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Moerderische Schaerennaechte

Moerderische Schaerennaechte

Titel: Moerderische Schaerennaechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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erschien ein entschlossener Zug um seinen Mund.
    »Wir waren acht Jungs, die zusammen einrückten. Alle mit dem Traum, Elitesoldaten zu werden und Schwedens bester Einheit anzugehören. Wir waren gut in Form, durchtrainiert, sportlich, und wir hatten uns freiwillig gemeldet. Die Aufnahmeprüfungen waren schwer, nur eine Handvoll hat die Tests bestanden. Ich weiß noch, wie glücklich ich über den Aufnahmebescheid war. Ich fühlte mich … als etwas Besonderes. Auserwählt.«
    »Aber das ging vorbei?«, fragte Margit.
    »Es war die Hölle. Alle normalen Regeln galten nicht mehr. Wie die uns behandelt haben …«
    Anders Martinger lehnte sich zurück und lockerte seinen Schlips.
    Thomas sah einen Mann, der lange versucht hatte, die Tür zu seinen Erinnerungen abzuschließen.
    »Heute haben sie viel am System geändert«, fuhr Martinger fort. »Jetzt gelten völlig andere Regeln. Die Prinzipien moderner Menschenführung haben inzwischen auch in diese Kreise Eingang gefunden.«
    Er brachte ein müdes Lächeln zustande.
    »Spezialausgebildetes Personal ist eine teure Ressource, da kann man es sich nicht leisten, dass irgendwelche Verrückten sich an der Mannschaft austoben. Aber in den Siebzigern hatten diese Leute freie Hand. Die Offiziere konnten mit ihren Leuten umspringen, wie sie wollten, und extreme Bestrafungen, Verzeihung, »Belohnungen«, wie man das damals nannte, wurden fleißig verhängt. Es ist schwer zu erklären. Damals fand man das normal. Heute erscheint es nur noch absurd.«
    »Sind Sie deshalb nicht bei der Küstenartillerie geblieben?«, fragte Thomas.
    Martinger nickte.
    »Ich bin zur Luftwaffe gegangen. Da haben sie Wert auf das gelegt, was auch in der Zivilgesellschaft wichtig ist: Bescheidenheit, selbstständiges Denken, Flexibilität. All das, was es in diesen Jahren auf Korsö nicht gab.«
    In Martingers Gesicht spiegelten sich widerstreitende Gefühle. Loyalität gegenüber den alten Kameraden kämpfte mit dem Wunsch, ehrlich zu sein.
    »Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr nehme ich Abstand von den damaligen Werten. Wenn ich heute zurückschaue, kann ich kaum verstehen, wie es so zugehen konnte. Oder dass ich gewisse Situationen nicht vorhergesehen habe. Das quält mich manchmal.«
    Eine leichte Röte war auf Martingers Wangen zu erahnen.
    »Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Damals hielt man die Klappe und gehorchte. Meistens war man erleichtert, wenn es jemand anderen traf. Unsere Gruppe hielt zusammen, natürlich, aber manchmal …«
    Er beendete den Satz nicht.
    »Trotzdem haben Sie als Berufssoldat weitergemacht, viele Jahre lang«, sagte Margit.
    Martinger fuhr sich übers Haar.
    »Das Militär hat mir viel gegeben, das muss ich betonen. Ich habe eine hervorragende Ausbildung erhalten, als Pilot und in der Personalführung, und viele Freunde fürs Leben gefunden. Ich habe mich beim Militär wirklich wohlgefühlt, nur nicht bei den damaligen Küstenjägern. Hätte SAS mir nicht ein attraktives Angebot gemacht, wäre ich sicher geblieben.«
    Thomas wechselte das Thema.
    »Sie hatten einen Feldwebel namens Robert Cronwall als Ausbilder. Wie war er?«
    Anders Martinger richtete sich auf.
    »Das war ein richtiges Schwein. Ein Stammoffizier, kaum älter als wir. Er war ein Jahr vor uns eingerückt und wollte Reserveoffizier werden. Die Reserveoffiziersausbildung begann nur wenige Tage nach unserer Entlassung.«
    »Können Sie uns ein bisschen über ihn erzählen?«, fragte Margit.
    Schweres Ausatmen.
    »Er war eigenartig. Die meisten Offiziere wussten, wo die Grenze war, obwohl auch sie richtig gemein werden konnten. Aber bei Cronwall musste man immer mit dem Schlimmsten rechnen.«
    Margit lehnte sich interessiert vor.
    »Wie meinen Sie das?«
    Martinger stieß ein freudloses Lachen aus.
    »Ich gebe Ihnen ein Beispiel. Einmal ist ein Kamerad aus unserer Gruppe eingeschlafen. Es war übrigens Kaufman, der jetzt tot ist.«
    »Wir haben ihn noch kennengelernt, bevor er starb«, warf Margit ein.
    Anders Martinger nickte.
    »Wir hatten eine anstrengende Übung im Schnee absolviert, anschließend war Theorieunterricht im Klassenraum. Es war schwer, in der Wärme wach zu bleiben. Kaufman nickte ein. Zack. Cronwall weckte ihn mit einem Faustschlag mitten ins Gesicht.«
    Margit schnappte nach Luft.
    Martinger bemerkte ihre Reaktion, fuhr aber in derselben Tonlage fort.
    »Das Blut schoss ihm aus der Nase. Raten Sie mal, ob wir danach hellwach waren.«
    »Hat ihn niemand deswegen

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