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Mörderische Tage

Mörderische Tage

Titel: Mörderische Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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schon eingefallen ist, als Julia und ich im Verlag waren.«
    »Die Frau war wahrscheinlich total aufgeregt«, sagte Doris Seidel ruhig. »Mit Sicherheit sogar, sonst hätte sie Julia nicht am Abend angerufen.«
    »Wird wohl so sein. Was hat eigentlich euer Besuch bei diesem Günter Schwarz ergeben?«, wollte Hellmer wissen.
    »Wir haben ihn nicht angetroffen, auch auf unsere Anrufe hat er nicht reagiert. Wir versuchend gleich noch mal.«
    »Wo wohnt er?«
    »Ginnheim.«
    »Viel Erfolg.«
    »Deinen Sarkasmus kannst du dir sparen«, sagte Kullmer und gab Hellmer einen kräftigen Klaps auf die Schulter. »Doris und ich sind seit sechs auf.«
    »Na und, ist das vielleicht mein Problem?«, war die Antwort.
    »Alles klar, ich mach mich vom Acker.« Hellmer erhob sich, nickte den anderen zu und meinte von der Tür aus: »Schönen Abend noch und eine hoffentlich ruhige Nacht. Ich hab zum Glück keine Bereitschaft«, fügte er grinsend mit Blick auf Kullmer und Seidel hinzu.
    »Aber ab übermorgen wieder«, kam es wie aus einem Mund von beiden zurück.
    »Ciao, ich bin dann mal weg.«
     
    Mittwoch, 18.50 Uhr
     
    Hellmer hatte auf der Fahrt zu Jung fortwährend über die Diskussion nachdenken müssen. In ihm war etwas erwacht, was er seit Jahren nicht mehr verspürt hatte – das Jagdfieber. Er hatte keine Ahnung, woher es auf einmal gekommen war, aber er spürte eine Unruhe in sich, die er schon fast vergessen geglaubt hatte. Er musste lange zurückdenken, wann dieser Jagdtrieb zuletzt bei ihm aufgetreten war, er meinte sich zu erinnern, dass es bei einem Fall vor mehr als sechs Jahren gewesen war, als er und seine Kollegen im Bereich des organisierten Verbrechens ermittelt und dabei in Abgründe geblickt hatten, die sie eigentlich nie sehen wollten.
    Und hatte er den aktuellen Fall bislang als Routine gesehen, so war es plötzlich anders. Immer wieder musste er an Kullmers Worte denken, und je länger er darüber nachdachte, desto sicherer wurde er, dass sein Kollege und Freund in weiten Teilen recht hatte. Und er, Frank Hellmer, würde alles daransetzen herauszufinden, mit welchen verschlüsselten Botschaften der Täter bereits die Polizei kontaktiert hatte.
    Um zehn Minuten vor neunzehn Uhr hielt er vor der Villa von Jung. Die Rollläden waren nach wie vor oben, die Fenster gekippt, eines sogar ganz offen.
    Er stieg aus und drückte mehrfach auf die Klingel, bis ein junger Mann von vielleicht sechzehn oder siebzehn Jahren aus der Haustür lugte.
    »Ja, bitte?«, fragte er und trat etwas näher. Er war groß, Hellmer schätzte ihn auf eins fünfundachtzig, sehr schlank und sehr gut gebaut.
    »Hellmer, Kriminalpolizei. Gehören Sie zur Familie Jung?«
    »Ja, ich bin der Sohn«, antwortete der junge Mann, kam ans Tor und betrachtete kritisch den Ausweis, den Hellmer hochhielt.
    »Ist Ihr Vater zu sprechen?«
    »Nein, er und meine Mutter sind in Urlaub.«
    »Und Sie sind allein zu Hause?«, fragte Hellmer mit gerunzelter Stirn.
    »Nein, meine Schwester ist noch hier.«
    »Das heißt, Sie passen auf das Haus auf«, konstatierte Hellmer.
    »So ungefähr. Was wollen Sie von meinem Dad?«
    »Hat sich eigentlich schon erledigt. Wo machen Ihre Eltern Urlaub, wenn die Frage gestattet ist?«
    »Seychellen, Mauritius«, antwortete der junge Mann durch das hohe, massive Eisengitter.
    »Und warum sind Sie nicht mitgeflogen?«
    »Das war unsere Entscheidung«, war die knappe Antwort.
    »Ist Ihre Schwester auch zu sprechen?«
    »Hinten im Garten.«
    »Dürfte ich mal reinkommen und ein paar Worte mit Ihnen beiden wechseln? Ich rede nicht gerne durch Eisengitter mit den Menschen, es sei denn, es lässt sich nicht vermeiden.«
    »Von mir aus. Und Sie sind wirklich von der Polizei?«
    »Natürlich, oder glauben Sie, den Ausweis oder die Dienstmarke kann man einfach so fälschen?«
    Ohne etwas zu erwidern, öffnete der junge Mann das Tor und ließ Hellmer eintreten.
    »Dürfte ich Ihren Namen erfahren?«
    »Frederik.«
    »Und wie alt sind Sie?«
    »Siebzehn«, antwortete er kurz angebunden.
    Sie gingen um das Haus herum, wo Frederiks Schwester sich in einem sehr knappen roten Bikini am Pool sonnte, die Augen geschlossen, die hellbraunen Haare zu einem Knoten gebunden. Eine junge Dame mit einer geradezu sündhaften Figur. War ihr Bruder schon ein ausgesprochen gutaussehender junger Mann, nach dem sich die Mädchen und sicher auch viele Frauen reihenweise umdrehten, so verhielt es sich mit seiner Schwester gewiss nicht anders. Wo immer sie

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