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Mörderische Tage

Mörderische Tage

Titel: Mörderische Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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allem bereit. Aber mach dieses verdammte Licht wieder an! Mach es an, mach es an, mach es an! Sag mir, was du von mir verlangst, und ich bin bereit, es dir zu geben. Bitte, bitte, bitte!«
    Sie sank erschöpft zu Boden, kauerte sich an die Wand, befahl sich, ruhig zu werden und ruhig zu bleiben, ihm nicht seinen Triumph zu gönnen. Aber es gelang ihr nicht. Sie spürte die Tränen nicht, die auf ihre Beine tropften, sie spürte nichts mehr, nur das Pfeifen in den Ohren und den Herzschlag, der in ihrem Kopf dröhnte. Und doch kam der Moment, an dem sie kaum vernehmlich zu sich sagte: »Nein, Julia, du wirst dich nicht gehenlassen. Du wirst kämpfen, du wirst nicht aufgeben. Was kannst du noch tun? Denk nach, denk nach, denk nach, es gibt immer einen Ausweg, wenn man nur daran glaubt. O ja, du kannst alle Fälle, die du in der Vergangenheit bearbeitet hast, noch einmal in Gedanken durchgehen. Jeden einzelnen Fall. Fangen wir mit dem von neunzehnhundertfünfundneunzig an. Wir, wir, wir! Jetzt denke ich schon in der Mehrzahl von mir. Blöde Kuh! Ich fange fünfundneunzig an. Es gab für jeden Fall eine Lösung, manch eine wurde uns auf dem Silbertablett präsentiert, andere mussten wir uns hart erarbeiten. Der erste Fall, die Mordserie an den blonden Mädchen, die von ihrem Mörder auf so bestialische Weise umgebracht worden waren. Er war ein Monster gewesen, ein Wolf im Schafspelz. Ein charmanter Mann, der an jedem Finger hundert Frauen hätte haben können. Doch stattdessen hatte er sich für das Morden entschieden. Das war seine Befriedigung …
    Sie war gerade bei ihrem zweiten Fall angelangt, als das Licht angeschaltet wurde. Sie wurde geblendet und musste sich die Augen zuhalten, bis sie sich an die gleißende Helligkeit gewöhnt hatte.
    »Hallo, Julia, hattest du eine schöne Zeit? Diese Ruhe und diese Dunkelheit sind doch etwas Herrliches, findest du nicht?«
    »Ja. Es geht mir gut.«
    »Das freut mich zu hören. Aber warum hast du wie eine Verrückte an die Tür geklopft, wenn dir die Ruhe und die Dunkelheit gefallen haben? Ich glaube, wir müssen noch ein wenig üben.«
    »Nein, nein, nein, bitte, lass das Licht an. Ich brauche Licht, jeder Mensch braucht Licht, du doch auch. Lass uns reden, bitte«, flehte sie.
    »Du bittest mich. Gut, dann reden wir. Ich bin gleich da, dauert nur ein paar Sekunden.«
    Er ist hier, das heißt, er bewacht uns nicht von außerhalb. Oder doch? Wenn ich nur wüsste, wo ich bin. Frank, Peter, Doris und ihr alle da draußen, bitte sucht mich und findet mich! Bitte, bitte, bitte! Ich will nicht sterben!
    Die Tür ging auf, und er stand in der Zelle. Julia Durant wich ein paar Zentimeter zurück und setzte sich auf die Pritsche.
    »Reden wir«, sagte er und machte mit der Hand eine Bewegung, womit er Durant bedeutete, sich wieder auf den Stuhl zu setzen. Sie folgte dem unausgesprochenen Befehl wortlos.
    Er beobachtete sie wie beim letzten Mal, seine Augen gingen wie ein Scanner über ihren Körper, ohne dass er sich auch nur die geringste Regung anmerken ließ. Er bewegte sich nicht, weder die Hände, die er gefaltet hatte, noch die Füße noch seinen Kopf. Nichts bewegte sich, nichts war zu hören außer einem merkwürdigen Geräusch, das von außerhalb der Zelle kam. Ein Rattern, nicht laut, aber gut vernehmbar. Durant überlegte, woher es kommen mochte, sie konzentrierte sich und dachte, es kommt von unten. Aber was ist unten? Und wo ist es?
    Sie war nervös, die letzten Stunden oder wie lange es auch immer gewesen war, hatten an ihren Nerven gezerrt, obwohl sie sich so fest vorgenommen hatte, sich nicht unterkriegen zu lassen. Doch nur ein paar Minuten länger und sie wäre durchgedreht, obwohl sie versucht hatte, sich gedanklich zu beschäftigen, was aber nur für eine gewisse Weile gelang, denn die Stille, diese entsetzliche Stille hatte ab einem bestimmten Zeitpunkt keinen klaren Gedanken mehr zugelassen. Dieses Nichtsehen, Nichthören war das Furchtbarste, was sie je erlebt hatte. Und sie wollte es nie wieder erleben. Lieber sterben als noch einmal das.
    »Worüber willst du reden?«, fragte er nach schier endlosem Schweigen.
    »Weiß nicht.«
    »Dann kann ich ja wieder gehen.«
    »Nein, nein, bitte nicht«, flehte sie ihn an. »Erzähl mir etwas über diesen Ort. Wo sind wir?«
    »In einem Gefängnis, oder wonach sieht es deiner Meinung nach aus? Nach einem Wellness-Hotel?«, fragte er und lachte kurz auf.
    »Darf ich mal einen Blick nach draußen werfen, nur einen
    kurzen

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