Mörderische Weihnachten
Flüstern den Raum. »Du bist der zweite. Das mörderische Weihnachtsfest kann weitergehen. Am Heiligen Abend hole ich mir den letzten. Das wird ein Spaß, ein herrlicher Spaß.« Danach begann er wieder zu singen, als er den Sessel umging und sich neben dem Toten in die Knie drückte. Er brauchte das Messer zurück und riß es mit einem heftigen Ruck aus dem Körper.
Die Klinge strahlte nicht mehr. Der Mörder hatte sich voll und ganz auf den Teufel verlassen, und der Satan hatte ihn nicht im Stich gelassen. Er war es, der seine Hand so ziel-und treffsicher geführt hatte. Über sein Gesicht huschte ein Grinsen. Die bösen und harten Zeiten in der Zelle waren vorbei. Nie wieder würde er zwischen diese widerlichen Mauern zurückkehren, das hatte er sich fest vorgenommen. Sich aufrichtend, wischte er die Klinge ab und ließ sie unter dem Mantel verschwinden.
Hier hatte er nichts mehr zu suchen. Die folgenden Opfer trugen andere Namen…
***
Das verlöschende Licht hatte uns gewarnt, und uns hielt nichts mehr. Die Haustür war glücklicherweise nicht verschlossen. Im Flur roch es nach Mörtel, Staub und Zement. Wir hatten ihn kaum betreten, als wir die Schüsse vernahmen. Nicht sehr laut, eher dünn. Einem Laien wäre auch kaum der Gedanke gekommen, daß geschossen worden war, aber wir zählten zu den Fachleuten und sahen die Sache anders. »Das war oben!« sagte Suko.
Ich hastete schon auf die Treppe zu. Der Superintendent wohnte in der ersten Etage, von dort mußten die Schüsse gefallen sein. Auf den breiten Steinstufen fanden wir genügend Platz, und wir erreichten auch unangefochten unser Ziel.
Natürlich war diese Tür verschlossen. Sie sah auch verdammt stabil aus, so daß wir sie durch unsere Körperkraft allein kaum aufbekommen hätten. Suko hielt bereits eine Lampe in der Hand. Zwar hatten wir das Flurlicht eingeschaltet, es fiel nicht direkt auf das Türschloß. Mein Freund ärgerte sich. »Da kommen wir nicht so einfach hinein!« kommentierte er. Ich stimmte ihm zu, denn der Superintendent hatte die Tür mit einem Spezialschloß gesichert, das selbst unseren Einbrecherwerkzeugen starken Widerstand entgegengesetzt hätte.
»Rammen wir trotzdem?« fragte er.
»Nein.«
»Wieso nicht?«
Ich legte einen Finger auf die Lippen und sah Sukos verwunderten Blick.
»Es kommt jemand!« hauchte ich. Diesmal hatte ich die besseren Ohren gehabt. »Das sind Schritte.«
Mein Freund ging sofort zurück.
Zu beiden Seiten der Tür war soviel Platz, daß wir uns dort aufbauen und warten konnten.
Das taten wir auch.
Noch brannte das Flurlicht. Meinen Berechnungen nach mußte es bald verlöschen. Und dies passierte tatsächlich, und zwar in dem Augenblick, als die Tür geöffnet wurde.
Im ersten Moment konnten wir nichts erkennen. Dieser Übergang war einfach zu plötzlich gekommen, aber einige Lidschläge später sahen wir die Gestalt.
Sie war nur mehr ein Schatten, der irgendwie eine glockenförmige Gestalt aufwies.
So sah jemand aus, der einen nach unten schwingenden Mantel trug. Weihnachtsmänner, zum Beispiel… Wir hatten ihn!
»Adamic!« Ich flüsterte scharf seinen Namen, während ich die Beretta hervorholte.
Bis zur Treppe war es noch ein gutes Stück. Der Mann versuchte es trotzdem.
Er katapultierte sich ab, wollte die Stufen erreichen, da befand sich Suko bereits auf dem Weg.
Er hatte günstiger gestanden, streckte seinen Körper und schlug beide Hände in den Stoff des Mantels.
Wir hörten einen wütenden Laut, dann den Fall, als sie zu Boden krachten und sich ineinander verkrallten.
Zwar spielte sich der Kampf nicht in völliger Dunkelheit ab, die Sicht war trotzdem mehr als mies. Ich stand neben den beiden, konnte nicht schießen, weil ich unter Umständen den Falschen getroffen hätte. Zudem setzte ich die Waffe auch nur im Notfall ein. Sie überrollten sich.
Keiner wollte nachgeben. Suko war zwar der routiniertere Kämpfer der beiden, aber er hatte Pech, denn er bewegte sich als erster rücklings der Treppe zu.
Dann kippte er weg.
Wenn er Adamic fester gehalten hätte, wäre dieser mit ihm gefallen. So aber konnte sich der Killer durch einen Tritt lösen, und Suko rollte die Stufen hinab, wobei er sich überschlug, den Körper aber so verändert hatte, daß er fast eine Kugelform besaß.
Der Mörder kam hoch.
Nicht sehr schnell, der Mantel behinderte ihn zu sehr. Für mich war es ein Vorteil. Ich sprang auf ihn zu, weil ich ihm die Waffenmündung gegen den Kopf pressen wollte, aber
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