Moerderische Schaerennaechte
Backsteinvilla jemand zu Hause war oder nicht. Die alten Obstbäume, die bei ihrem letzten Besuch voller Äpfel gewesen waren, standen nun fast kahl. Nur hier und da hing noch ein Apfel an den knorrigen Ästen.
Thomas parkte am Bürgersteig vor dem Haus, und sie stiegen rasch aus dem Wagen. Er blickte hinauf zum Küchenfenster, aber es war niemand zu sehen. Auf der Garagenauffahrt stand ein schwarzer Volvo.
War das Cronwalls Auto? Das um diese Tageszeit vor seinem Büro stehen müsste? Thomas war sich sicher, dass es bei ihrem letzten Besuch auch hier geparkt hatte.
Als sie die Treppe hinaufgingen, wurde die Haustür geöffnet, und Birgitta Cronwalls blasses Gesicht erschien. In der Hand hielt sie ein Telefon.
»Endlich!«, sagte sie mit zitternder Stimme. »Ich warte schon den ganzen Vormittag. Kommen Sie herein.«
Margit und Thomas sahen sich fragend an und folgten ihr in die Küche.
Birgitta Cronwall wirkte vollkommen aufgelöst. Die Haare hatte sie achtlos im Nacken zusammengeklammert, und von dem diskreten Make-up, das sie beim letzten Mal getragen hatte, war diesmal nicht viel zu sehen.
»Entschuldigung«, sagte Margit, »aber ich kann nicht ganz folgen. Ich wüsste nicht, dass wir für heute einen Termin vereinbart hätten.«
Birgitta Cronwall machte ein Gesicht, als zweifelte sie an Margits Verstand.
»Aber ich habe doch schon vor Stunden mit der Polizei telefoniert!«, rief sie aus.
»Tut mir leid«, sagte Thomas. »Mit uns jedenfalls nicht.«
»Ich habe eine Vermisstenanzeige aufgegeben«, erklärte sie mit aufgeregter Stimme. »Ich habe heute Morgen bei Ihnen angerufen und gemeldet, dass Robert verschwunden ist. Er war heute Nacht nicht zu Hause, und er hat auch nichts von sich hören lassen. Ich habe all unsere Freunde angerufen, aber keiner hat ihn gesehen. Ich mache mir solche Sorgen.«
Sie sank auf einen Küchenstuhl und brach in Tränen aus.
»Jetzt mal ganz von Anfang an«, sagte Margit mild und riss ein Blatt Papier von der Küchenrolle, die auf der Anrichte stand. »Was genau ist passiert?«
Birgitta Cronwall schnäuzte sich und zwang sich zu einem matten Lächeln. Thomas zog einen Stuhl hervor und setzte sich neben sie.
»Als ich gestern Abend nach Hause gekommen bin, war Robert nicht da, obwohl sein Auto draußen stand. Ich habe angefangen, das Abendessen zu machen, aber um acht war er immer noch nicht da. Also habe ich im Büro angerufen, aber da hat keiner abgenommen, und ans Handy ist er auch nicht gegangen.«
»Was haben Sie dann gemacht?«
»Ich habe noch ein paar Stunden gewartet, dann habe ich in unserem Freundeskreis herumtelefoniert, aber keiner hatte ihn gesehen.«
Sie schluchzte auf und schluckte krampfhaft.
»Das sieht Robert überhaupt nicht ähnlich. Er ist immer so pünktlich. Schließlich bin ich zu Bett gegangen, aber an Schlaf war nicht zu denken, ich habe die ganze Nacht wach gelegen und gewartet, dass die Haustür aufgeht. Gegen sieben Uhr morgens habe ich die Polizei angerufen. Und seitdem habe ich alle angerufen, die wir kennen.«
»Er war also seit vierundzwanzig Stunden nicht zu Hause«, sagte Thomas. »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
»Gestern Morgen.«
»Und da war alles normal?«, fragte Margit. »Sie haben sich nicht gestritten?«
Birgitta Cronwall schüttelte den Kopf.
»Alles war genau wie immer. Außer, dass ich ein bisschen später nach Hause gekommen bin. Dienstags besuche ich einen Spanischkurs, da komme ich selten vor sieben Uhr abends heim.«
»Wann kommt Ihr Mann normalerweise?«
»Gegen sechs.«
Thomas dachte an die anderen Opfer. Zwei waren in ihrer eigenen Badewanne ertränkt worden. Nun war Robert Cronwall offenbar verschwunden.
Oder doch nicht?
»Frau Cronwall«, sagte er behutsam, »haben Sie im ganzen Haus nachgesehen?«
Birgitta Cronwall machte ein erschrockenes Gesicht.
»Wie meinen Sie das?«
»Sind Sie sicher, dass er nicht irgendwo hier ist?«
Jetzt schien sie beleidigt.
»Natürlich weiß ich, dass er nicht hier zu Hause ist.«
»Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mich mal umsehe?« Thomas stand auf und schob den Stuhl an den Küchentisch. »Wie viele Badezimmer gibt es im Haus?«
Es war offensichtlich, dass Robert Cronwalls Frau nicht verstand, worauf Thomas hinauswollte, aber sie antwortete gehorsam.
»Wir haben eins im ersten Stock und eins oben unterm Dach, neben dem Gästezimmer.«
»Haben Sie dort oben nachgesehen?«
Ein Ausdruck von Unsicherheit glitt über ihr Gesicht.
»Nein. Ich habe nur
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