Mörderische Lust: Erotischer Thriller (German Edition)
gibt.“
David blickte nachdenklich zu der Polizeipsychologin.
„Ja genau, David. Die Betroffenen werden durch diese Veranlagung besonders stressanfällig. Erst im Sexrausch wird ein stressfreier Normalzustand erreicht. Die Sucht dient hier als eine Bewältigungsstrategie des Stresses.
Was die meisten Laien nicht wissen ist, dass im Gehirn enthaltene Botenstoffe bei sexueller Betätigung ausgeschüttet werden. Diese Botenstoffe gehören zu den körpereigenen Opiaten und bewirken einen Erregungsanstieg und einen sofortigen Stimmungswechsel. Dabei werden Ängste und Schmerzen reduziert. Wenn in der sexuellen Situation Angst und Risiko im Spiel sind, wird diese Wirkung noch gesteigert.“
„Wie bei einem Triebtäter?“
„Ja, durchaus. Aber lassen wir den kriminalistischen Aspekt zunächst einmal beiseite. Um die ganze Komplexität der Sexsucht zu verstehen, sollst du mal zuhören und denke nicht darüber nach, dass du Polizist bist. So kannst du die Zusammenhänge besser verstehen, indem du unvoreingenommen bist, statt alles mit deiner Kriminologenbrille zu betrachten.“
„Ja, da hast du sicherlich recht.“
„Nun, David, durch die Ausschüttung der von mir bereits erwähnten Botenstoffe kann süchtiges sexuelles Verhalten auch als eine stoffgebundene Sucht verstanden werden. Das bedeutet, dass der Betroffene von einer körpereigenen Substanz abhängig wird. Er ist also quasi ein Junkie von sich selbst. Dabei entsteht eine für jede Sucht typische Spirale. Der Wunsch nach Erleichterung und Nähe kann immer nur kurzfristig befriedigt werden. Nach dem erlebten sexuellen Rauschzustand folgt schnell eine Enttäuschung. Diese wird aber sogleich abgelöst von der Hoffnung, beim nächsten Mal endlich die erwünschte Erfüllung zu finden, sodass der Süchtige sich wieder auf die Suche nach sexueller Befriedigung macht.“
David nickte und überlegte kurz, bevor er nachfragte.
„Mich interessiert hauptsächlich die Frage nach Sexsucht bei Frauen. Ist es genauso wie bei Männern?“
Die Psychologin musterte David.
„Nun, vom Prinzip her schon.“
Sie zögerte für einen kurzen Augenblick. Warum fragte er gezielt nach Sexsucht bei Frauen?
„Das Gefühl, die eigenen Probleme mit Sex lösen zu können, liegt häufig in der ersten sexuellen Erfahrung begründet. Viele Betroffene, egal ob nun männlich oder weiblich, berichten von sehr frühen sexuellen Erlebnissen, die als überwältigend intensiv erlebt wurden. Du kennst doch sicherlich die Schilderung von Drogenabhängigen, die ihre ersten Drogenerfahrungen als einen bis dahin nie gekannten „Kick“ beschreiben. Diese positive Ersterfahrung mit dem Suchtmittel wird dann immer wieder gesucht, um Unangenehmes zu vergessen. Die erlebte Intensität wird aber nie wieder erreicht, sodass es zu ständiger Wiederholung und Dosissteigerung kommt.“
„Dies äußert sich dann bei sexsüchtigen Frauen als nymphomanisches Verhalten?“
Die Psychologin nickte. David schien jemanden Bestimmtes im Sinn zu haben.
„Sicherlich, David, im Volksmund wird eine sexsüchtige Frau als Nymphomanin bezeichnet. Im Vordergrund sexuell süchtigen Verhaltens steht, wie du dir denken kannst, eine Zunahme der Häufigkeit der sexuellen Betätigungen. Dabei lässt die dadurch erfahrene Befriedigung nach und der Einfluss auf das übrige Leben nimmt stetig zu.“
David musste an Yvonne denken, wie oft sie sexuell befriedigt werden wollte.
„Ist aber der Wunsch nach häufigem Sex mit einer Sexsucht gleich zu setzen?“
Frau Riegler-Seethaler schmunzelte.
„Nun, das sicherlich nicht. Wer häufig sexuell tätig ist, ist sicherlich nicht gleich süchtig. Typische Kennzeichen einer Sexsucht wären etwa die stetige Zunahme der gedanklichen Beschäftigung mit oder die Ausübung von Sexualität. Es kommt dadurch zur Dosissteigerung, da dem Betroffenen die momentanen sexuellen Aktivitäten zur Befriedigung nicht mehr ausreichen. Hat sich der Betroffene beispielsweise zunächst auf das Konsumieren von Pornografie beschränkt, sucht er nun auch Prostituierte auf oder geht in Swingerclubs. Oder, um bei dem Beispiel einer sexsüchtigen Frau zu bleiben, es ist denkbar, dass sie selber Prostituierte wird. Zwar liegt die Beschaffung von Geld in erster Linie im Vordergrund, wenn Frauen sich freiwillig prostituieren und gibt es auch sicherlich ohnehin keine empirischen Untersuchungen darüber, aber es ist davon auszugehen, dass eine bestimmte Anzahl dieser Frauen auch sexsüchtig ist.“
„Ja,
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