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Mörderische Tage

Mörderische Tage

Titel: Mörderische Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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aber er schwitzt wie in der Sauna. Sein ganzes Verhalten war verdächtig. Und da habe ich eben zwei und zwei zusammengezählt und bin bei dem Verhältnis gelandet. Vierzehn Jahre führen die eine heimliche Beziehung, was für ein unmenschlicher Stress. Leute, schafft das Zölibat ab …«
    »Nun mal ganz sachte. Gehst du immer so vor?«
    »Frank, ich bin seit knapp zwei Jahren bei der Sitte, da geht's häufig sogar noch rauher zu. Ist nicht mein Traum, dort zu bleiben.«
    »Was würdest du denn lieber machen?«
    »K 11«, erwiderte sie grinsend und stieg in den Porsche ein.
    »Wenn wir mit dem Fall fertig sind, kann ich ja bei Berger mal ein gutes Wort für dich einlegen. Wir sind sowieso dabei, die Mannschaft zu verstärken.«
    »Wäre toll, aber lass uns das ein andermal besprechen. Schwanheim?«
    »Schwanheim.«
     
    Sonntag, 12.40 Uhr
     
    Julia Durant wusste nicht, wie lange sie schon in völliger Dunkelheit in ihrer Zelle lag. Minuten, Stunden oder gar Tage? Dazu diese unendlich laute Stille, die lauter war als früher die Presslufthämmer am Platz der Republik, als vor dem alten Präsidium die Straßen aufgerissen wurden und der Verkehr sich auf der Mainzer Landstraße teilweise bis weit hinter den Güterplatz zurückstaute. Eine Stille, wie sie Andrea Sievers zu beschreiben versucht hatte und die sie sich doch nicht hatte vorstellen können.
    Am Anfang war Gelassenheit, die sich jedoch rasch in Nervosität und Aufregung wandelte und schließlich zu Angst und Panik wurde. Irgendwann hatte sie sich auf die Pritsche gelegt und gezählt. Von eins bis hundert, von hundert bis tausend, von tausend bis zehntausend. Immer in Bewegung bleiben, sagte sie sich, nicht aufgeben. Später war sie aufgestanden, hatte mit den Händen alles abgetastet, die Pritsche, die Wände, den Tisch, den Stuhl, die Tür, sie war auf allen vieren gekrochen, um die Distanz von der Tür bis zur gegenüberliegenden Wand erst abzuschätzen, danach war sie aufgestanden und hatte versucht, mit unsicheren Schritten die Länge der Zelle zu berechnen, obwohl sie längst wusste, wie groß die Zelle in etwa war. Sie war
auf dreieinhalb bis vier Meter gekommen und in der Breite auf anderthalb bis maximal zwei Meter. In der Folgezeit lief sie von der Tür zur Wand und wieder zur Tür, immer und immer wieder. Dabei rechnete sie, multiplizierte, addierte, dividierte, rechnete Prozente aus, wieder und wieder und wieder. Und ständig war da die Hoffnung, dass das       Licht wieder anging und diese Todesstille endlich vertrieben wurde. Todesstille, sie kam sich vor wie in einem Grab, mit dem Unterschied, dass sie genügend Luft zum Atmen hatte. Frische Luft, das Einzige, was anfangs gestört hatte, war der penetrante Geruch aus der Toilette, doch daran hatte sie sich schnell gewöhnt und nahm ihn kaum noch wahr. Ein paarmal setzte sie sich vor Erschöpfung auf die Pritsche, einige Male legte sie sich hin, aber sie schlief nicht, sie konnte nicht schlafen, da war das Rauschen, dieses unerträgliche Rauschen in den Ohren, das sie, sobald sie lag, fast in den Wahnsinn trieb. Sie hatte dieses Rauschen schon früher manches Mal gehabt, immer dann, wenn sie unter enormem Stress stand oder extrem nervös war. Und nun waren ihre Nerven einer extremen, unmenschlichen Zerreißprobe ausgesetzt. Zu irgendeinem Zeitpunkt fing sie an, die Sekunden zu zählen, einundzwanzig, einundzwanzig, einundzwanzig, bis sie den Rhythmus raushatte und eins, zwei, drei, vier … zählte und feststellen musste, dass es ihr unmöglich war, die Zeit zu bestimmen. Ob eine Minute verstrichen war, wenn sie bei sechzig angelangt war, sie wusste es nicht. Sie wusste überhaupt nichts mehr.
    Ein paarmal raste ihr Herz wie wild, als hätte sie einen Langstreckenlauf hinter sich, sie tastete nach einer der drei Getränkeflaschen, die noch voll waren, trank einen langen Schluck und dachte, ich darf nicht zu viel auf einmal trinken, ich weiß ja nicht, wie lange ich diese Folter noch ertragen muss.
    Und irgendwann brach sie in Tränen aus, sie schluchzte, jammerte, schlug sich auf die Schenkel und mit dem Kopf gegen die Wand. Schließlich stellte sie sich an die Tür und schrie wie nie zuvor in ihrem Leben, denn es ging um ihr Leben, ausschließlich um ihr Leben.
    »Ich tue alles, was du willst, aber mach das Licht wieder an«, schrie sie und hämmerte mit den Fäusten gegen die Tür. »Mach das verdammte Licht wieder an! Ich tue alles, alles, alles! Mach mit mir, was du willst, ich bin zu

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