Moerderische Sehnsucht
gibt, mit aufs Revier und gehe sie dort noch einmal durch.«
» Wir sehen uns dann im Besprechungsraum.«
Sie hievte sich von ihrem Stuhl, weil sie lieber auf den Beinen war. Sie konnte deutlich spüren, dass sie körperlich am Ende war, wenn sie sich nicht bewegte, schliefe sie wahrscheinlich einfach ein.
Er war hier in New York. Lebte und arbeitete in der Stadt und hielt auch Ariel hier gefangen, irgendwo in einem Haus, das völlig oder teilweise unversehrt aus den Innerstädtischen Revolten hervorgegangen war. Zu dem er eine Beziehung hatte, weil es die Erinnerung an Edwina Spring und an die alten Zeiten barg.
Etwas anderes käme für ihn nicht infrage, davon war sie überzeugt.
Der Tod war sein Geschäft. Die Präparierung oder Entsorgung von Leichen wie zur Zeit der Innerstädtischen Revolten, aus wissenschaftlicher Neugier oder weil sich damit ein Gewinn erzielen ließ. Er lebte vom Tod.
Ein ums andere Mal wiederholte er den Tod von dieser einen Frau, befriedigte dadurch sein Verlangen nach Kontrolle und den Wunsch, Schmerzen zu bereiten. Sich mit Schmerzen und dem Tod eingehend zu beschäftigen.
Nach Meinung des Pathologen wandte er dabei neben ein paar neueren Geräten immer noch dieselben Folterinstrumente wie zur Zeit der Innerstädtischen Revolten an. Auch die Medikamente stammten aus der Zeit. Weil ihm die Verbindung wichtig war.
Außerdem war er ein Opern-Fan. Denn die Oper war dramatisch, tragisch und zugleich eine Verbindung zu Edwina Spring. Seine Verkleidungen waren für ihn Kostüme und die Decknamen sah er als Rollen an.
Waren im Grunde nicht auch seine Opfer Partnerinnen in dem Stück?
Wie lange würde es noch dauern, bis er Eve ihr Stichwort gab? Und warum in aller Welt wartete sie überhaupt darauf?
Sie holte sich einen Kaffee und warf eine zweite Pille ein. Im Grunde war die Einnahme von einer zweiten Pille innerhalb von vierundzwanzig Stunden nicht erlaubt. Aber wenn sie die Bühne beträte, wollte sie auf keinen Fall so müde sein, dass sie ihren Text vergaß.
Sie spülte die Pille mit Kaffee herunter, kehrte in den Besprechungsraum zurück und stellte die Konferenzschaltung von ihrem Handy ein, damit auch der Teil ihres Teams, der noch nicht zurückgekommen war, die Besprechung mitbekam. » Also, was gibt es Neues? Zuerst die elektronischen Ermittler. Feeney?«
» Wir gehen gerade die Disketten durch, die ich aus dem Bestattungsinstitut mitgebracht habe. Außerdem werden wir auch die Akten durchsehen, um zu gucken, ob es dort irgendwelche Informationen über Robert Lowell oder seine Stiefmutter gibt. Das zweite Team hat eine Liste bisher nicht geklärter Mordfälle und vermisster Frauen, die vielleicht auf das Konto dieses Typen gehen.«
» Ist dabei schon etwas herausgekommen?«
» Zwei Fälle könnten passen. Beide in Italien, einer vor fünfzehn Jahren, der andere vor zwölf. Beides vermisste Frauen, auf die die Beschreibung unserer anderen Opfer passt. Eine aus Florenz, die andere aus Mailand.«
»Roarke , hat Lowell geschäftlich in einer der Städte zu tun?«
» In Mailand. Dort hat das Unternehmen eine Filiale eröffnet, kurz bevor der alte Herr den Löffel abgegeben hat.«
» Also will ich als Erstes sämtliche Details des Mailänder Falls. Baxter, rufen Sie den damals ermittelnden Beamten oder seinen Vorgesetzten an. Besorgen Sie sich notfalls einen Dolmetscher für das Gespräch. Roarke , ruf die Orte, an denen Lowell Häuser in New York hat, auf dem Bildschirm auf.
Die sehen wir uns an«, erklärte sie, als sie die Adressen sah. » Feeney, sorg dafür, dass uns der Richter Blanko-Durchsuchungsbeschlüsse für die Häuser erteilt. Zu jedem Haus fahren drei Mann und bleiben ständig mit uns in Kontakt. Zuerst gucken wir uns die reinen Privat- und Firmengebäude an. Wir brauchen Aussagen, Unterlagen, alles, was uns weiterbringen kann.«
» Es gibt noch zwei Gebäude, in denen früher Filialen des Unternehmens waren«, warf Roarke ein. » Eins wurde während des Krieges so zerstört, dass es abgerissen wurde, bevor man ein Apartmenthaus dort errichtet hat. Das andere ist noch intakt. Lowells Vater hatte es kurz nach den Innerstädtischen Revolten erworben und dann vor dreiundzwanzig Jahren wieder verkauft.«
» Die beiden Häuser übernehme ich. Schalt meine Augen und Ohren ein, Feeney. Peabody und zwei uniformierte Beamte können mich beschatten. Aber dabei halten sie einen Mindestabstand von zehn Häuserblöcken ein. Ich mache mich in fünf Minuten auf den
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