Mörderische Verstrickungen
sich aber gefreut, Haley zu sehen, darüber, wie glücklich sie mit Philip war. Und heute war er zurück in seinem geliebten Metal Fab, mit Jetlag in den Knochen, aber zu Hause. Und wahrscheinlich ein wenig enttäuscht angesichts der Tatsache, dass die Metall verarbeitende Industrie zwei Wochen ohne ihn überlebt hatte.
Ich versuchte mir gerade eine Entscheidung abzuringen, ob ich wieder einschlafen oder die Wäsche in den Trockner stecken sollte, als das Telefon klingelte.
»Habe ich dich aufgeweckt, Tante Pat? Du klingst schläfrig.«
»Nein, Schätzchen. Das hat Muffin bereits vor zwei Minuten erledigt. Wie geht es dir?
Debbie, Mary Alice’ mittleres Kind, die Folge eines der einmarschierenden Heiligen von Philip Nachman dem Älteren, wie ich gerade erst erfahren hatte, ist im achten Monat schwanger. Weil ich das selbst dreimal durchgemacht hatte, war mir klar, dass meine Frage bescheuert war.
»Besser als damals mit Fay und May in diesem Stadium. Vergiss nicht, dass ich Hilfe brauchte, um aus einem Sessel hochzukommen.«
Debbies Zwillinge Fay und May sind fast drei. Wenig interessiert an einer Ehe, aber sehr am Muttersein, hatte sie sich für die Samenbank der Universität von Birmingham entschieden. Letztes Jahr hatte sie dann Henry Lamont kennengelernt und ihn mit einer Schnelligkeit geheiratet, die uns alle überrascht hatte. In einem Monat erwartete sie nun David Anthony Lamont.
|14| »Ich weiß noch.« Ich schob die Wolldecke zurück und setzte mich auf. Muffin sprang missbilligend zu Boden und lief in die Küche.
»Also, ich habe, als ich gestern mit dir sprach, vergessen zu erzählen, dass Reiher-Luke seit Tagen versucht, dich oder Mama zu erreichen. Nachdem er immer nur eure Anrufbeantworter dranhatte, rief er mich an, um sich bei mir zu erkundigen, wo ihr steckt.«
Luke Nelson ist unser Cousin. Er lebt in Columbus, Mississippi. Er ist schrecklich nett, hatte aber das Pech, an einer gigantischen Übelkeit beim Autofahren zu leiden, als wir Kinder waren. Mary Alice sagt immer, Luke habe gespien wie ein Vulkan. Seine Mutter war das einzige Geschwister unseres Vaters, und er hatte sie über alles geliebt. Aber eine Fahrt zum Strand bedeutete, dass man Handtücher als Schutzschild vor sich hinhalten musste.
»Er hat keine Nachricht hinterlassen«, sagte ich Debbie.
»Nun, vielleicht willst du ihn ja anrufen. Ich habe ihn gefragt, ob ich ihm irgendwie helfen könne, und er hat Nein gesagt und dass er mit einer von euch reden müsse. Er klang aber ernsthaft bekümmert.«
»Tja, was er wohl hat?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Ich ruf ihn an.« Einen Moment lang schwieg ich. »Übrigens, Debbie, weißt du irgendetwas von einer Engelseher-Gesellschaft?«
»Einer was??«
»Einer Engelseher-Gesellschaft. Deine Mama hat erzählt, sie ginge zum Mittagessen der Engelseher-Gesellschaft in den Club.«
»Nein, das ist mir neu. Hat Mama in Warschau irgendwelche Engel gesehen?«
|15| »Sie war die meiste Zeit shoppen und hat sich darüber aufgeregt, dass alle nur polnisch redeten.«
»Ich hoffe, unsere diplomatischen Beziehungen haben keinen Schaden genommen.«
»Sie hat genügend eingekauft, um dies sicherzustellen.«
»Gut. Ich muss jetzt zum Gericht, Tante Pat. Du glaubst nicht, wie leicht es ist, einen Fall zu gewinnen, wenn man im achten Monat schwanger ist.«
»Gib Fay und May einen Kuss von mir und David einen Klaps.« Ich legte lächelnd auf. Ich fand es immer noch sonderbar, so viel über ein ungeborenes Kind zu wissen. Gleichzeitig aber auch schön.
Muffin sonnte sich auf dem Küchentisch. Ich blickte aus dem Fenster und sah meinen alten Hund Woofer vor seinem Iglu in der Sonne dösen. Ich warf die Wäsche in den Trockner, machte mir ein Erdnussbutter-Bananen-Sandwich, goss mir ein Glas Milch ein und setzte mich vor den Fernseher, um »Jeopardy« anzuschauen. Die Welt war in Ordnung. Ich wusste sogar die Antwort auf die Schlussfrage der Quizshow.
Ich schiebe es auf den Jetlag. Ich hatte die unbedingte Absicht, Luke gleich nach dem Ende meines Telefonats mit Debbie anzurufen. Stattdessen schrieb ich, als »Jeopardy« zu Ende war, einen Einkaufszettel und fuhr zum Piggly Wiggly. Gewöhnlich habe ich um diese Jahreszeit alle möglichen Reste von Weihnachten und Neujahr in der Gefriertruhe. Dank Warschau war sie dieses Jahr leer. Am Vorabend hatte uns Mitzi Phizer, unsere Nachbarin von nebenan, ein wenig Spaghetti mit Hähnchen-Pilz-Sauce und Salat rübergebracht. Zum Glück. Wir hatten nicht
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