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Mörderische Lust: Erotischer Thriller (German Edition)

Mörderische Lust: Erotischer Thriller (German Edition)

Titel: Mörderische Lust: Erotischer Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Evans
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Zug zu begegnen und festzustellen, dass wir das gleiche Buch lesen.“
    „Zufall? Nun, um ehrlich zu sein, glaube ich nicht an Zufälle.“
    „Nicht? Was ist es dann?“
    Ich beuge mich zu ihr vor. So, dass sie tief in mein Dekolleté blicken kann. Wenn Sie eine Kennerin ist, und ich bin mir sicher, dass sie eine ist, wird sie im Ausschnitt meiner Bluse erkennen, dass ich im Gegensatz zu ihr keinen Push-up, sondern einen Bügel-BH Balconette mit Halbschalenkörbchen trage. Diese Schnittform hat weniger Stoff als der normale Bügel-BH und ein tief ausgeschnittenes Dekolleté. Die im Körbchen eingearbeiteten halbrunden Bügel sorgen für eine elegant feminine, runde Form meiner prallen Brüste. Wahrscheinlich kann sie die verführerische Kirsch-Stickerei auf hauchzartem, transparentem rosé Tüll erkennen.
    „Hier riechen Sie mal. Kommen Sie, riechen Sie.“
    Etwas verdutzt und zögerlich streckt sie mir ihren Kopf entgegen. Sie atmet den Duft meines Parfüms ein. Ich setze mich wieder zurück.
    „Merken Sie, wir tragen beide „Roma“ von Laura Biagiotti.“
    „Ja, das habe ich bemerkt, und?“
    „Glauben Sie wirklich, dass es Zufall ist, dass wir uns hier in einem leeren Zugabteil begegnen? Hier sitzen wir: Zwei ausgesprochen schöne Frauen, die den gleichen Duft tragen und den gleichen literarischen Geschmack für erotische Schriften teilen. Es würde mich nicht wundern, wenn wir auch die gleichen erotischen Vorlieben hätten.“
    Ich halte kurz inne und betrachte die Schöne. Jetzt bist du dran. Bist du genau so auf ein kleines Spielchen unter Frauen aus wie ich? Sie schaut zurück. Ihre kristallklaren stahlblauen Augen haben einen stechenden Blick. Die Luft knistert förmlich.
    Bevor sie etwas erwidern kann, geht die Tür auf und eine etwas rundliche Frau betritt das Abteil und plappert im breiten Schwäbisch los.
    „Dahanne isch doch frei, oder? Na, Gott sei Dank. I han schon gedenkt, dass mir bis Stuttgart im Zug stande müsset. Martina, Kevin, kommet her und hört endlich auf zu streite“, kreischt sie in einer übertriebenen Lautstärke.
    Zwei Kinder folgen der Frau, die ihrem Dialekt nach zu urteilen, von irgendwo von der Schwäbischen Alb kommt. Sie fangen gleich an zu streiten, wo sie sich hinsetzen. Ich bezweifele, dass die Mutter gemerkt hat, dass sie sich in einem Abteil der ersten Klasse befindet. Die unbekannte Schöne räumt ihren Mantel aus flauschigem Webpelz in edler Optik mit Knöpfen aus Perlmuttimitaten und ihre Handtasche zur Seite. Offenbar von dieser Störung genervt, nimmt sie einen iPod aus der Manteltascheund stöpselt sich die Hörer in die Ohren und schließt die Augen. Damit ist klar, dass unser Gespräch beendet ist.
    Ich schaue voller Verachtung die Mutter mit ihren Gören an, die sich inzwischen geeinigt haben, wo sie sitzen und kichernd ein Kartenspiel spielen. Sie haben mich um ein mögliches Vergnügen mit diesem Engelsgeschöpf gebracht. Ich hasse es, wenn ich das nicht kriege, was ich will. Und ich hasse glückliche, spielende Kinder. Warum sind sie glücklich? Ich durfte keine glückliche Kindheit genießen. Nein, glücklich war es wahrhaft nicht. Bis vor nicht allzu langer Zeit war ich der Meinung, gar keine Kindheit erlebt zu haben. Ich hatte alles ausgeblendet. Komplett verdrängt. Meine ganze Kindheit hatte ich aus meiner Erinnerung ausgelöscht. Durch eine Psychotherapie, die ich im letzten Jahr machte, kam alles wieder zum Vorschein. Die ganzen Erinnerungen, die Schlafstörungen, die Kopf- und Bauchschmerzen, das immer wieder Weglaufen von zu Hause. Es waren keine Albträume, nein es war Realität gewesen, wie ich immer wieder tagein und tagaus missbraucht wurde. Ein kleines Mädchen als sexueller Spielball dieser Perversen, die meine Mutter nach Hause schleppte.
    Ich würde am liebsten diese laute Schwäbin samt ihrer ganzen Sippschaft auf der Stelle umbringen! Yvonne, atme durch und bleibe ganz cool. Es ist vorbei, es ist so lange her und vorbei. Ich weiß nur zu gut, wohin mein ungezügeltes Temperament mich führen kann. Aber, ich brauche keine verquerte Therapeutin, ich kann mir selber helfen. Ich habe mich selbst im Griff. Atme durch, Yvonne. So ist es besser. Niemandem wäre damit gedient, sollte ich plötzlich die kleinen Gören mit meinemButterflymesser abstechen. Ich atme langsam durch und widme mich meinem Buch.

Montag, 15. März
    11:55 Uhr
    Ich schalte die Dusche aus und trockne mich ab. Ich habe beschlossen, nicht weiter bei der Arbeit blau zu

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