Mörderische Lust: Erotischer Thriller (German Edition)

Stress wieder zurück.
    Es ist nur zu gut, dass wir heute bei seinem Schwager, Dr. Gerald Gebhard, eingeladen sind. Ein geselliger Abend wird David helfen, zumindest zeitweise etwasvon der Arbeit abzuschalten. Seinen fünfzigsten Geburtstag feiert der Schönheitschirurg im großen Stil. Nichts anderes würde ich von Davids selbstgefälligem Schwager erwarten. Ich habe ihn bisher zweimal getroffen. Vor einem Jahr am Geburtstag von Davids Schwester und noch mal bei einer kurzen Stippvisite nach Weihnachten. Jedes Mal war seine Überheblichkeit nicht zu übersehen.
    Ich weiß von Lydia’s Geburtstag im letzten Jahr, dass die Feierlichkeiten im Hause Gebhard keine Angelegenheiten sind, wo man leger gekleidet hingeht. Hier trifft sich die „Creme de la Creme“ des gesammelten Baden-Württembergischen Geldadels. Hauptkommissare und Studienrätinnen haben in diesem Kreise normalerweise nichts verloren. David ist aber nun einmal der Bruder von Lydia Gebhard. Ich kann alleine durch meine Schönheit strahlen. Das ist immerhin die halbe Miete in dieser Welt der Schönen und Reichen. Ich habe deshalb zu diesem Anlass ein trägerloses goldfarbenes Abendkleid im zauberhaften Korsagen-Stil gekauft. Das Vorderteil ist aufwendig drapiert und hat einen kleinen Aufschlag am Dekolleté. Der angesetzte, weit schwingende Rock schimmert bei jeder Bewegung. Das kurze Bolero-Jäckchen in Ajourstrick, komplett mit Pailletten bestickt, ist hierzu der perfekte Abendpartner. Dazu passend sind die hochhackigen Slingpumps aus schimmerndem goldenem Satin. Besonders gefallen mir die schmalen Riemen, die mit kristallfarbenen Glitzersteinen besetzt sind. Ein kleines Vermögen hat diese Kleidung gekostet, aber schließlich bin ich in den letzten Wochen zu einem kleinen Vermögen gekommen. Vor gar nicht allzu langer Zeit hätte ich mir sicherlich nicht ein solches Abendkleidgekauft. In den Boutiquen, wo ich meistens einzukaufen pflege, hängen auch nicht solche Kleider. Nur gut, dass ich meine Freundin Iris habe. Allein die Erwähnung des Wortes „Shopping“ reicht aus, um sich in ihren Porsche zu setzen und schnell nach Stuttgart zu brausen.
    Ich finde, wenn ich schon ein solch schönes Abendkleid trage, sollte ein eindrucksvoller Schmuck nicht fehlen. Das Pavè Collier mit Zopfkette aus Gelbgold mit neunundneunzig Brillanten dicht besetzt und die ebenso beeindruckenden Pavè Kreolen aus Gelbgold mit hundertachtundfünfzig Brillanten, die in Frau Teufels Schmuckschatulle lagen, passen wunderbar.
    „Du bist einfach umwerfend. Mir, mir fehlen die Worte. Ich weiß gar nicht, wie ich deine Schönheit beschreiben soll.“
    Ja, Yvonne, dein Auftritt überzeugt. Ich gebe David einen sanften Kuss und strahle ihn an. In seinem schwarzen Anzug, kräftig rotem Hemd und markanter Krawatte sieht er ebenso elegant wie extravagant chic aus.
    „Wenn dir die Worte fehlen, dann sage nichts, mein Schatz. Genieße einfach, dass ich die Frau an deiner Seite bin.“
    Anscheinend hat mein Outfit David tatsächlich so betört, dass er während der Fahrt auf der B10 Richtung Osten nichts weiter redet. Das stört mich nicht. Ich lausche der Musik aus dem CD-Player. Ich weiß, dass David an und für sich ganz andere Musik mag als ich. Umso schöner ist es, dass er aus Rücksicht auf mich auf die Rockmusik, die ich gar nicht einordnen kann, verzichtet.
    Stattdessen läuft Beyoncé. Es trägt schon eine gewisse Ironie, dass das Lied „Speechless“ – sprachlos – einer meiner Lieblingssongs auf der CD ist.
    Ich bin diejenige, die die Stille unterbricht.
    „Die Einladung kam von deiner Schwester Lydia und nicht von Gerald, oder?“
    „Habe ich auch gedacht. Umso überraschter war ich doch, als Lydia mir berichtete, dass dem nicht so sei. Anscheinend hast du bei unserer letzten Begegnung meinen aufgeblasenen Schwager mit deiner spitzen Zunge während einer Diskussion über den Sinn und Unsinn von Beauty-Operationen beeindruckt. Du seiest eine Bereicherung für jede Party, soll er wortwörtlich gesagt haben.“
    Beim Zurückdenken an das Gespräch lache ich.
    „Vermutlich hört er nicht so oft Kontra. Anscheinend ist er kritikfähiger als ich dachte“, meinte David, „das heißt, offenbar ist er bereit, Kritik anzunehmen von einer schönen und intelligenten Frau, wie du es bist. Gerald ist ein Schönheitsfanatiker und ein Möchtegern-Perfektionist. Eigentlich ist er nur oberflächlich und auch noch ein ziemlicher Schleimer. Ein richtiger Opportunist, deshalb versteht