Mörderische Vergangenheit (German Edition)
Möglichkeit, den Chinesen zu entkommen. Notfalls würde er eben genauso sterben, wie er gelebt hatte, völlig einsam aber irgendwie auch in Freiheit,
„Auch wenn das hier nicht meine erste Wahl als Todesort ist!“
Er wäre lieber auf einem Topmodel verendet als auf einem stinkenden Plastik-Abort. Doch wer konnte sich das schon wirklich aussuchen?
Während das umgekippte Toilettenhäuschen über S chnee, Klippen und Felsen schlitterte, sahen die Soldaten einander unsicher an,
„Meint ihr, wir haben ihn erwis cht?“
„Zumindest wird er tot sein, wenn er unten ankommt!“, glaubte der Truppführer.
Der General sah halbwegs zufrieden den Berg hinunter. Er hätte zwar gerne bereits die Leiche des schändlichen Drogenhändlers präsentiert, aber die würden seine Leute schon bald aus dem Tal holen. Doktor Hong humpelte neben Politoffizier Wang aus dem Forschungszentrum in die Eiswüste hinaus.
„Haben Sie es also ges chafft, das Projekt zu zerstören!“, schrie er den General an. Der zuckte nur mit den Schultern.
„Das hätten Sie beinahe selbst getan, dur ch die Auswahl dieses Versagers!“
„Das wird no ch Folgen für Sie haben!“, knurrte Doktor Hong.
„Seit wann ist es verboten, einen Gefangenen auf der Flu cht zu erschießen?“
Der Politoffizier ni ckte, „Wir haben wirklich genügend geeignete Kandidaten!“
„Gehen Sie an die Arbeit. Nummer Eins und Nummer Zwei halten sich unten bereit!“, befahl der General. Hong ging wieder herein. Er brauchte den Westler dringend, aber das würden diese Hirnlosen ja nie verstehen!
Unten am Fuß des Bergs sprang das Klo -Häuschen über einen kleinen Hügel und knallte gegen einen Baum. Dort blieb es liegen. Ein paar Minuten lang rührte sich nichts. Dann kam Keppler drinnen wieder zu sich. Ihm war übel. Von der ruppigen Schlittenfahrt und von dem Gestank der ausgelaufenen Fäkalien, die sich überall im Inneren der Box verteilt hatten. Sein Overall war völlig damit durchtränkt. Er musste hier raus, unbedingt. Doch das Häuschen war genau auf der Tür gelandet, es gab keinen Ausweg.
„War ja klar!“, bemerkte Nummer Vier, während ihm nun auch noch ein Haufen Scheiße in den Nacken klatschte. Er musste trotz seines Ekels ruhig bleiben, denn immerhin war er am Leben und die Chinesen hatten ihn noch nicht erwischt. Solche Mobilklos öffneten für gewöhnlich nach außen, also rollte Nummer Vier seinen Körper herum und stellte sich mit den Füssen auf die Tür. Dann rammte er die Schulter gegen eine Seitenwand. Irgendwann gelang es ihm, die Box ein Stück weit herumzuwuchten. Endlich konnte er an der Seite aus der Tür herausklettern. Draußen wälzte er sich erstmal im Schnee, um sich ein wenig zu säubern, dann hastete er weiter, ganz gleich wohin.
Der Stabs chef hatte bislang versucht, den Präsidenten nicht mit Details der neuen Bedrohung zu belästigen, doch jetzt war der Moment gekommen, ihn zu informieren. Und die geeigneten Maßnahmen zu seinem Schutz vorzustellen. Eine davon wartete währenddessen auch schon im Vorzimmer. Major Peters blätterte in einer Autozeitschrift, um sich die Zeit zu vertreiben und seine Aufregung zu mindern. Sein kantiges Gesicht wirkte freundlich, doch tiefe Falten, müde Augen und ergraute Haare verrieten, was er im Dienste seines Landes hatte sehen und tun müssen. Dennoch war das hier etwas ganz Neues für den Offizier. Nicht nur wegen der ungewöhnlichen technischen Begleitumstände der Mission, sondern auch wegen der Person, die es um jeden Preis zu beschützen galt. Der Stabschef kam aus dem Büro und wollte den Soldaten auf die Begegnung mit dem wichtigsten Mann der Nation vorbereiten.
„Sie müssen wissen, was der Präsident für ein Mensch ist!“, setzte er an.
„Das weiß ich bereits!“, unterbrach ihn Peters.
„Dann lassen Sie uns gehen!“
Schon vor diesem Auftrag hatte der Major die Biografie des ehemaligen Soldaten rauf und runter gelesen, er kannte sie beinahe auswendig. Er würde nicht zögern, für diesen Mann zu töten oder sein eigenes Leben zu geben. Der Stabschef nickte ihm zu und führte ihn hinein, der Präsident saß hinter einem schweren Schreibtisch, auf dem ein Bild seiner verstorbenen Frau Mildred thronte. Es hieß, er trauerte noch immer um sie und habe niemals die richtige Nachfolgerin gefunden. Auch nicht unter zahllosen Geliebten, mit denen er sich seitdem getröstet hatte. Der Präsident bemerkte, dass Peters das Bild seiner Frau ansah.
„Sie war tapfer. Das
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