Mörderische Vergangenheit (German Edition)
Haben Sie eine Ahnung, was der Alte mit uns anstellt, wenn wir den jetzt stören!“
„Haben Sie eine Ahnung, was passiert, wenn Sie es nicht tun?“
„Klar, dann haben wir alle ein ruhiges Wochenende!“
„Und am Montag sitzt ihr auf der Straße, weil ihr schuld an einem Attentat seid und einen Bundesagenten behindert habt!“
„Sie meinen wohl einen Geldfälscher mit einem Fantasie-Ausweis!“
„Rufen Sie jetzt verdammt nochmal Ihren Vorgesetzten an! Sofort!“
„Der ist Angeln. Denken Sie, der hat ein Telefon in der Tasche oder so was?“
Die anderen Polizeibeamten la chten über die absurde Vorstellung. Das Mobiltelefon war zu dieser Zeit ja noch nicht erfunden. Und wie in Behörden üblich, war Freitagnachmittag fast niemand mehr im Haus. Verzweifelt folgte Peters den Provinzermittlern in einen Verhörraum. Er würde die Sache schon irgendwie hinbiegen. Noch blieb ihm etwas Zeit.
K eppler landete verschmiert wie ein Neugeborenes auf dem Boden des Kühlraums. Nachdem er zuerst aus Scham und Ekel seine Kleidung verbrannt und danach mal wieder eine Weile vergeblich von innen gegen die Tür getrommelt hatte, öffnete ein bekiffter Chinese im Hawaiihemd. Der nackte Keppler taumelte ihm entgegen. Er schaffte es kaum noch, das Codewort für den Schläfer auszusprechen und stürzte auf den langen Tisch, an dem barbusige Asiatinnen Gras für den Verkauf in kleine Tütchen stopften. Sie hatten ihre BHs allerdings freiwillig abgelegt, um sich dem Geist der Zeit anzupassen. Den Boss störte das nicht, ein wenig Freiheit konnte nach seiner Vergangenheit in China wirklich nicht schaden, ein Plattenspieler sorgte für fröhliche Rockmusik und alle Mitarbeiter waren gleichzeitig gute Kunden des Schläfers. Er war ganz begeistert von seiner neuen Heimat und hoffte inständig, nie wieder etwas aus der alten zu hören. Diese Hoffnung machte der Besucher aus dem Kühlraum jedoch zunichte. Die Frauen nahmen keine Notiz von dem entkräfteten Nackten mit den geschorenen Haaren, der sich mühsam wieder aufrichtete. Er entsprach so auch kaum dem Schönheitsideal der Dekade. Nach kurzem Palaver mit seinem Handlanger schlurfte der Schläfer auf Keppler zu.
„Mein Mitarbeiter sagt, Sie wollen Mah-Jong spielen!“
Keppler stützte sich auf den Tisch.
„Ich will genauso wenig mitspielen wie Sie!“, flüsterte er noch, dann fiel er zuerst in sich zusammen und dann auf den Boden. Der Schläfer schlich emotionslos zurück in sein Hinterzimmer, kramte in einem Schrank herum und kam zurück. Er zog eine Adrenalinspritze aus einer Schatulle und wuchtete Keppler mit dem Rücken auf den Tisch.
„Mädels, ma cht mal eben Platz!“, bat er.
Die Versandabteilung erhob si ch geschlossen und wich ein paar Meter zurück. Dann rammte der Schläfer dem Fremden die Nadel ins Herz und injizierte das Mittel. Kepplers Oberkörper bäumte sich auf und er erbrach sich.
„So, jetzt wurden wir beide aufgewe ckt. Dann mal an die Arbeit!“, sagte der Schläfer, während sein murrender Handlanger mit einem Mopp den Boden wischen musste, „Aber vorher duschen Sie besser. Kommen Sie mit!“
Die Frauen setzten si ch wieder an den Tisch und verpackten weiter Drogen.
Keppler folgte dem Schläfer in dessen Büro, hinter dem es einen kleinen Waschraum mit einer Dusche gab. Weil schon sein halber Körper von Krämpfen geschüttelt wurde und ihm die restlichen Muskeln auch nicht mehr gehorchten, setzte sich Keppler einfach auf den Boden und ließ das heiße Wasser auf sich niederprasseln. Es fühlte sich gut an. So gut, dass er kurz einnickte, bis ihn der chinesische Schläfer wachrüttelte. Keppler kam wieder zu sich, konnte jedoch nicht einmal aus eigener Kraft aufstehen.
„Ich hoffe, Sie haben keinen anstrengenden Auftrag!“, bemerkte der Schläfer, als er Keppler auf die Beine half und ihm ein Batik-Handtuch hinhielt.
„Nein, ich muss bloß jemanden umbringen! Notfalls nehme ich einfach noch ein paar von Ihren Spritzen mit!“, beruhigte Keppler den Asiaten.
„Nehmen Sie sich, was Sie brauchen!“
„Erstmal Klamotten, oder ist es in dieser Zeit normal, nackig rum zu rennen?“
„Ich würde Ihnen schon Kleidung empfehlen. Es sei denn, Ihr Opfer hängt in einer Nudistenkolonie fest.“
„Nicht dass ich wüsste!“
Der Schläfer griff also in einen Schrank und holte einen braunen Anzug und ein gelbes Hemd heraus, der Attentäter zwängte sich hinein. Der Chinese fegte mit der Hand noch ein paar Flusen von Kepplers Schultern, gab ihm
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