Mörderische Tage
Beispiel sieben Sprachen und ist jetzt schon in allen restlichen Fächern auf dem Stand eines Einser-Studenten unmittelbar vor dem Examen.«
»Ach komm, du sprichst sogar acht Sprachen«, meldete sich jetzt erstmals Frederik zu Wort.
»Ich bin mehr der naturwissenschaftliche Typ. Und Frederik hat recht, ich spreche natürlich auch mehrere Sprachen und … Was haben Ihre Fragen eigentlich mit Ihrem Besuch zu tun?«
»Nichts, es ist reines Interesse, da ich normalerweise von eher einfach gestrickten Personen umgeben bin. Wo wohnen Sie in den USA?«
»In einem Haus an der Ostküste, das unsere Mutter gekauft hat und in unmittelbarer Nähe zur Universität liegt. Wir haben dort selbstverständlich Personal, das uns jederzeit zur Verfügung steht.«
»Nur eine Frage noch: Kennen Sie eine Frau Uhlig?«
»Den Namen haben wir schon mal gehört, aber gesehen, nein«, antwortete Lara. »Sie arbeitet im Verlag, wenn ich mich recht entsinne.«
»Richtig. Dann hat Ihr Vater doch von ihr gesprochen …«
»Nur nebenbei. Sie müssen wissen, wir sind die meiste Zeit des Jahres in den USA und bekommen nur wenig von dem mit, was sich hier abspielt. Was ist mit Frau Uhlig?«
»Sie wird vermisst und … Mehr darf ich Ihnen leider nicht sagen, und ich möchte Sie auch bitten, mit niemandem darüber zu sprechen.«
»Unsere Lippen sind versiegelt. Wissen Sie, wir sehen unseren Vater nur selten …«
»Und Ihre Mutter?«
»Sie kommt uns regelmäßig besuchen und bleibt auch häufig länger. So, ich denke, jetzt kennen Sie unsere Familienverhältnisse zu Genüge. Unser Vater will so wenig wie möglich mit uns zu tun haben, und wir legen ebenfalls keinen gesteigerten Wert auf seine Gesellschaft. Wie ich schon sagte, man kann sich seine Eltern nicht aussuchen, in unserem Fall betrifft dies im Wesentlichen den Vater. Der direkte Kontakt zu ihm beschränkt sich auf – Frederik, hilf mir mal – wie viele Tage im Jahr? Fünf, sechs?«
»Kommt hin.«
»Aber in den USA haben Sie doch drei Monate Sommerferien und …«
»Frederik und ich ziehen es vor, in einem der anderen Häuser zu wohnen, wenn Semesterferien sind. Es hat mit unserer familiären Situation zu tun. Auch das haben wir so entschieden.«
»Und jetzt sind Sie hier, und Ihre Eltern fahren für vier Wochen in Urlaub und lassen Sie allein.«
»Das war Frederiks und meine Entscheidung. Wir leben nun mal in höchst komplizierten Familienverhältnissen, die wir so ganz gewiss nicht gewollt haben. Und falls es Ihnen nichts ausmacht, wären wir jetzt gerne wieder allein. Kommen Sie wieder, wenn unsere Eltern aus dem Urlaub zurück sind. Frederik wird Sie bestimmt gerne zum Tor begleiten. Auf Wiedersehen, Herr Hellmer.«
»Wiedersehen. Und passen Sie gut auf sich auf. Wir haben im Augenblick eine Verbrechensserie, die ganz Frankfurt in Atem hält. Niemand ist vor diesem Täter sicher. Ich meine das sehr ernst.«
»Was für eine Verbrechensserie?«, wollte Lara wissen, als hätte sie bisher nichts davon gehört.
»Ich darf Ihnen keine Details nennen, ich kann Ihnen nur raten, auf sich aufzupassen. Und falls irgendetwas ist, ich lasse Ihnen meine Karte hier.«
»Danke, aber was erhoffen Sie sich von uns, wenn ich fragen darf?«
»Sie sind in einem äußerst ungünstigen Moment nach Frankfurt gekommen. Ich hatte Sie nach Frau Uhlig gefragt, vielleicht fällt Ihnen ja doch etwas ein …«
»Was ist mit ihr passiert?«, fragte Lara und nippte an ihrem Getränk.
»Das wissen wir selbst noch nicht. Wir können nur Vermutungen anstellen. Bitte, nehmen Sie meinen Rat ernst – vertrauen Sie niemandem, auch keinem, der Ihnen besonders freundlich gegenübertritt.«
»So wie Sie?«, fragte Lara und hatte wieder diesen spöttischen Zug um den Mund.
»So in etwa«, entgegnete Hellmer ernst.
»Das Haus ist gut gesichert?«
»Wie ein Hochsicherheitsgefängnis. Alle unsere Häuser verfügen über die modernsten Sicherheitssysteme.«
»Ich sehe aber keine Kameras«, erwiderte Hellmer.
»Das ist der Vorteil der modernen Sicherheitssysteme – man sieht sie nicht, und sie sind doch da.«
»Gut. Ich verabschiede mich und wünsche Ihnen noch einen schönen Abend.«
»Gleichfalls. Frederik, begleitest du Herrn Hellmer bitte zum Tor?«
»Ach ja«, sagte Hellmer und drehte sich noch einmal um, »eine Frage interessiert mich doch noch – wie hoch ist Ihr IQ?«
Lara lächelte charmant, beinahe verlegen, was sie sehr sympathisch machte, und antwortete: »Meiner beträgt
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