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Mörderische Tage

Mörderische Tage

Titel: Mörderische Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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der Moment sein, wo wir ihn kriegen. Das wird ihn aus der Ruhe bringen, und er wird Fehler machen, weil er uns das nicht zugetraut hat.« Hellmer stellte sich hin, streckte sich, gähnte und sah danach Durant an. »Mir ist klar, dass wir noch mit weiteren Opfern rechnen müssen, aber am Ende werden wir gewinnen.«
    »Schon mal was vom Pyrrhussieg gehört?«, fragte Durant lapidar.
    »Sicher, aber jeder Sieg ist ein Sieg. Wenn das alles hier vorbei ist und diese Bestie hinter Schloss und Riegel sitzt, werden wir der Opfer gedenken und um sie trauern. Die Medien und die Öffentlichkeit werden nach der Todesstrafe verlangen und, und, und … Aber was kaum einer tun wird, ist, nach den Opfern zu fragen, die keine geworden sind. Und wenn wir ihn womöglich erst nach dem zwanzigsten Mord schnappen, dann haben wir vielleicht hundert oder sogar mehr Menschenleben gerettet. Ich weiß, das klingt etwas verquer und zynisch, trotzdem solltest du es mal aus dieser Warte betrachten. Jeder Serienkiller hinterlässt eine Schneise des Todes, aber jeder von diesen Bastarden, die wir fangen, kann kein Unheil mehr anrichten.«
    »Zwanzig wäre verdammt viel«, erwiderte Julia Durant, während sie mit einem Stift spielte. »Denn hinter jedem Opfer stecken noch eine ganze Reihe anderer Menschen –Freunde, Verwandte, Bekannte, Ehepartner, Kinder …«
    »Das war doch auch nur eine hypothetische Zahl. So weit wird es nicht kommen, das verspreche ich.«
    »Wie willst du das versprechen, wenn du nicht mal den Hauch einer Ahnung hast, wo du unseren Bastard suchen sollst?«
    »Auch nur ein Gefühl. Ich kann es nicht erklären.«
    »Was, wenn er in der Vergangenheit schon viel mehr Morde begangen hat? Wie viele unaufgeklärte Vermisstenfälle hatten wir in den letzten zehn Jahren? Nur im Rhein-Main-Gebiet, dem Hochtaunuskreis, in der Wetterau, von mir aus auch noch weiter südlich bis Bensheim.«
    Hellmer setzte sich an seinen Computer und tippte etwas ein. Kurz darauf öffnete sich eine Datei, und er sagte: »Nehmen wir noch den Rheingau dazu, dann kommen wir seit 1997 auf achtundvierzig Personen, darunter drei Kinder zwischen acht und dreizehn Jahren, sieben Jugendliche zwischen vierzehn und achtzehn, achtundzwanzig Frauen zwischen achtzehn und vierundsechzig, davon allein sechzehn im Alter zwischen zwanzig und zweiunddreißig, sowie zehn Männer, von denen der jüngste einundzwanzig und der älteste zum Zeitpunkt des Verschwindens neunundsiebzig war.«
    »Erschreckend«, kommentierte Durant diese Zahlen mit beinahe stoischer Ruhe, obwohl sie innerlich kochte. »Gibt es eine Häufung bei den Jahreszahlen?«
    »Du meinst, ob in manchen Jahren besonders viele Personen vermisst gemeldet wurden?«
    »Hm.«
    »2002 und 2006«, murmelte Hellmer, nachdem er die Liste durchgegangen war. »2002 waren es dreizehn und letztes Jahr sogar sechzehn. Eine exorbitant hohe Zahl«, sagte er und fuhr sich über den Dreitagebart. »Letztes Jahr war nur ein Kind dabei, dafür aber zwölf Frauen im Alter zwischen neunzehn und einundvierzig sowie drei Männer.«
    »Gibt es auch eine Häufung der Örtlichkeiten?«
    Hellmer schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Das heißt, er könnte in dem einen oder andern Fall seine Hände im Spiel haben, die Häufung könnte aber auch purer Zufall sein.«
    »Ich denke, du glaubst nicht an Zufälle.«
    »Ich habe mich falsch ausgedrückt, tut mir leid. Die Häufung der vermissten Personen kann auf wissenschaftliche Daten zurückgehen wie Witterungsverhältnisse, aber auch politische und wirtschaftliche Ereignisse. Das haben japanische und amerikanische Wissenschaftler herausgefunden. So kann zum Beispiel eine langanhaltende Hitzeperiode genauso zu unüberlegten Handlungen, Depressionen und Suiziden führen wie die dunkle Jahreszeit. Ebenso können Hitzewellen mit tropischen Nächten die Einbruchs-, Vergewaltigungs- und Mordrate in die Höhe treiben.«
    »Jetzt mach aber mal halblang«, sagte Hellmer. »Ist das jetzt dein Ernst oder …«
    »Es ist mein Ernst, lies die entsprechende Literatur. Allerdings sind diese Erkenntnisse noch nicht empirisch belegt, sonst würden wir alle sie kennen. Ich hab's auch nur in einem Magazin gelesen.«
    »Und in welchem? Bild der Frau?«
    Julia Durant lachte auf. »Das traust du mir zu, was? Nein, ich müsste zu Hause nachsehen. Das Ganze klingt für mich aber absolut plausibel.«
    »Okay, belassen wir's dabei. Und jetzt?«
    »Ich hoffe, die ersten Ergebnisse aus der Rechtsmedizin und die Fotos

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