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Mörderische Weihnacht

Mörderische Weihnacht

Titel: Mörderische Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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dort - ja, den!
    Wir wollen etwas für die frostzerfressenen Hände tun, die Ihr bedauert habt.«
    Die Frostbeulen des Winters waren Feinde, die immer in dieser Jahreszeit drohten, und eine zusätzliche Portion Salbe zu ihrer Behandlung konnte gelegen kommen. Cadfael gab rasch seine Anweisungen, deutete auf die Kräuter, die er brauchte, und ließ Benet nach einigen zu den Dachbalken hinaufsteigen und aus den hängenden Büscheln heraussuchen.
    Der Junge freute sich über diese neue Unterhaltung und sprang auf jede Anordnung gehorsam los.
    »Die kleine Waage da drüben, hinten im Regal - bringt die mit, und wo Ihr gerade dort seid, die kleinen Gewichte sind in der Schachtel daneben. Oh, und Ninian…« sagte Cadfael, süß und ruhig und treuherzig wie immer.
    Der Junge, der begeistert bei der Sache und nicht auf der Hut war, fuhr herum und reagierte auf seinen Namen, um mit bereitwilligem Lächeln die nächste Anordnung zu erwarten.
    Doch dann erstarrte er mitten in der Bewegung, die heitere Helligkeit noch im Gesicht, das allmählich marmorbleich wurde.
    Sein Blick war starr und leer. Einen langen Moment sahen sie einander in die Augen, und auch Cadfael lächelte, bis warmes Blut in Benets Gesicht strömte und seine Starre durchbrach.
    Sein Lächeln, wenn auch besorgt, wurde wieder lebendig und jung. Das Schweigen dehnte sich aus, aber schließlich sprach der Junge die ersten Worte.
     
    »Was soll nun geschehen? Soll ich die Kohlenpfanne umwerfen, die Hütte in Brand stecken, hinausstürmen und Euch einsperren und um mein Leben rennen?«
    »Kaum«, sagte Cadfael. »Es sei denn, Ihr wollt es unbedingt.
    Aber ich fände es unpassend. Besser, Ihr setzt die Waage dort auf die ebene Steinplatte und achtet auf die Arbeit. Übrigens, im Krug da drüben am Fensterladen ist Schweinefett. Bringt es mit.«
    Benet gehorchte mit bewundernswerter Gelassenheit und wandte sich mit einem verlegenen Lächeln an Cadfael. »Woher wußtet Ihr es? Woher wißt Ihr meinen Namen?« Er tat nicht mehr verstohlen und schien sogar eine Art verdrehter Belustigung zu empfinden.
    »Mein Junge, die Geschichte Eures Eindringens in dieses Reich mit einem zweiten Wirrkopf, der Euch ebenbürtig ist, scheint inzwischen überall bekannt zu sein, und das ganze Land weiß, daß Ihr vermutlich aus einer Gegend, in der man Euch allzu dicht auf den Fersen war, nach Norden geflohen seid. Hugh Beringar bekam beim Fest in Canterbury den Befehl, nach Euch zu suchen. König Stephens Blut kocht, und bis es abkühlt, ist Eure Freiheit keinen Pfifferling wert, wenn Euch die Soldaten schnappen. Ich nehme doch an«, fragte er freundlich, »daß Ihr wirklich Ninian Bachiler seid?«
    »Der bin ich. Aber woher wußtet Ihr es?«
    »Nun, als ich hörte, daß ein gewisser Ninian irgendwo in den Midlands verschwunden sei, lag es nahe. Ihr hättet es mir sogar beinahe selbst verraten. ›Wie ist Euer Name?‹ frage ich Euch, und Ihr wolltet schon ›Ninian‹ sagen, doch dann konntet Ihr Euch gerade noch beherrschen und albern die Frage nachäffen, bevor Ihr ›Benet‹ sagtet. Außerdem, mein Junge, habt Ihr bei mir bald die Verstellung aufgegeben, Ihr wärt nur ein einfacher Bursche vom Lande. Ihr habt wirklich noch nie einen Spaten in der Hand gehabt! Nein, ich könnte beschwören, daß Ihr die Wahrheit gesagt habt, aber ich muß gestehen, daß Ihr rasch gelernt habt. Und Eure Art zu reden und Eure Hände - nein, errötet nicht und ängstigt Euch nicht, es war nicht so offensichtlich. Eines kam einfach zum anderen.
    Übrigens habt Ihr aufgehört, mich als jemand zu betrachten, der getäuscht werden muß. Ihr könnt es auch gleich zugeben.«
    »Es schien mir unwürdig«, sagte der Junge und starrte düster auf den plattgetretenen Boden. »Oder vielleicht auch sinnlos!
    Ich weiß nicht! Was wollt Ihr nun mit mir tun? Wenn Ihr mich verraten wollt, muß ich Euch warnen - ich würde nach Kräften versuchen, zu fliehen. Aber nicht, indem ich Euch etwas antue.
    Wir sind so freundlich miteinander gewesen.«
    »Das beruht auf Gegenseitigkeit«, erwiderte Cadfael lächelnd. »Denn Ihr könntet feststellen, daß Ihr einen Ebenbürtigen gefunden habt. Aber wer sagt, daß ich Euch verraten will? Ich bin weder König Stephens noch Kaiserin Mauds Gefolgsmann, und wer einem von beiden treu dient und sein Leben riskiert, mag meinethalben seinen Geschäften nachgehen. Aber Ihr könnt mir erzählen, was Euer Auftrag war.
    Natürlich ohne jemand zu verraten. Ich vermute zum Beispiel, daß

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