Mörderische Tage
wieder zurück oder bekamen wenigstens einen Anschub.
»Erzählst du mir kurz was über den Pfarrer?«
»Franziska Uhlig ist eines seiner treuesten Schäfchen. Sie
wurde am Montag entführt, Julia und ich waren am Mittwoch bei ihm, aber außer Lobeshymnen auf die Uhlig hat er uns nicht viel sagen können oder wollen. Wie auch immer.«
»Und was erhoffst du dir von dem Besuch jetzt?«
»Weiß nicht, ein Schuss ins Blaue.«
»Okay. Und was machen wir in Schwanheim?«
»Wir besuchen zwei junge Leute. Aber pass auf, die sind mit allen Wassern gewaschen. Zwillinge, siebzehn Jahre alt und studieren schon, das heißt, sie sind fast fertig. Extrem intelligent.«
»Und was haben die mit dem Fall zu tun?«
»Wirst du erfahren, wenn wir bei ihnen sind. Bisschen kompliziert.« Ein Blick auf die Uhr, 12.20 Uhr. »Wann essen Pfarrer zu Mittag?«
Sie lachte auf. »Sonntags oder überhaupt?«
»Sonntags.«
»Vermutlich so um diese Zeit.«
»Na, umso besser. Hast du Lust, Porsche zu fahren?«
»Gestern war's noch ein BMW. Wie viele Autos hast du denn noch?«
»Hat sich's also doch noch nicht im ganzen Präsidium rumgesprochen«, sagte Hellmer erleichtert. »Ich hab einen BMW und einen Porsche. Und jetzt frag mich um Himmels nicht, wie ich mir den leisten konnte.«
»Was kostet so ein Teil?«
»Zweihundertfünfzig.«
»Wow, wusste gar nicht, dass man als Hauptkommissar neuerdings so viel verdient. Aber gut, ich frag nicht nach.«
Und nach ein paar Sekunden: »Würde mich eigentlich schon interessieren, woher du die Kohle hast.«
Hellmer grinste und antwortete: »Um dich zu beruhigen, nicht durch krumme Geschäfte. Aber glaub mir, mit Geld kannst du vieles, aber kein Leben von einem Wahnsinnigen freikaufen.«
»Hast du's schon mal probiert?«
»Der, mit dem wir's zu tun haben, würde sich auf so was gar nicht erst einlassen. Lösegeldzahlung! Er würde uns nur auslachen. Steig ein.«
»Mann«, sagte sie, als sie saß und den Gurt umlegte, »das ist ein Traum. Was sagt denn Julia dazu?«
»Sie ist noch nicht damit gefahren.«
»Warum nicht?«
»Sie ist ein bisschen konservativ, wir nehmen immer den Dienstwagen.«
»Aber wir sind ja offiziell gar nicht im Dienst, oder?«, fragte sie und fuhr mit der Hand über das Armaturenbrett und die Türverkleidung.
»Genau, und außerdem ist Sonntag. Hast du jemanden?«
»Im Augenblick nicht. Wo wohnst du?«, wechselte sie schnell das Thema.
»Hattersheim.«
»Ich hab dort eine Freundin, genauer gesagt in Okriftel, im Dichterviertel.«
»Da wohnen wir auch, nicht im Dichterviertel, sondern in der Märchensiedlung.«
»Hast du Kinder?«
»Zwei Mädchen.«
Um 12.42 Uhr parkte Hellmer den Porsche in der Linkstraße. Sie stiegen aus und gingen auf die offene Kirchentür zu. Drinnen unterhielten sich zwei Frauen mit Pfarrer Hüsken, der das Gespräch sofort unterbrach, als er Hellmer erkannte. Er kam auf ihn und Kaufmann zu und reichte beiden die Hand.
»Guten Tag. Haben Sie Neuigkeiten?«
»Wir beide kennen uns ja bereits, das hier ist meine Kollegin Frau Kaufmann. Können wir uns irgendwo ungestört unterhalten?«, sagte Hellmer, ohne die Frage von Hüsken zu beantworten.
»Wir gehen in mein Büro, aber warten Sie noch bitte einen Moment.«
Hüsken verabschiedete sich von den beiden Frauen und kehrte wenig später zurück.
»Was führt Sie erneut zu mir?«, fragte er auf dem Weg zum Büro.
»Das erklären wir Ihnen, wenn wir wirklich allein sind«, sagte Hellmer.
Das Büro war so aufgeräumt wie beim letzten Besuch, sie nahmen an dem kleinen runden Tisch Platz, und Hüsken fragte, ob er Hellmer und Kaufmann etwas zu trinken anbieten dürfe.
»Nein, danke«, sagte Hellmer.
»Ich hätte gerne ein Glas Wasser, bitte, ich hab eine ganz trockene Kehle«, sagte Kaufmann.
Während Hüsken den Raum verließ, fragte Hellmer sie leise: »Trockene Kehle? Es ist doch gar nicht warm draußen.«
»Ich wollte mich nur mal schnell in Ruhe hier umschauen, das ist alles. Verboten?«
»Was siehst du?«
»Später.«
Hüsken kehrte mit einem Krug und drei Gläsern zurück und schenkte ein. »Apfelschorle. Sie trinken doch auch ein Glas mit uns, oder?«
Hellmer nickte und wartete, bis Hüsken sich gesetzt hatte. Sie hoben die Gläser und tranken.
»Das tut gut, vielen Dank.«
»Herr Hüsken, es gibt einen Grund, weshalb wir noch mal hier sind …«
»Haben Sie Nachrichten von Frau Uhlig?«, fragte er besorgt, wobei seine Hände leicht zitterten, was Sabine Kaufmann nicht
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