    »Genug jetzt!« Eine Männerstimme brüllte wie ein Löwe.
    Gott sei Dank, das Eichhörnchen, der Fuchs, die Staatsmacht. Wucht rollte zur Vorsicht noch ein paar Umdrehungen zur Seite, blieb auf dem Rücken liegen, guckte. Im hinteren Gewölbezugang stand Kommissar Fuchs mit gezogener Waffe neben Mandy. Zu Wuchts Füßen hielt ein Mann den Spaten, das Blatt verdeckte den Kopf.
    »Lassen Sie die Schippe fallen. Und bitte ganz vorsichtig.« Fuchs winkte mit der Pistole. Es sah aus wie im Fernsehen, wahrscheinlich guckte der Kommissar Krimis.
    Hinterm Spaten kam ein Mann zum Vorschein: Kay-Uwe Schober.
    Mandy sprang herbei, hüpfte über Gesteinsbrocken, nahm Wuchts Kopf in die Hände, vorsichtig wie ein überdimensionales Ei, vielleicht von einem Saurier. In dem Moment kam er sich vor, als dürfe er kurz vorm Aussterben noch einmal so etwas wie Poesie erleben; in dieser Welt voller Bösewichter, Polizisten und schicker Powerfrauen fühlte Wucht sich verloren, ohne Halt.
    »Die Steine waren falsch«, säuselte Mandy. »Gute Fälschungen. Von einem Fachmann. Friese hat einen Haufen teurer Plagiate.«
    »Friese?« Kay-Uwe Schober guckte über seine Schulter, weil der Kommissar ihm gerade Handschellen anlegte. »Friese hat meinen Bernstein geklaut.«
    »Ach i wo.« Kommissar Fuchs schaltete sich in das Gespräch ein: »Ein Herr Professor stiehlt nicht, er lässt beschaffen. Wir werden ihm wohl außer dem Versuch der Hehlerei nichts nachweisen können.«
    Wucht verstand jetzt, warum er dem Spaten ausweichen musste. Kay-Uwe Schober hatte dem Dieb aufgelauert, weil dieser die Steine für echt halten musste und weitere Artefakte in der Höhle vermutete. Aber warum hatte der Kerl seinen Vater erschlagen?
    »Warum haben Sie Ihren Vater umgebracht?« Mandy richtete sich auf, ohne Wuchts Kopf loszulassen.
    »Sie müssen der Dame von der Zeitung nichts sagen und mir auch nicht. Darauf weise ich Sie hiermit hin.« Kommissar Fuchs klang jetzt wie ein Fuchs.
    »Der alte Starrkopf wollte plötzlich nicht mehr mitspielen.« Kay-Uwe Schober schaute Mandy an. »Wir hatten alles so gut vorbereitet. Ich habe den Juwelier bezahlt, den alten Leinensack für die Fundstelle aufarbeiten lassen. Was das gekostet hat   … Das ganze Geld!« Er ballte die Faust »Er hat am Anfang mitgespielt, die Journalisten eingeladen, eine Rede vorbereitet. Und dann stehen wir hier in der Höhle, und plötzlich dreht Vater durch, schreit was von Seriosität, von seinem guten Ruf. Will

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