Mörderische Lust: Erotischer Thriller (German Edition)
kleine Tattoo eines Tigers an der Innenseite seines Oberschenkels, das beim Fellatio so zuckte, als ob er springen würde. Oh Yvonne, ich weiß, dass ich böse bin, aber Erpressung finde ich immer wieder so schön.
14:30 Uhr
Ich überlege, ob ich jemals auf einer Beerdigung war. Meine Mutter? Nein, ihrer Beerdigung blieb ich fern. Ich hätte höchstens auf ihr Grab gespuckt, wenn mir meine eigene Spucke nicht zu wertvoll gewesen wäre. Mein früherer Pflegevater, der versucht hat, mir Gottes Wort mit Schlägen einzubläuen? Da hätte ich eher die brutale Verstümmelung meiner Geschlechtsorgane durch eine Beschneidung über mich ergehen lassen, die manche Mädchen und Frauen in Afrika erleiden müssen, als ihm die letzte Ehre zu erweisen.
Meine Schülerin Tanja, die letztes Jahr nach einer Vergewaltigung Suizid beging? Ja, da war ich gewesen. Eine Beerdigung im eigentlichen Sinne war es nicht, sondern eine Feuerbestattung. Auch, wenn ich Tanjas Freund Sven verführt habe und Tanja nach Strich und Faden belogen habe, hatte sie mir vertraut. Ich bin mir nie sicher gewesen, ob sie letztendlich wegen der Vergewaltigung Selbstmord beging oder weil sie von meiner Verführung ihres Freundes erfuhr. Ich habe sogar daran gezweifelt, ob es überhaupt Selbstmord war. Ich nahm an ihrer Feuerbestattung teil, aber nicht, weil ich irgendein schlechtes Gewissen wegen Sven oder der vielen Ammenmärchen hatte, die ich ihr aufgetischt hatte. Die Gefühle von Tanja waren mir im Grunde genommen egal. Es war eher ein Zeichen der Solidarität, denn ich wusste genau, wie es war, von ihren zwei Mitschülern vergewaltigt zu werden, hatten sie das Gleiche doch mit mir gemacht. Bei ihren Vergewaltigungen ging es ihnen nicht nur um die Befriedigung sexueller Bedürfnisse, sondern um Machtausübung. Ich lasse mich von niemandem unterjochen, erst recht nicht von Schülern vonmir. Sie haben beide für ihre Taten zahlen müssen und sind beide tot. So tot wie Alex, der in dem Grab vor mir liegt.
Während des Gottesdienstes in der Kapelle habe ich genauso wenig zugehört, was der Pfarrer erzählte, wie jetzt. Nur in der Kirche war es warm. Ein kalter Wind bläst und ich spüre ihn sehr unangenehm an den Waden, die nur durch meine schwarzen Strümpfe geschützt sind. Meine Füße sind eiskalt. Wenn ich schon einen Rock anziehe, dann hätte ich mir wenigstens Stiefel statt Pumps anziehen sollen. Wieder einmal habe ich mich vom Licht der Märzsonne verleiten lassen. Ich lerne es wohl nie, mich entsprechend warm anzuziehen.
Es ist schon komisch am Grab des Mannes zu stehen, den ich ermordet habe und dessen sämtliche Vermögenswerte ich mir gekrallt habe. Allzu oft in Krimis erscheint der Mörder am Friedhof, wo ihn dann der heldenhafte Kommissar oder Detektiv erkennt und auf irgendeine wundersame Weise der Tat überführt. Mir wird dies sicherlich nicht passieren, stehe ich doch direkt neben dem ermittelnden Kripobeamten, der um seinen Freund und Vereinskameraden trauert.
Zahlreiche Menschen sind hier am Stuttgarter Waldfriedhof, nur ein paar Kilometer nördlich von Alex Wohnung, erschienen. Einige kenne ich vom Taekwon-Do. Die meisten aber nicht. Vermutlich ist die halbe Stuttgarter Justiz anwesend und auch einige Lokalpolitiker. Es kommt nicht gerade jeden Tag vor, dass ein Staatsanwalt ermordet wird. Ich schaue mich in der Runde der Trauenden um. Plötzlich meine ich, jemanden zu erkennen. Ist sie das? Ja, diese Figur, die blonden Haare und trotz der sichtlichen Trauer und geflossenenTränen dieses immer noch perfekte Gesicht. Sie ist es: Die Belle, der ich letzte Woche im Zug begegnete. Sie steht in der ersten Reihe vor dem Grab, da, wo die engsten Verwandten des Toten stehen. Schlagartig wird es mir klar, warum ich bei der ersten Begegnung meinte, sie irgendwoher zu kennen, obwohl ich definitiv wusste, sie noch nie zuvor gesehen zu haben. Dieselbe Nase, dieselben stahlblauen Augen. Sie muss Alex’ Schwester sein!
Ein befremdendes Gefühl überkommt mich, als ich sie hier im am Grab ihres Bruders sehe. Den Mann, mit dem ich so geilen Sex hatte, während ich seine Kehle aufgeschlitzt habe, kaltblütig, ohne mit einer Wimper zu zucken. Komplett in Schwarz gekleidet, sieht sie genauso betörend aus wie bei unserer ersten Begegnung. Unterhalb ihres Mantels kann ich ihre schlanken langen Beine sogar besser erkennen, da sie, genauso wie ich, einen Rock und Pumps trägt. Friert sie genauso wie ich? Vielleicht empfindet sie keine Kälte, da ihre
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