Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mörderische Tage

Mörderische Tage

Titel: Mörderische Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
entging.
    »Nein, leider nicht. Meine Frage ist: Hat sich der Entführer bei Ihnen gemeldet?«
    Hüsken atmete schneller, kratzte sich am Kinn und schüttelte nach einer Weile den Kopf. »Nein, warum hätte er das tun sollen?«
    »Na ja, sagen wir's mal so«, übernahm Kaufmann das Wort, »um Ihnen vielleicht eine Botschaft zukommen zu lassen? Sie sind Pfarrer und unterliegen dem Beichtgeheimnis, das selbst wir nicht knacken dürfen. Aber mal so rum gefragt, was würden Sie tun, um das Leben von Frau Uhlig zu retten?«
    »Das ist eine Frage, die ich nicht beantworten kann. Wenn Sie damit meinen, ob ich mein Leben für ihres hingeben würde, dann lautet meine Antwort ganz klar: ja.«
    »Wie Sie es sicherlich auch für Ihre andern treuen Mitglieder hingeben würden, oder?«
    »Selbstverständlich«, antwortete Hüsken schnell und wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn.
    Kaufmann erhob sich und ging im Büro umher, las die Buchrücken im Regal und sagte, ohne sich umzudrehen: »Meine Kollegin, die an meiner Stelle am Mittwoch hier war und die jetzt eigentlich in Südfrankreich sein müsste, befindet sich ebenfalls in der Gewalt des Entführers.«
    »Tatsächlich?«, fragte Hüsken. »Das ist ja schrecklich!«
    »Finden wir auch.« Kaufmann wandte sich um und fixierte Hüsken mit eisigem Blick, während sie sich mit beiden Händen auf dem Schreibtisch abstützte. »Und jetzt mal ganz ehrlich – hat der Entführer Kontakt zu Ihnen aufgenommen? Da Sie an das Beichtgeheimnis gebunden sind, weiß er, dass Sie nichts ausplaudern dürfen. Aber Sie dürfen uns, ohne Angst vor oben zu haben, verraten, ob ich recht habe. Ein Nicken reicht mir schon. Sie werden schon nicht gleich von einem Blitz getroffen.«
    »Wenn Sie sonst keine Fragen haben, möchte ich Sie bitten zu gehen.«
    »Sie haben ja richtig Angst. Ich deute das mal als ein klares Ja. Er hat mit Ihnen Kontakt aufgenommen. Lassen Sie mich raten, Sie haben ihn sogar gesehen. Was hat er Ihnen gesagt? Hat er Ihnen gesagt, wie es der netten Franziska geht? So richtig höhnisch oder zynisch? Hat er das?«
    Hüsken wich ihrem Blick aus, er faltete die Hände und presste sie, bis die Knöchel weiß hervortraten. Er kaute auf der Unterlippe und stieß schließlich leise und wie unter schwersten Qualen hervor: »Es fällt tatsächlich unter das Beichtgeheimnis, denn er hat die Beichte abgelegt.« Ein paar Tränen stahlen sich aus seinen Augen. »Er hat die Beichte nur abgelegt, weil er wusste, dass ich meinen Eid gegenüber Gott nicht brechen darf. Mein Gott, er war mit einem Mal da, und genauso schnell war er auch wieder weg. Und bitte, bitte, fragen Sie mich nicht, was er mir anvertraut hat, das kann und darf ich Ihnen nicht sagen.«
    »Warum sollte ich das fragen?«, sagte Kaufmann und kam hinter dem Schreibtisch hervor. »Die wichtigste Frage haben Sie mir beantwortet. Wobei ich mich doch ein wenig wundere, dass der Entführer einer Lektorin, die sich ehrenamtlich in der Kirche engagiert, zu ihrem Beichtvater kommt. Er hätte sich doch auch an ihre beste Freundin wenden können. Ich habe da so eine Theorie«, sie winkte ab, zuckte die Schultern und nahm wieder Platz, »aber wen interessiert schon meine Theorie?«
    »Mich«, sagte Hellmer neugierig, der höchst beeindruckt war von der Raffinesse und Abgebrühtheit, die seine neue Kollegin an den Tag legte.
    »Willst du die wirklich hören?«, fragte sie, sah ihn an und nahm einen Schluck Apfelschorle.
    »Na, mach schon. Und ich denke, Herrn Hüsken dürfte sie auch interessieren.«
    »Ich weiß nicht so recht, ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten. Aber nun ja. Herr Hüsken, es gibt für mich nur einen triftigen Grund, warum der Entführer sich ausgerechnet an Sie gewandt hat und warum er ausgerechnet bei Ihnen und nicht bei einem anderen Pfarrer die Beichte abgelegt hat – er weiß etwas von Ihnen, was sonst niemand weiß. Aber machen Sie sich keine Sorgen, jeder von uns hat seine Leiche im Keller. Und uns interessiert es herzlich wenig, ob Sie und Frau Uhlig ein Verhältnis haben, das geht nur Sie beide was an.«
    Hellmer erschrak, ließ es sich aber nicht anmerken, allein sein Blick sprach Bände. »Sabine, ich bitte dich …«
    »Ist doch nur eine Theorie«, antwortete sie mit Unschuldsmiene, »aber eine recht plausible, wie ich finde. Oder, Herr Hüsken?«
    Hüsken trank mit zittrigen Fingern sein Glas leer und behielt es in der Hand, als müsse er sich daran festhalten. Er war unfähig, dem

Weitere Kostenlose Bücher