Mörderische Weihnachten
der Killer duckte sich ab, meine Hand stieß ins Leere, auch die Linke, die nachgreifen wollte. Adamic reagierte schnell. Er prallte noch gegen die Wand neben der Tür, zog aber blitzschnell seine Waffe, ein Messer mit gewaltiger Klinge, die einen Moment später aufstrahlte wie eine Sonne.
»So!« brüllte er nur und warf sich auf mich zu.
***
Ich schoß, Suko schoß, und wir hielten einfach in dieses verdammte, blendende Licht hinein. Mein Magen hatte sich zusammengezogen, ich erwartete trotz allem den tödlichen Stich und sah das gleißende Licht vor meinen Augen tanzen, bevor es sich dem Boden entgegensenkte und ich einen schweren Fall vernahm.
Mein Freund lief die restlichen Stufen der Treppe hoch. Schweratmend blieb er neben mir stehen. »Verdammt, John, ich konnte nicht anders.«
»Klar, ich auch nicht.«
Wir machten Licht. Die Flurbeleuchtung reichte aus, um den Mörder erkennen zu können.
Zur Hälfte lag er, zur Hälfte saß er. Unsere Geschosse hatten ihn voll erwischt, das konnte er nicht überlebt haben, aber wie im Krampf hielt er noch sein Messer fest. Die Mörderklinge, die ich schon einmal kurz im Kaufhaus gesehen hatte.
Sie strahlte nicht mehr. Nur mehr ein mattes Glänzen gab sie ab, das auch von Sekunde zu Sekunde schwächer wurde.
Ich kniete mich nieder und sah die beiden Einschußlöcher in der oberen Hälfte des Körpers. Ich war vom Tod des Killers ausgegangen und wunderte mich, daß er seine Augen offenhielt und die Wimpern sogar noch bewegte.
Also lebte er.
Ich sprach ihn an. »Adamic?«
Er stierte an mir vorbei, hatte meine Frage aber verstanden, denn ergab Antwort. »Ja, ich bin Adamic«
»Warum hast du es getan?«
Er lachte hustend. »Rache, Abrechnung…«
»Sie ist vorbei!«
»Nein, nie. Der Teufel, er hat mich beschützt. Er ist mein Herr. Ihr habt… ihr habt… verdammt, das sind andere Kugeln.«
»Sie bestehen aus Silber und sind geweiht.«
»Es… es brennt so. Ich verglühe. Ihr verfluchten…« Das nächste Wort bekam er nicht mehr heraus. Auch der letzte Rest an Leben verließ seinen Körper. Der Killer sackte in sich selbst zusammen. Jetzt war er tatsächlich gestorben.
Und auch das Messer verging.
Es mußte mit einer höllischen Kraft gefüllt gewesen sein, die der unserer Silberkugeln aber nichts entgegensetzen konnte, denn die Klinge wurde weich und verformte sich, als hätte sie jemand erhitzt. In dicken Tropfen fiel das Metall auf den Weihnachtsmantel des Toten. Ich drückte die Kapuze des Mannes so weit zurück, dala der gesamte Kopf freilag. Adamic hatte ein hageres Gesicht mit einer sehr blassen Haut. Zeichen seines langen Aufenthaltes hinter Gittern. Die Augenbrauen wirkten wie zwei Striche aus Tusche.
»Und Blake?« fragte Suko.
Ich kam wieder hoch und schaute auf die Tür. »Dahinter rührt sich nichts«, sagte ich leise.
»Warte einen Moment, John.«
Suko ging die Treppe hinab und ließ mich mit dem Toten allein. Hatten wir tatsächlich gewonnen, oder war es nur ein Teilsieg gewesen? Adamic hatte von einer Abrechnung gesprochen, die noch nicht vorbei war. Wahrscheinlich vertraute er auch jetzt noch auf die Kraft des Teufels, der sich seine Seele geholt hatte. Da würde er sich irren. Im Sinne der Hölle hatte Adamic versagt, der Teufel würde sich nicht mehr für ihn interessieren.
Suko kam zurück. In der rechten Hand hielt er eine Spitzhacke. »Ich entdeckte sie bei unserem Eintritt. Sie gehört den Bauarbeitern. Versuchen wir es, John.«
Er holte schon aus und hackte gegen das Türholz. Nach dem dritten Schlag hatte er das Schloß aufgebrochen, und wir konnte die Wohnung betreten.
Dabei waren wir vorsichtig, denn mit unliebsamen Überraschungen mußten wir immer rechnen.
Die Überraschung war ein Toter.
Robert Blake fanden wir hinter einem Sessel auf dem Rücken liegend. Im Gegensatz zu seiner Frau hatte ihn die Klinge in die Brust getroffen und sein Leben ausgelöscht.
Kopfschüttelnd stand ich neben ihm. »Dabei hätte er nicht zu sterben brauchen. Er ist nur tot, weil er einen so verdammten Dickkopf besaß. Verflixt auch.«
Suko war bereits zum Telefon gegangen und wählte die Nummer des Yard. Ich wußte, daß er mit Sir James sprechen wollte. In wenigen Sätzen erklärte er die Lage und bat um eine Mannschaft, damit der Tote abtransportiert werden konnte.
»Was sagt er?« fragte ich meinen Freund, nachdem er den Hörer aufgelegt hatte.
»Er hat ähnlich reagiert wie wir und über die Sinnlosigkeit des Mordes
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