Mörderische Vergangenheit (German Edition)
Major Peters ebenfalls am Tisch, um ihren Auftrag zu besprechen. Ein Team aus Hunderten von Wissenschaftlern und Ingenieuren hatte die Erfindung anhand von Doktor Yans Übermittlung inzwischen originalgetreu nachgebaut.
„Der Feind weiß wahrscheinlich, dass wir die Baupläne der Mas chine haben!“, erklärte der wissenschaftliche Leiter. Doch der Feind wusste nicht, dass sie auch die Orte und Zeitpunkte kannten, an denen die Asiaten zuschlagen würden. Der getötete Doktor Yan hatte schon früher eine Liste mit Daten übermittelt, der man zunächst keine Beachtung geschenkt hatte. Das war nun anders.
„Wir gehen davon aus, dass sie so s chnell wie möglich zu jedem dieser drei Zeitpunkte einen Attentäter schicken, um ihre Chancen zu maximieren!“, referierte der etwa fünfundvierzig Jahre alte Professor mit bleicher Haut und rotem Haarkranz an einer Flipchart. Sie zeigte alle drei Zielpunkte der Chinesen auf einem Zeitstrahl. Denn egal, in welcher Zeit einer der chinesischen Killer Erfolg haben würde, sie könnten dann nichts mehr tun, um den Mord in der Vergangenheit rückgängig zu machen. Denn ihre Realität, aus der heraus sie einen eigenen Springer schicken konnten, gäbe es dann nicht mehr.
„Deshalb müssen wir sofort an jeden dieser Zielmarken einen Bes chützer für den Präsidenten absetzen, der ihre Killer aufhält!“
Sie besaßen zwar den großen Vorteil, zu wissen, wann und wo ein Mordversuch wahrscheinlich war, do ch den Asiaten reichte ein einziger Treffer, um die Geschichte unwiderruflich zu verändern. Generalstabschef Davis grübelte:
„Woher wissen wir denn überhaupt, dass sie no ch nicht gestartet sind?“
„Dann würden wir schon längst für die Chinesen Turns chuhe nähen!“, erklärte der wissenschaftliche Berater des Präsidenten und zog sich einen empörten Blick des Viersterne-Generals zu. Major Peters half kurz über den peinlichen Moment des Schweigens hinweg und ergriff das Wort.
„Wir nehmen an, dass sie zuerst ihre Leute in unser Land s chaffen werden und von hier aus springen!“
„Warum?“
„Nun, die Maschine kann zwar durch die Zeit reisen, aber nicht durch den Raum! Es ist einfacher, einen von denen heute in unser Land zu bekommen, als sagen wir in den Siebzigern! Das gibt uns vielleicht einen winzigen Vorsprung!“
Doch den durften sie nicht vertändeln, sonst hätten sie bereits verloren, bevor das Spiel überhaupt begann. Damit die Behörden in der Vergangenheit mit den Springern kooperieren würden, führten sie Ausweise übergeordneter Regierungsstellen aus dem Jahr des jeweiligen Einsatzes mit sich. Dann sollte es keinerlei Schwierigkeiten geben. Doch auch Davis wollte noch etwas sagen und räusperte sich.
„Das mit der Zeitreise verschweigen Sie dann aber besser! Im Irrenhaus können Sie den Präsidenten nicht beschützen!“, schärfte er Major Peters deshalb ein.
Darauf wäre der vermutli ch selbst gekommen, bedankte sich aber dennoch für den Rat des Vorgesetzten und erhob sich,
„Wir bre chen sofort auf! Jackson wird den ersten Sprung machen und Reinhard den zweiten!“
Den dritten Trip, der die geringste Überlebenswahrscheinlichkeit mit si ch brachte, würde Peters selbst antreten. Der Generalstabschef nickte ihm anerkennend zu. Er wusste, dass er den Soldaten wahrscheinlich nicht wieder sehen würde.
Doktor Hongs Team durfte wirklich keine weitere Zeit verlieren. Dennoch saßen die Wissenschaftler gemeinsam mit dem angeketteten Springer C frierend im Hubschrauber. Der Gefangene hatte seinen knallroten Overall immerhin gegen kratzige Straßenkleidung aus Kunstfaser tauschen dürfen, darüber trug er eine dunkle Polarjacke mit Fellkapuze wie alle anderen Teammitglieder. Der Abflug verzögerte sich, weil General Wu seine beiden Topspringer A und B noch persönlich verabschieden wollte. Er hielt es für besser, den Helden der Nation im sechzehnten Untergeschoss schon vorab ein paar Orden zu verleihen. Hinterher wären sie entweder schon lange tot oder es könnte sich in der Gegenwart niemand erinnern, sie jemals losgeschickt zu haben. Obwohl für ihn kein Orden vorgesehen war, gab die Unterbrechung des Zeitplans Springer C die Gelegenheit, endlich wieder etwas frische Luft zu atmen, wie kalt sie auch sein mochte. Doktor Hong zupfte am etwas zu engen Ärmel seiner Daunenjacke herum und sah auf seine Uhr, er konnte nicht länger warten, das Risiko war einfach zu groß.
„Fliegen Sie endlich los!“, befahl
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