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Mörderische Weihnacht

Mörderische Weihnacht

Titel: Mörderische Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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dagegen, daß Benet ruhig und bescheiden seine Arbeit tut, ohne aufzufallen. Und wenn dieser eiserne Frost so weitergeht, wie er begonnen hat, dann werdet Ihr hier mit den Arzneien einiges zu tun bekommen. Also können wir den Unterricht auch gleich fortsetzen. So macht denn ein freundliches Gesicht und paßt gut auf, was ich Euch zu lehren habe.«
    Der Junge platzte erleichtert und froh, wenn auch etwas gedämpft und leise, lachend heraus wie ein Kind und sprang zu Cadfael und dem Mörser herüber wie ein junger Hund, der einen neuen Duft gewittert hat.
    »Gut, dann sagt mir, was ich tun soll, und ich werde gehorchen. Bevor ich Euch verlasse, werde ich ein halber Apotheker sein.« Und dann, mit einer unverschämt exakten Nachahmung von Cadfaels lehrerhaftem Stil: »Nichts, was man lernt, ist verschwendet.«
    »Wie wahr, wie wahr!« stimmte Cadfael salbungsvoll zu.
    »Und nichts, was man beobachtet. Man weiß nie, ob es nicht eines Tages in ein größeres Bild paßt.«
     
    Wie etwa gewisse Details im Bild dieses abenteuerlustigen, unbeschwerten und liebenswerten jungen Mannes sich zusammenpaßten und das Bild verfeinerten. Ein mittelloser junger Mann war er, der dringend Hilfe brauchte, um ungesehen nach Gloucester zu kommen. Einer, der zweifellos nach England gekommen war mit einer auswendiggelernten Namensliste jener, die der Partei der Kaiserin zuneigten; ein paar davon sogar hier in Shropshire. Eine ergebene Frau, die sich um ihren Pflegling sorgte, die Honigkuchen brachte und ein kleines Andenken mitnahm, das leicht in die Brust ihres Gewandes paßte, nachdem es an Benets Brust unter dem Mantel geruht hatte. Und kurz darauf hatte Sanan Bernieres, Tochter eines Vaters, der wegen seiner Treue zu Maud enteignet worden war, Stieftochter eines anderen Herrn von der gleichen Partei, Giffards Haus in der Nähe von St. Chad’s verlassen, um einen kurzen Besuch abzustatten, angeblich, um Kräuter für die Weihnachtsküche zu kaufen, wobei sie im Garten angehalten und mit dem arbeitenden Jungen gesprochen hatte. Sie hatte ihn von oben bis unten gemustert, wie der Junge selbst berichtet hatte, als brauchte sie einen Pagen, ›und als könnte ich der richtige sein, wenn ich etwas aufpoliert werde‹. Nun also! Alles in bester Ordnung. Aber warum war der Junge noch hier, wenn Hilfe erbeten und gewährt worden war? In dieses unvollständige Bild schob sich der plötzliche Tod von Vater Ailnoth wie ein schwarzer Tintenfleck auf einem halb beschriebenen Blatt. Er machte alles komplizierter und führte dennoch ins Nichts. Im Leben wie im Tod ein Vogel, der böse Vorzeichen brachte.
     
    7
     
    Die Suche im ganzen Reich des Königs Stephen nach Ninian Bachiler, dem vogelfreien Mittelsmann der Kaiserin Maud, wurde in Shrewsbury proklamiert, und die Neuigkeit machte in Form von wortreichem Geschwätz die Runde, das
    überschwenglich aufgenommen wurde, da die Suche eine willkommene Ablenkung bot von der letzten Sensation, von Ailnoths Tod. In dieser Hinsicht waren die Menschen der Vorstadt, es sei denn im vertrauten Kreis, alles andere als gesprächig gewesen. Es war gut, ein Gesprächsthema zu haben, das so deutlich von dem ablenkte, was die Gemeinde vom Heiligen Kreuz tatsächlich beschäftigte. Da sich keiner groß darum kümmerte, wie viele feindliche Agenten im Land unterwegs waren, wurde der Flüchtling durch das Gerede nicht bedroht, und Frau Hammets pflichtbewußter Neffe Benet, der sich frei zwischen Abtei und Pfarrgemeinde bewegte, war nicht im mindesten gefährdet.
    Am Nachmittag des neunundzwanzigsten Dezember wurde Cadfael zu den ersten Patienten in der Vorstadt gerufen, die an Husten und Erkältungen litten, und dehnte seinen Besuch auf einen älteren Händler in der Stadt selbst aus, den er wegen dessen kranker Brust jeden Winter zu versorgen hatte. Ninian war zurückgeblieben, um das Schnittholz aus den Bäumen zu sägen und zu spalten und sorgfältig auf einen Topf mit Kräutern in Mandelöl zu achten, der, ohne kochen zu dürfen, am Rande der Kohlenpfanne erhitzt wurde. Aus dieser Mischung sollte eine Lotion für jene frostzerfressenen Hände entstehen, die zu zart waren, um eine Salbe auf der Grundlage von Schweinefett zu vertragen. Man konnte dem Jungen vertrauen, daß er sich an die Anweisungen hielt, und was er tat, das tat er ganz.
    Cadfael hatte für seine Patienten erheblich weniger Zeit gebraucht als erwartet, und das Wetter ermutigte ihn nicht, sich besonders viel Zeit zu lassen. Er kehrte mehr als eine

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