Mörderische Vergangenheit (German Edition)
Inzwischen sogar deren neueste Version. Doch den genauen Zeitplan, den kannte er nicht ...
I m abgelegenen Holzhaus der Pflegeeltern war alles wie an jedem anderen Tag. Die fette Mutter saß mit einem großen Eimer Kartoffelchips vor dem kleinen Farbfernseher, ihrem ganzen Stolz. Den hatten sie von dem Geld gekauft, das der Staat ihnen neben ihrer Stütze dafür bezahlte, Kinder in ihre Obhut zu nehmen. Die Frau glotzte den ganzen Tag in den Zauberkasten, ganz egal, was gezeigt wurde. Und das bei voller Lautstärke. Sie hatte dafür auch ihre Gründe, so konnte sie sich einreden, nicht mitzubekommen, was in den übrigen Zimmern passierte. Eigene Kinder besaß das Paar keine, den Mann ließen die speckigen Kurven seiner Frau kalt. Bisher hatte sich niemand offiziell beschwert, es war also bloß eine Frage der Zeit, bis der Junge und das kleine Mädchen neue Spielkameraden bekamen. Und der Pflegevater, dem der Sinn nach etwas Abwechslung stand. Der Antrag auf weitere Waisenkinder und Verstoßene lief bereits. Der Junge hatte heute Glück, sein Pflegevater prügelte ihn bloß mit dem Gürtel, dessen Schnalle das Emblem eines Motorrad-Klubs trug. Er war heute nicht an der Reihe. Nachdem sich der glatzköpfige Kerl in seiner versifften Unterwäsche an ihm abreagiert hatte, konnte der Junge unter den Ecktisch flüchten und sich ganz hinten verstecken, während der Mann das fensterlose Kinderzimmer verließ, um sich eine Flasche Bier aus der Küche zu holen. Doch selbst aus seinem Unterschlupf konnte der Junge sehen, wie der Pflegevater kurz darauf zuerst in das Kinderzimmer und dann in das kleine Mädchen auf dem Bett eindrang. Zuerst nur mit den Fingern. Der Junge saß wie gelähmt unter dem Tisch, er hatte Tina schon so oft helfen wollen. So wie sie es immer wieder für ihn versuchte, meist auf Kosten heftiger Schläge, doch letztlich immer ohne Erfolg. Der Junge war unfähig, sich zu bewegen. Vielleicht kam so etwas ja auch in normalen Familien vor, aber es konnte nicht richtig sein. So sollte das Leben bestimmt nicht verlaufen. Er wusste nicht, wie er Tina und sich selbst retten sollte und wusste ebenso wenig, ob ihm das alles nicht irgendwie recht geschah. Ob er vielleicht nicht mehr erwarten konnte. Doch sie verdiente es bestimmt nicht! Warum also half er ihr nicht, weshalb hockte er teilnahmslos da und versuchte, ihre Schreie zu ignorieren, so wie es seine Pflegemutter tat? Was hielt ihn davon ab, es wenigstens zu versuchen? Er sagte sich, dass er zu klein und zu schwach war, etwas für sie zu tun. Und das stimmte wahrscheinlich auch. Doch als Erwachsener sah das anders aus. Der Fremde wusste genau, wo der Mann zu finden war. Als der Glatzkopf sein Unterhemd abstreifte und seinen dreckigen Schlüpfer auszog, sah der Junge unterm Tisch die Schuhe eines Unbekannten. Als er sich etwas weiter nach vorne traute, auch dessen Silhouette, die sich zwischen ihn und den haarigen, von Dellen durchzogenen Hintern des Pflegevaters schob. Der versuchte jetzt gerade, sich auf das kleine Mädchen zu legen, dem er das Kleidchen über den Kopf gezogen hatte. Ächzend wollte der Pflegevater seinen Schwanz in das Kind stecken, als der Fremde ihm den eigenen Gürtel um den Hals legte und ihn mit einem Ruck von dem Mädchen herunter riss. Der Glatzkopf stürzte zu Boden, erschrocken starrte er Keppler an.
„Wer bist du denn?“
„Ein ehemaliges Pflegekind! Ich wollte nur mal Hallo sagen!“
Dann trat Keppler den Kerl mit dem Absatz seines Militärstiefels auf den Kehlkopf. Er hatte kein Interesse, si ch die Ausreden eines Kinderschänders anzuhören. Der Pflegevater lag auf dem Rücken und versuchte, Luft zu bekommen. Keppler ließ ihn nicht aus den Augen, während das kleine Mädchen sein Kleidchen wieder herunterzog. Als Tina damit fertig war, drehte Keppler sich zu ihr.
„Es tut mir so leid!“, flüsterte er.
Dann streckte er seine Hand unter den Tisch. Er wusste, dass sich eins der Kinder dort versteckte,
„Komm da raus, Christian!“
Der Junge kroch hervor. Keppler sah ihn und das Mädchen an. Er würde nun endlich tun, wozu er als Kind zu schwach gewesen war.
„Schließt euch im Bad ein. I ch bringe euch gleich von hier weg!“
Apathis ch gehorchten die Kinder dem Fremden und verließen den Raum. Keppler drückte die Zimmertür
Weitere Kostenlose Bücher