Mörderische Vergangenheit (German Edition)
ins Schloss. Der Glatzkopf wollte etwas sagen, doch aus seiner Kehle drang bloß ein Krächzen. Dann versuchte er, auf die Beine zu kommen, doch Keppler schlug immer wieder mit der Gürtelschnalle auf ihn ein. Jammernd brach der Pflegevater auf dem staubigen Boden zusammen. Keppler nahm den alten Stuhl neben dem Tischchen in die Hand und brach eines der Beine davon ab. Keppler betrachtete das zersplitterte, spitze Ende und war zufrieden,
„Das sollte funktionieren!“
Der Glatzkopf röchelte wütend, doch Keppler reagierte nicht auf ihn. Er gab jetzt in dieser elenden Hütte die Anweisungen.
„Bück di ch!“, rief er dem Pflegevater also zu. Der sah ihn entsetzt an und wollte nicht so ohne Weiteres gehorchen. Dabei kannte er die Stellung bestens, wenn auch nur von der anderen Seite. Keppler packte die Ohren des Mannes und zerrte ihn daran bäuchlings quer über das Bett. Dann trat er hinter den Nackten und flüsterte in dessen linkes Ohr, das er noch immer fest im Griff hatte.
„Das wird jetzt viellei cht etwas wehtun, aber du gewöhnst dich schon daran!“
Dann rammte er dem Pflegevater das spitze Ende des Stuhlbeins in den Ars ch. Trotz des zerdrückten Kehlkopfes glaubte Keppler, einen Schrei zu hören.
Er war eigentlich fertig mit dem Kerl, do ch dann trat er noch einmal mit aller Kraft gegen das stumpfe Ende des Stuhlbeins und ließ den Pflegevater zurück. Der Tod würde sich mit dem eine ganze Weile Zeit nehmen, zumindest lange genug, um sich noch ein paar abschließende Gedanken durch den Kopf gehen zu lassen. Keppler verließ den Raum und schob den Riegel außen an der Tür vor, der die Kinder davon abhalten sollte, nachts aus dem Haus zu fliehen. Er klopfte gegen die Badezimmertür, der Junge und das Mädchen kamen zögerlich heraus. Obwohl sie keinen Grund hatten, einem Erwachsenen zu vertrauen, nahmen sie seine Hände, als er sie vorsichtig mit sich in Richtung der Haustür zog.
„Ihr seid in Si cherheit! Aber ihr müsst jetzt kurz die Augen zumachen, okay?“
„Okay!“, sagte das kleine Mädchen. Sie kamen auf dem Weg am Wohnzimmer vorbei, an dessen Seitenwand der Kopf der Pflegemutter im Fernseher ste ckte. Um sie herum lagen die Scherben des implodierten Bildschirms. In ihrem letzten Augenblick hatte die dicke Frau zum ersten Mal ganz genau hingesehen.
„Ein s chönes Ende für sie!“, fand Keppler.
Als sie vor dem Haus waren, durften die Kinder ihre Augen wieder öffnen. Keppler setzte sie behutsam auf die Rückbank des Wagens. Sein Blut auf den Vordersitzen hätte sie wahrs cheinlich erschreckt.
„Wartet eine Minute auf mi ch, ich muss noch etwas erledigen!“, bat er.
Er holte den Reservekanister aus dem Kofferraum und ging no ch einmal ins Haus. Als er kurz darauf wieder hinauskam und den letzten Rest als flüssige Lunte vor dem Haus ausgoss, stand das Mädchen vor ihm und betrachtete das Sturmfeuerzeug in seiner Hand. Wortlos griff Tina danach. Keppler nickte, er konnte sie verstehen. Sie entzündete es und sah auf die züngelnde kleine Flamme zwischen ihren kleinen Fingern. Dann warf sie das Feuerzeug in die Treibstoff-Lache auf der Veranda. Nach und nach folgte das Feuer der Spur und bald schon stand das gesamte Holzhaus in Flammen. Keppler nahm das Mädchen hoch und trug es zum Auto, aus dessen Fond heraus der kleine Christian regungslos auf das Haus starrte. Schweigend blickten schließlich alle drei in dieselbe Richtung und warteten, bis der Bau endgültig heruntergebrannt war. Keppler lächelte befreit, startete den Motor und fuhr los. Er musste sich beeilen, den ersten Rückkehr-Termin hatte er schon verpasst. Er war stundenlang hierher gefahren, um Tina und sich selbst zu befreien. Als Kind und als Erwachsenen. Der Junge und das Mädchen waren mittlerweile eingeschlafen, sie hatten es erst einmal geschafft. Keppler musste die beiden an einen Ort bringen, an dem sie in Sicherheit waren und man sich um ihre verletzten Körper und Seelen kümmerte. Und er hatte eigentlich keine Zeit dazu. Wenn er auch das zweite Rückkehrfenster verpasste, würde ihm schon bald die Sprengkapsel das Gehirn zerfetzen. Auf dem Weg zurück in die Hauptstadt hielt er an einem kirchlichen Krankenhaus. Er hoffte, dass man sich dort der Kleinen annehmen würde. Seine Wunden mussten warten, bis er wieder in seiner Zeit angekommen wäre. Er nahm einen Stift aus dem Handschuhfach und kritzelte zwei Sätze auf einen Zettel, die er nie zuvor gesprochen oder geschrieben hatte: „Wir wurden
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