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Mörderische Weihnacht

Mörderische Weihnacht

Titel: Mörderische Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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einem halb zerrissenen Band und einer sich auflösenden Naht zu tragen. Aber war sie schon in diesem Zustand gewesen, als er sie aufgesetzt hatte?
    Sie war seit dem Weihnachtstag ziemlich grob behandelt worden, und die Zerstörung mochte erst begonnen haben, nachdem die Jungen sie aus dem gefrorenen Schilf geklaubt hatten, wo sie durch die Strömung des Mühlkanals gelandet war, während der schwere Körper des einstigen Besitzers allmählich unter das überhängende Ufer trieb.
    War da nicht noch etwas vergessen worden, genau wie diese Mütze vergessen worden war? Etwas anderes, nach dem sie hätten suchen sollen, das sie aber nicht bedacht hatten? Irgend etwas nagte an Cadfaels Gedanken, aber sein Verstand weigerte sich, es preiszugeben.
    Er warf die Kappe in seinen Ranzen und machte kehrt, um am Haus des Priesters anzuklopfen. Diota selbst öffnete ihm, förmlich und gefaßt und wie üblich schwarz gekleidet. Sie trat sofort zurück, ohne zu lächeln, aber gastfreundlich, und winkte ihn in die kleine, warme Stube, die trüb vom bräunlichen Licht aus zwei kleinen Fenstern erhellt wurde. In die Läden der Fenster waren kleine Hornstücke eingesetzt, welche etwas Licht durchließen. Im Kochherd in der Mitte des Raumes brannte ein helles Holzfeuer, und auf der gepolsterten Bank daneben saß eine junge, wachsame und schweigende Frau, die für einen Besucher, der aus dem hellen Tageslicht eintrat, nicht sofort zu erkennen war.
     
    »Ich wollte mich nur erkundigen, wie es Euch geht«, sagte Cadfael, als hinter ihm die Tür wieder geschlossen war, »und nachsehen, ob Ihr für Eure Kratzer noch etwas braucht.«
    Diota trat vor ihn und ließ sich untersuchen, und in ihrem sonst so ernsten und besorgten Gesicht erschien ein winziges Lächeln. »Das war sehr freundlich von Euch, Bruder Cadfael.
    Danke, mir geht es gut, recht gut. Wir Ihr seht, ist die Wunde verheilt.«
    Sie gehorchte seiner drängenden Hand und hielt die verletzte Schläfe ins Licht, damit er die Wunde untersuchen konnte, die jetzt nur noch ein blaßgelber Fleck und eine kleine, trockene Narbe war.
    »Ja, das sieht gut aus, es wird keine Narbe zurückbleiben.
    Aber ich würde noch ein paar Tage lang die Salbe benutzen, denn in diesem Frost trocknet die Haut aus und schält sich leicht. Hattet Ihr Kopfschmerzen?«
    »Nein, überhaupt nicht.«
    »Das ist gut! Dann kann ich mich wieder an meine Arbeit machen und brauche Euch nicht weiter aufzuhalten, denn wie ich sehe, habt Ihr Besuch.«
    »Oh, nein«, sagte die Besucherin, indem sie energisch von der Bank aufstand. »Ich wollte ohnehin gerade gehen.« Sie trat vor und zeigte im Licht ihr rundes junges Gesicht, breit an Stirn und sanft in einem energischen Kinn auslaufend.
    Herausfordernde glockenblumenblaue Augen, weit
    auseinanderliegend, blickten Cadfael direkt und forschend an.
    »Wenn Ihr wirklich wieder gehen müßt«, sagte Sanan Bernieres mit dem ernsten Selbstvertrauen eines beherrschten Kindes,
    »dann will ich mit Euch gehen. Ich warte schon eine Weile auf den rechten Augenblick, mit Euch zu sprechen.«
    Einem solchen Mädchen konnte man nicht widersprechen.
    Diota versuchte auch gar nicht erst, sie zurückzuhalten, und auch Bruder Cadfael hätte, selbst wenn es nötig gewesen wäre, gezögert, ehe er ihr einen Wunsch abschlug. Selbst das Gesetz, dachte er amüsiert und bewundernd, konnte den kürzeren ziehen, wenn es auf den Willen der Sanan Bernieres traf. Angesichts der Dinge, die geschehen waren, war dies eine klare, wenn auch ferne Möglichkeit; aber sie ließ sich durch diese Aussicht gewiß nicht schrecken.
    »Es wird mir ein Vergnügen sein«, erwiderte Cadfael. »Der Weg ist nicht weit - aber vielleicht braucht Ihr noch Kräuter für die Küche? Ich habe noch einen großen Vorrat, und Ihr könnt ruhig kommen und nehmen, was Ihr braucht.«
    Sie warf ihm einen kurzen, scharfen Blick zu. Ihre Wangen bekamen Grübchen, und um ihr Lachen zu verbergen, drehte sie sich um, umarmte Diota und küßte sie auf die Wange wie eine Tochter. Dann zog sie den Mantel um sich und ging in die Gasse voraus. Den größten Teil des Weges bis zur Hauptstraße gingen sie schweigend.
    »Wißt Ihr«, sagte sie schließlich, »warum ich bei Frau Hammet war?«
    »Gewiß aus fraulichem Mitgefühl«, erwiderte Cadfael, »um sie in ihrem Verlust zu trösten. Sie hat viel verloren und ist einsam und in dieser Gegend eine Fremde…«
    »Ach, hört auf!« sagte Sanan offen. »Sie hat für den Priester gearbeitet, und das

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