Mörderische Weihnachten
Ausbrechers. Erst jetzt kam ihm so richtig zu Bewußtsein, daß er dem Tod in letzter Sekunde von der Schippe gesprungen war. Verdammt, er war ihm dankbar. Der Teufel hatte endlich gezeigt, daß er noch vorhanden war und ihn, seinen Freund und Diener, nicht vergessen hatte.
Kurz nach dem Ausbruch hatte er noch Furcht vor seinen Häschern gehabt. Aber was waren sie schon gegen den Teufel mit seiner unbegrenzten Macht? Was niemand konnte, schaffte er. Der Satan überwand Brücken, riesige Entfernungen, für ihn gab es keine Hindernisse. Er stieg aus der Hölle in die normale Welt und durchfuhr sie als Gestalt der Macht und des Schreckens.
Auf ihn wartete er.
Der Teufel ließ sich Zeit. Adamic fror und zitterte. Er stand als einsame Gestalt in der lautlosen, nebelumwallten Sumpflandschaft, horchte in die Tiefe, weil er damit rechnete, daß sich auch die Jäger bemerkbar machten.
Dann hörte er das Brummen.
Adamic kannte das typische Geräusch eines fliegenden Hubschraubers. Also versuchte man es trotz des schlechten Wetters. Aber sie würden nichts sehen, die Wolken waren einfach zu dicht und schienen mit dem Untergrund verklebt zu sein.
Adamic zitterte so stark, daß seine Zähne anfingen zu klappern. Wieviel Zeit mittlerweile vergangen war, wußte er selbst nicht. Er hoffte nur, daß der Satan sehr schnell ein Einsehen mit ihm hatte, sonst holte er sich doch noch den Tod.
Das Geräusch des Hubschraubers wurde leiser, bewegte sich dabei nach rechts und verstummte schließlich.
Sie schienen es aufgegeben zu haben!
Der Killer atmete auf. Inzwischen mußte es Mittag sein, aber es war kaum heller geworden. Manchmal blies ein Windstoß die Nebelwolken durcheinander, so daß er an einigen Stellen klare Sicht bekam. Er konnte über den flachen Sumpf sehen, entdeckte die Inseln, die manchmal wie flache Buckel aus der Fläche schauten, und er sah auch die knorrigen Gewächse, die ihm vorkamen wie dürre Monster. Der Teufel kam.
Adamic hatte ihn nicht gesehen, er wußte nur, daß er in der Nähe war, und so drehte er sich um.
Jetzt stand der Satan vor ihm. Eingehüllt in einen schwarzen Mantel, der nur über seinen Schultern lag und vorn offenstand. »Deine Zeit ist gekommen«, erklärte er mit fauchender Stimme. »Ich habe beschlossen, dich nach London zu schaffen.«
Adamic nickte. Er konnte kaum glauben, was man ihm da vorschlug.
»Und mein Sohn?«
»Hast du nicht seine Telefonnummer?«
»Ja, woher weißt du…?«
»Ich bin immer über alles informiert, was meine Diener unternehmen. Das mußt du dir merken. Du wirst nach London gehen und dich bei deinem Sohn melden.«
Der Ausbrecher nickte heftig. »Das mache ich gern. Was geschieht dann?«
Das Gesicht des Teufels verzog sich in die Breite. Es bekam einen diabolischen Ausdruck. »Was danach passiert, müßtest du eigentlich wissen, Adamic!«
Der Killer nickte, bevor er flüsterte: »Mörderische Weihnachten, nicht wahr?«
Asmodis nickte nur…
***
In London war es naßkalt. Mal regnete es, dann wieder blies ein steifer Wind die Straßen trocken, bevor der nächste Schauer kam. Es war ein Wetter, wo sich die Menschen die meisten Erkältungen holten, vor allen Dingen, wenn sie in zugigen Räumen arbeiteten, wie Martin Adamic in der Werkstatt eines kleinen Betriebs.
Die Tür wurde nie richtig geschlossen, zudem waren die Fenster nicht dicht, so daß immer Durchzug herrschte. Obwohl er unter seiner Arbeitskleidung einen dicken Pullover trug, fror er, schwitzte mal, fror wieder, so daß er einen regelrechten Schüttelfrost bekam. Deshalb freute er sich, wenn die acht Stunden vorbei waren und er Feierabend machen konnte.
Auch an diesem Tag war es so. Noch immer besaß er die blonden Haare. Sie waren nur länger geworden. Martin Adamic gehörte zu den großen Menschen. Er war zudem schlank, hatte ein männliches Gesicht, und es gab nicht wenige Mädchen, die gern mit ihm ihr Bett geteilt hätten.
Da hielt sich der junge Mann zurück.
Er schaffte es einfach nicht, denn irgend etwas war mit ihm. In der Nacht, wenn die Dunkelheit alles verdeckte, drang es tief aus seinem Innern hervor und sorgte dafür, daß er stets von Schweißausbrüchen überfallen wurde. Danach folgten die Träume.
Sie waren so verdammt realistisch. Er träumte stets das gleiche. Er sah sich als Kind im Zimmer der Eltern, den Vater als Weihnachtsmann verkleidet hereinkommen, seine Uhr zerstörend und die Mutter danach erschlagend. Diese Szene war noch ziemlich verschwommen, die folgende
Weitere Kostenlose Bücher