Mörderische Vergangenheit (German Edition)
ausgelöst hatte. Das musste sie sofort allen erzählen, die sie seinetwegen sonst immer nur belächelten. Zuerst war ihre Kollegin dran. Lissy musste ja sowieso zurück in den Laden, um sich für den Rest des Tages abzumelden.
„Ich würde der Sa che nicht trauen!“, riet die Angestellte noch.
Doch Lissy fühlte es, ihr Christian war ein total lieber Kerl. Ein gefühlskalter Kontrollfreak ja, aber kein hoffnungsloser Fall! Und er liebte sie! Mehr brau chte sie nicht. Sie musste ihn wieder sehen. Am besten sofort. Sie würde ihn zu Hause abholen und mit ihm in den Zoo fahren.
„Mal sehen, ob er das auch ernst meint!“, war sie gespannt. Sie klingelte, do ch drinnen rührte sich nichts. Sie klingelte noch einmal, doch Keppler war nicht zu Hause. Dann rief sie ihre Schwester auf deren Handy an. Niemand ging ran. Wollte sich denn kein Mensch ihre Geschichte anhören?
„Ach ja, die liegt ja krank im Bett!“, erinnerte sich Lissy. Sie musste es der Schwester aber unbedingt erzählen. Um die eines Besseren zu belehren, die hatte nämlich nie sonderlich viel von Christian gehalten. Also fuhr Lissy zur Wohnung ihrer S chwester. Die Klingel war abgestellt, also ging sie durch den Garten an die Terrassentür der Erdgeschosswohnung. Die Tür stand auf Kippe, Lissy hebelte sie auf und ging hinein. Ihre Schwester lag tatsächlich im Bett. Zielsicher ging Lissy auf das Schlafzimmer zu, um die tolle Geschichte von Christian zu erzählen. Doch der war ebenfalls da, auf Lissys Schwester.
„Was ma chst du denn hier?“, fragte er und schien beinahe erleichtert.
A ls Keppler voller Hoffnung in der Gegenwart auftauchte, hatte sich leider nicht allzu viel zu seinen Gunsten verändert. Obwohl er doch so sicher gewesen war, dass er sein Leben genau an dem Punkt in den Sand gesetzt hatte, an dem das mit Lissy passiert war. Ohne sie hatte er einfach keine Chance mehr gehabt, sich in den Griff zu bekommen und von diesem andauernden Druck zu befreien. Von dem Gewicht, das ihn zu zerquetschen schien. Aber wie konnte er immer noch in der Gewalt der Chinesen sein, wenn er doch alles korrigiert hatte? Die Schläger unterbrachen seinen inneren Monolog, um ihm äußerliche Verletzungen zuzufügen. Doktor Hong sah bloß auf den Boden, als sie Keppler aus der Maschine zogen und ihn in seine Zelle zerrten. Dort prügelten sie dann auf ihn ein, diesmal drückte sogar einer seine Zigarette in Kepplers Gesicht aus. Die Abreibung dauerte auch besonders lange. Sie hatten wohl die Erlaubnis, sich mal so richtig an ihm auszutoben. Doch sie ließen ihn vorerst am Leben und brachten ihn nach einer Weile zu Doktor Hong zurück. Keine der Oben-Ohne-Arbeitskräfte blickte auch nur vom Tisch auf, während sie ihn wie ein Bündel Schmutzwäsche an ihnen vorbeischleiften. Dann öffneten sie die Tür zum Kühlraum und warfen Keppler in die Ecke.
„Lasst uns allein!“, befahl Doktor Hong. Die S chläger verschwanden und schlossen die Tür hinter sich. Drinnen kochte der Wissenschaftler vor Wut,
„Es ist nur no ch eine Frage von Stunden, bis der Krieg ausbricht. Dann ist alles vorbei! Verstehen Sie das etwa nicht?!“
„Es war ni cht mein Fehler!“, keuchte Keppler.
„Warum ist er dann nicht tot?“, fragte Doktor Hong.
„Ich konnte nicht an ihn rankommen! Ich schätze, das war eine Falle. Die haben den scharf bewacht!“
„Da chten Sie, das wird eine Kaffeefahrt? Sie hatten einen klaren Auftrag!“
„I ch scheiße auf Ihren Auftrag, Sie kleiner Pimmel. Machen Sie doch mit mir, was Sie wollen, ich hatte was Besseres zu tun!“
„War das etwa wichtiger, als den Krieg zu verhindern?“
„Wichtiger, als mein Land von Euch Arschlöchern zerstören zu lassen!“
„Und? Denken Sie, Sie waren erfolgrei ch? Warum sind Sie dann noch hier?“
„I ch habe etwas in Ordnung gebracht, das nichts hiermit zu tun hat!“
„Ni chts haben Sie in Ordnung gebracht!“, schrie Doktor Hong, „Sie ist tot!“
Keppler sa ckte zusammen.
„Sie ist immer no ch tot?!“
Wie konnte das möglich sein? Und woher wusste der Chinese davon?
„Ich weiß alles über Sie!“, stellte der klar, „Ihre Freundin ist an dem Tag, an den wir Sie zurückgeschickt haben, vor einen Bus gelaufen. Ganz in der Nähe vom Haus ihrer Schwester!“
Keppler s chloss die Augen, weil sich alles um ihn herum drehte. Vor den Bus gelaufen? Das war bestimmt nur eine Lüge, um ihn für seinen Ungehorsam zu bestrafen. Oder sagte Hong etwa die Wahrheit? Dann hätte Keppler wirklich
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