Moerderische Schaerennaechte
aufgelöst werden konnte. Sie hatte alle Anträge am zehnten April eingereicht, einen guten Monat, nachdem sie von Henriks Affäre mit Marie erfahren hatte.
Sie war sich ihrer Sache selten so sicher gewesen wie an dem Tag, an dem sie den großen braunen Umschlag ans Amtsgericht geschickt hatte.
Nora ließ sich auf ihrem Bürostuhl nieder.
Vor sechs Monaten hatten sie sich getroffen, um die Situation zu besprechen. Sie hatte noch in ihrem Reihenhaus gewohnt, während Henrik vorübergehend zu seinen Eltern gezogen war.
Er war an jenem Abend gegen zehn gekommen, als die Jungs schliefen. Da hatte sie bereits alle Papiere auf dem Küchentisch bereitgelegt. Scheidungsantrag, Antrag auf Haushaltsteilung, alles, was notwendig war, um einen Schlussstrich unter ihre Ehe zu ziehen. Henrik war blass geworden, als er begriff, dass sie es ernst meinte. Nora hatte sich geweigert, darüber zu diskutieren. Sie hatte nur auf die Dokumente gezeigt.
»Du musst auch unterschreiben«, hatte sie in strengem Ton gesagt. »Solltest du es nicht tun, reiche ich den Antrag trotzdem ein.«
Alles, was sie gewollt hatte, war, dass er unterschrieb und wieder ging.
Henrik hatte einen letzten Versuch gemacht. Seine Augen waren so merkwürdig blank gewesen. Er hatte den Mund geöffnet, als wollte er etwas sagen, was sie umstimmen könnte.
»Es war ein Fehler«, sagte er schließlich. »Marie bedeutet mir nichts. Du und die Kinder sind das Wichtigste in meinem Leben. Ich weiß, ich habe nicht das Recht, dich darum zu bitten, aber kannst du mir nicht verzeihen, Adam und Simon zuliebe?«
Der bittende Ausdruck in seinen Augen hatte sie beinahe weich gemacht.
Sie hatten sich an den Küchentisch gesetzt, und er hatte den Arm ausgestreckt und seine Hand auf ihre gelegt. Die Wärme seiner Finger drang durch ihre Haut. Die leichte Berührung hatte tausend Erinnerungen geweckt.
»Bitte, Nora, ich liebe dich. Das tue ich wirklich. Ich kann ohne dich und die Jungs nicht leben.«
Seine Stimme hatte versagt. Henrik hatte das Gesicht abgewandt und den Kopf gesenkt.
Und dann hatte er angefangen zu weinen.
Wie Adam, hatte Nora gedacht. Genau wie Adam, wenn er verzweifelt ist. Sie sind sich so ähnlich, die beiden. Mein Sohn und mein Mann.
Der Zweifel hatte sich wieder gemeldet. Tat sie wirklich das Richtige?
In dem Moment hatte sein Handy geklingelt.
Henrik hatte nicht darauf reagiert, sondern es einfach klingeln lassen. Aber eine halbe Minute später klingelte es wieder. Er hatte Noras Hand losgelassen und das Telefon aus der Tasche gezogen. Und das Gespräch weggedrückt.
Zu spät. Nora hatte bereits gesehen, wer ihn sprechen wollte.
Marie, hatte auf dem Display gestanden.
Das hatte genügt, um ihre Wut zu wecken. Der Zorn, der sie durch die letzten Monate begleitet hatte, war mit voller Wucht zurückgekehrt.
Sie hatte ihre Hand zurückgezogen und den Stuhl abgerückt.
»Unterschreib jetzt. Du kannst dich bei Marie ausheulen, wenn wir hier fertig sind. Wir zwei haben uns nichts mehr zu sagen.«
Wenige Monate später war Marie in ihr altes Reihenhaus eingezogen. Eine Woche nach Noras Auszug war ein voll beladener Transporter gekommen. Zufällig war Nora zur selben Zeit vorbeigefahren, um ein Spielzeug zu holen, das Simon vergessen hatte, und hatte die Umzugskartons gesehen, die ins Haus getragen wurden.
Jedes Mal, wenn sie über ihre zerbrochene Ehe trauerte, beschwor sie das Bild von Maries Umzugskartons herauf.
»Am zehnten Oktober sind sechs Monate um«, sagte Nora jetzt. »Nächsten Donnerstag kann das Gericht das Scheidungsurteil aussprechen. Es ist nur eine Formalität.«
Henrik sagte nichts.
»In einer Woche können wir geschieden sein«, sagte sie.
»Musst du das so durchpeitschen?« Henriks Stimme war dünn. »Ist es wirklich so wichtig, von mir geschieden zu werden, dass du die Tage zählst?«
Nora erhob sich und ging zum Fenster. Es regnete. Der Lärm des Nachmittagsverkehrs drang gedämpft von der Straße herauf, und ein paar gelbe Blätter wehten draußen vorbei.
Sie lehnte die Stirn gegen die kühle Scheibe.
»Ja«, sagte sie. »Das ist es.«
Kapitel 68
Thomas riss die Tür zum Badezimmer auf, alle Sinne aufs Äußerste geschärft. Er starrte sekundenlang auf die Badewanne, bis er begriff, dass niemand darin lag. So sehr hatte er damit gerechnet, Robert Cronwall ertrunken vorzufinden.
Die Brust wurde ihm eng, er hielt unbewusst immer noch die Luft an. Er atmete erleichtert aus und blickte sich um.
Der schlichte
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