Mörderische Lust: Erotischer Thriller (German Edition)
Folge, dass die meisten Betroffenen als Kinder Opfer von Missbrauch waren, entweder in emotionaler, sexueller oder körperlicher Hinsicht. Als Folgen treten häufig Selbstwertprobleme und das Gefühl auf, die eigene Persönlichkeit sei unvollständig. Die Sexsucht kann in diesem Zusammenhang einen Versuch darstellen, diese Probleme zumindest zeitweise abzuwehren und eine in derKindheit vermisste Nähe und Zuneigung herzustellen …“
Nein. Ich will nichts weiter hören - ich kann nichts weiter hören! Nichts über Kinder, die missbraucht wurden. Ich stehe zum Erstaunen von David plötzlich auf und murmele etwas von duschen gehen. Ich laufe schnell ins Badezimmer und schließe die Tür hinter mir. Das Wasser ist heiß. So heiß, dass ich mich fast verbrühe. Es ist mir egal. Ich stehe eine Weile unter der heißen Dusche. Meine Haut schmerzt. Es ist kein Vergleich zu dem Schmerz, den ich in mir trage. Ich halte es nicht aus und schalte das kalte Wasser an. Kalt, so kalt wie die Eiseskälte, die ich in mir spüre.
Ich weiß gar nicht, wie lange ich in der Dusche hocke. Das kalte Wasser prasselt auf meine nackte Haut. Ich spüre es nicht. Nur Hass, tiefer Hass ist das, was ich empfinde. Es ist etwas Dumpfes und so schwarz – so schwarz wie die dunkelste Nacht. Mir ist zum Heulen aber keine Träne wird meine Augen verlassen. Ich habe vor so langer Zeit so viele Tränen vergossen, ich besitze keine Tränen mehr.
Ich realisiere es kaum, als David das Wasser abschaltet. Er zieht mich zu sich und wickelt ein Badetuch um mich. Er umarmt mich und rubbelt mich trocken. Ich komme mir vor wie in Trance, als er mich ins Schlafzimmer trägt und mich ins Bett unter eine Decke steckt. Allmählich begebe ich mich zurück zur Realität und ich merke, wie es mich friert. David kuschelt sich an mich heran und wärmt mich. Seine Nähe gibt mir Wärme. Das Schwarz meiner hasserfüllten Gedanken erhellt sich und ich blicke zu David.
Es mögen fünfzehn oder zwanzig Minuten vergangen sein, dass wir so da liegen. Genau sagen kann ich es nicht. Inzwischen ist meine normale Körperwärme zurückgekehrt und meine Gedanken sind klar. Dieses panische Gefühl ist wieder weg so als sei es nie da gewesen. Ich breche die Stille.
„Du weißt, warum ich so reagiert habe?“
David nickt vorsichtig. Ich bezweifele, dass er wirklich mein Verhalten versteht. Wie denn auch? Ich verstehe es genauso wenig. Diese unkontrollierten Gefühle der Leere und Schwärze, die mich plötzlich durch schmerzhafte Erinnerungen überkommen und in tiefen Hass münden.
„Ich hatte keine Ahnung. Du hattest mir von deiner schlimmen Kindheit erzählt, aber dass du sexuell missbraucht wurdest, soweit habe ich gar nicht gedacht. Ich bin ein Idiot. Es tut mir, es tut mir so leid …“
„Sch …“, flüstere ich und lege meinen Finger auf seinen Mund.
„Es muss dir nicht leidtun. Es ist bereits so lange her. Was geschehen ist, lässt sich nicht rückgängig machen.“
David schweigt eine Weile. Ich lasse ihn. Ich will sowieso nichts mehr zu dem Thema hören. Gleichzeitig lässt mich sein Schweigen erahnen, dass er nachdenkt und etwas sagen wird, was mir nicht unbedingt behagt. Ich atme ganz ruhig. Egal was er sagt, werde ich ruhig bleiben.
„Du magst Recht haben, dass sich nichts rückgängig machen lässt. Dennoch denke ich, dass du eine Hilfe bekommen könntest.“
„Du meinst bei einer Psychologin? Wenn du dich erinnerst, war ich schon einmal bei einer Therapeutin. Siewar doch selber eine Psychopathin. Meinst du, ich bin irgendwie verrückt?“
„Nein. Natürlich nicht, mein Schatz. Ich meine, ich bin sicherlich kein Experte, aber ich habe in diversen Fortbildungen schon etwas zum Thema Traumatisierungen nach Straftaten mitgekriegt. Und ich weiß, dass Traumatisierungen nicht einfach so von alleine verschwinden. Es gibt schon wirkliche Expertinnen, die Frauen helfen können, die missbraucht wurden. Ich habe doch gesehen, wie es dich so mitgenommen hat. Ich will dir doch nur helfen. Ich liebe dich.“
Ja, das ist wohl wahr. Auch, wenn diese Worte platt klingen. David ist der einzige Mensch, der mich jemals geliebt hat. Er sagt es auch nicht einfach so dahin, sondern er meint es ernst. Er will das Beste für mich und spürt eine tiefe Zuneigung zu mir. Ich? Ich für mein Teil? Ja, ich liebe ihn auch, aber … immer wieder dieses „aber“. Ich weiß nicht, was mich mehr beschäftigt: Die Frage, ob ich ihn aus tiefem Herzen liebe oder die Frage, warum ich
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