Mörderische Vergangenheit (German Edition)
aus der Kapsel. Dann stellte er den kleinen Mann behutsam auf die Füße und ließ ihn los, doch der Springer stürzte vor dem General zu Boden. Sein Herz war bereits bei der Ankunft in der Vergangenheit stehen geblieben, weshalb sie auch keine Zeitung bei ihm fanden und Nummer Vier noch immer lebendig in einer verdunkelten Zelle lag. Die Forscher steckten für einen Moment die Köpfe zusammen.
„Dreiunddreißig ist au ch kritisch!“, bemerkte Doktor Hongs engster Mitarbeiter.
Der Chef ni ckte tonlos, „Stellt die Maschine ab!“
Der General fixierte den Doktor mit einer Mischung aus Trauer und Hass.
„Wie erklären Sie dem Parteichef Ihr Versagen?“, fauchte er.
„Wel ches Versagen? Wir haben wichtige Erkenntnisse gewonnen!“
„Was für Erkenntnisse, Sie Verrückter? Ihre Mas chine funktioniert nicht, oder wollen Sie das etwa ernsthaft leugnen?“
„Wir wissen beide, dass sie funktioniert!“, entgegnete Doktor Hong kühl.
Dem General stockte der Atem und der Politoffizier war total durcheinander.
„Aber, aber wir haben do ch noch nicht mal die Zeitung?!“, stammelte Wang.
Doktor Hong lachte, „Do ch, wir haben sie!“
Dabei griff er in eine Schublade und reichte dem General eine zwei Tage alte, zusammengefaltete Ausgabe mit einigen Wasserflecken darauf.
„Ihre verstorbene Nummer Drei hatte sie vorgestern in der Dusche bei sich, als er schnell noch etwas anderes für Sie erledigen sollte!“
General Wu starrte Doktor Hong mit offenem Mund an, ihm fehlten die Worte, doch er ahnte, dass der Wissenschaftler ihn diesmal ausgetrickst hatte.
„Gestern wussten Sie wirklich nicht, dass Nummer Drei Nummer Vier töten sollte. Sie hatten ihm den Auftrag da ja noch gar nicht gegeben!“, ergänzte Hong.
„Ich verstehe das alles ni cht!“, gab Politoffizier Wang zu.
Der General verstand es jetzt schon, die Zeitmas chine funktionierte. Und er wusste, dass Hong seine Kandidaten zu Testzwecken in den Tod geschickt hatte. Wenn der Wissenschaftler vor nichts zurückschreckte, um diesen Westler als Killer einzusetzen, musste an dem Kerl wirklich irgendetwas Besonderes sein. Und zu dessen Sprung an den letzten theoretisch erreichbaren Punkt auf der Liste ihrer Ziele würde es wahrscheinlich gar nicht kommen. Fraglos hätte einer der beiden chinesischen Elitesoldaten, die für die ersten Trips vorgesehen waren, Präsident Erickson vorher längst getötet. Springer A und Springer B hatten sich in tiefer gelegenen Stockwerken nach mehreren Testreihen jeweils gegen Dutzende anderer Kandidaten durchgesetzt. Und das ganz ohne die Hilfe Doktor Hongs, der für die Festlegung der ersten beiden Zeitreisenden auf das Urteil des Generals und das Prinzip der natürlichen Auslese vertraut hatte. General Wu konnte sich beim schlechtesten Willen kein Szenario vorstellen, bei dem sie auf Kepplers Einsatz angewiesen wären. Aber man durfte sich in militärischen Fragen eben niemals auf sein Glück verlassen!
S ie hatten Keppler, der nun als Springer C geführt wurde, wieder ein paar Stunden bearbeitet, um seinen Widerstand zu brechen, dann brachten sie ihn in Handschellen zu Doktor Hong. Der Wissenschaftler wurde allmählich nervös, da er wusste, dass ihnen nicht viel Zeit blieb, um die Mission durchzuführen. Sie mussten so schnell wie möglich starten. Der Gefangene konnte ihnen entweder gehorchen oder sofort sterben. General Wu hatte natürlich recht, die ersten Springer würden das Attentat ohne Zweifel und ohne zu zögern durchführen. Keppler kam ja bloß für den dritten Trip infrage. Hätte einer der beiden Attentäter in der jüngeren Vergangenheit Erfolg, wäre der feindliche Präsident in der Gegenwart bereits tot und der zweite oder gar dritte Sprung überhaupt nicht nötig. Dann besäße Springer C keinerlei Bedeutung mehr für die Sache. Sie kannten drei Ziele in der Vergangenheit des Präsidenten, die sie ansteuern konnten. Drei Zeitpunkte, zu denen sie genauestens wussten, wo er sich aufhalten würde. Es musste zu einer Zeit geschehen, in der der zukünftige Staatenlenker Erickson noch keine Leibwächter gehabt hatte und zu unbedeutend gewesen war, um durch seine Ermordung unnötige diplomatische Verwicklungen heraufzubeschwören. Sie wollten den Krieg ja nicht schon in der Vergangenheit auslösen! Der kam noch schnell
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