Mörderische Weihnachten
Augen. Sie war ihm wie eine Erlösung vorgekommen. Endlich hatte er einen Gegner, wenn auch im Moment nicht greifbar, das machte aber nichts.
»Du bist Adamic?« Er konnte sich nach all den Jahren nicht an die Stimme erinnern und wollte die Bestätigung haben.
»Das bin ich.«
»Wie gelang dir die Flucht?«
»Ich hatte Helfer!«
»Wen?«
Er hörte das leise Lachen des Mörders. »Hast du nicht damals gehört, wie ich von einem Pakt gesprochen habe? Das war keine Lüge. Ich habe tatsächlich einen Pakt geschlossen. Mit einer mächtigen Gestalt, einem Herrscher, der alles andere überragt. Mit dem Teufel!«
Das letzte Wort rief er voller Triumph, und er fügte noch etwas hinzu.
»Wen der Teufel einmal unter seine Fittiche genommen hat, den läßt er niemals im Stich. So ist es auch mir ergangen. Ich kann stolz auf ihn sein. Er ist hervorragend. Er ist der beste Beschützer, den man sich vorstellen kann, und er hat dafür gesorgt, daß ich nach zehn Jahren wieder ein mörderisches Weihnachtsfest feiern kann.«
»Ja, der Anfang wurde gemacht!« erklärte der Superintendent bitter.
»Aber warum gerade Linda, meine Frau? Sie hatte nichts damit zu tun. Du hättest dich an mich halten können.«
»Meine Rache trifft jeden, der mit den Leuten in Verbindung stand, die mich hinter Gitter gebracht haben. Bis Weihnachten sind alle tot. Alle, hörst du!«
»Nein, das ist ein Irrtum. Ich werde dich packen und erschießen. Diesmal kommst du vor kein Gericht mehr, Adamic, und diesmal kann dir auch der Teufel nicht mehr helfen, und wenn er persönlich der Hölle entsteigt.«
»Rede nicht, denn deine Uhr ist abgelaufen!«
Robert Blake schwieg auch. In den letzten Sekunden hatte er sich darauf konzentriert, nur dem Klang der Stimme zu lauschen. Er wußte jetzt ungefähr, wo sich sein Gegner aufhielt.
Am Kamin…
Irgendwo dort mußte er in Deckung stehen und die Dunkelheit für sich ausnutzen. Entweder rechts oder links.
Es war Blake egal. Er wollte auf beide Ziele schießen, hob die Waffe an und drückte ab.
Zweimal bellte die Waffe, bewegte sich in seiner Hand, und Blake setzte die Kugel erst rechts neben den Kamin, dann an die linke Seite, wobei er hoffte, das Ziel zu erwischen.
Die Schüsse klangen nicht sehr laut. Zu viele Möbelstücke befanden sich im Raum, die den Abschußknall dämpften. Der Superintendent hatte auch sofort seine Stellung gewechselt, er lauerte jetzt hinter einem Sessel und wartete auf eine Reaktion.
Die erfolgte nicht.
Kein Flüstern, kein Sprechen, weder Lachen noch Atmen. Die Stille war bedrückend. Und auch kein Fall…
Allmählich kamen dem Mann Zweifel, den Killer überhaupt erwischt zu haben. Der Hundesohn war besser als er, zumindest besaß er die stärkeren Nerven.
Er konnte sogar noch singen.
»Jingle bells, jingle…«
Robert Blake besaß nicht mehr die Nerven wie noch vor zehn Jahren. Er sprang hinter dem Sessel in die Höhe und schaute über die Lehne hinweg, während er einfach in die Dunkelheit hineinfeuerte. »Hör auf!« brüllte er dabei. »Verdammt, hör auf!«
Der Mörder sang nicht mehr weiter. Dafür zeigte er sich. Vor Blake löste sich ein Schatten, ebensogroß wie er, und dieser Schatten wanderte langsam näher.
Er bewegte seinen Arm, etwas blinkte matt in seiner rechten Hand. Die Klinge des mächtigen Messers.
»Der Teufel, Blake, er führt meinen Arm. Ich werde dich killen. Jetzt, sofort…«
Robert Blake wollte feuern. Er kam nicht mehr dazu. Plötzlich erstrahlte die Klinge in einem grellweißen Licht, das ihn blendete. Für einen winzigen Moment sah er noch die Gestalt dahinter. Sie war verkleidet. Wie damals trug auch Adamic jetzt den roten Mantel eines Weihnachtsmannes mit den weiten Ärmeln, von dem die Blendung abstrahlte.
Sie raste auf ihn zu.
»Das Messer!« schrie er und lachte irr.
Robert Blake konnte ihm nicht mehr ausweichen. Einen nie erlebten Schmerz spürte er in seiner Brust. Er war so gewaltig, daß er alles andere wegwischte. Blake fiel nach vorn, die Waffe rutschte aus seiner Hand und blieb auf der Sitzfläche des Sessels liegen. Er selbst fiel zurück, klammerte sich in einem letzten Verzweiflungsakt noch an der Lehne fest, aber sie gab ihm nicht den nötigen Halt. Seine Hände rutschten ab, der Sessel bewegte sich noch nach hinten, fiel aber wieder vor, während Robert Blake, der Superintendent, steif wie ein Brett auf den Rücken kippte und liegenblieb.
Er war tot!
Sekundenlang war es still. Erst dann durchdrang das böse
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