Mörderische Weihnachten
Stirn. »Sie haben ihn ja im Kaufhaus gesehen, John. Dort ist er plötzlich verschwunden, wie Sie mir erzählten. Von einem Augenblick zum anderen war er weg. Aufgelöst, und zurück blieb eine Schwefelgas-Wolke, die auf den Teufel hingedeutet hat. Weshalb hat er sich nicht bei Ihrer zweiten Begegnung auf diese Art und Weise aus dem Staub gemacht.«
»Das weiß ich leider nicht, Sir. Vielleicht haben wir ihn auch zu sehr überrascht.«
»Kann man Teufelsdiener noch überraschen?«
»Eigentlich nicht.«
»Aber Ausnahmen gibt es immer«, sagte mein Chef und lehnte sich zurück. Er lächelte knapp. »Wenn ich Sie so anschaue, John, stelle ich fest, daß Sie unzufrieden sind.«
»Bin ich auch.«
»Was ist der Grund?«
Ich stützte meine Unterarme auf den Schreibtisch und sprach mit Sir James darüber.
Für Suko war die Sache ziemlich abgetan gewesen, der Superintendent wirkte schon nachdenklicher. »Meinen Sie denn, daß da noch etwas auf uns zukommen kann, John?«
»Ich habe keine Ahnung. Es gibt auch keinen konkreten Hinweis, da bin ich ehrlich, nur eben diesen Verdacht.«
»Weiß der Sohn es schon?«
»Bestimmt nicht.«
»Wollen Sie es ihm sagen?«
»Ja, Sir, das werde ich. Aber ich möchte auch mit diesem Anwalt Summer sprechen.«
»Rufen Sie ihn an.«
Ich schaute auf die Uhr. Es war noch früh genug, um »stören« zu können. Die Nummer fand ich im Telefonbuch. Ich rief die private an. Es wurde von einer Frau abgehoben. Ich meldete mich mit vollem Namen und auch mit dem Dienstrang.
»Einen Augenblick, Mr. Sinclair, ich werde meinem Mann Bescheid geben. Bitte warten Sie.«
Wenig später sprach ich mit dem Anwalt, legte ihm die Situation offen und wartete auf seinen Kommentar.
Der kam nicht sofort. »Sie überraschen mich mit dieser Eröffnung. Ich habe nicht gewußt, daß Adamic ausgebrochen war. Ich war auch auf einer Dienstreise. Nun ja, er ist tot. Was soll ich dazu sagen?«
»Sie haben ihn zweimal besucht.«
»Ja, vor kurzem noch.«
»Worum ging es bei diesem Zusammentreffen?«
»Eine Kleinigkeit, die jetzt allerdings Bedeutung gewinnt. Er wollte die Adresse seines Sohnes haben. Wahrscheinlich brauchte er nach seiner Flucht eine Anlaufstelle.«
»Die gaben Sie ihm?«
»Ja. Ich sah keinen Grund, sie ihm zu verweigern.«
»Könnte ich sie auch haben?«
»Wollen Sie Martin Adamic vom Tode seines Vaters in Kenntnis setzen?«
»Genau.«
Ich bekam die Anschrift und schrieb mit. Nun ja, die Zeit im Büro hatte ich diesmal gut genutzt. Telefon besaß Martin Adamic auch. Wiederum wählte ich eine Nummer.
Diesmal hob niemand ab.
»Der ist bestimmt unterwegs«, meinte Sir James. »Es wäre am besten, wenn Sie morgen zu ihm fahren.«
»Das mache ich auch, Sir.«
Mein Chef erhob sich. »Dann sagen Sie mir bitte Bescheid, was es gegeben hat. Ich werde jetzt nach Hause und nicht in den Club fahren. Blakes Tod hat mich doch arg geschafft.«
»Das kann ich mir vorstellen, Sir.«
Er nickte mir noch einmal zu und ging. Ich blieb allein zurück und dachte über den Fall nach, ohne allerdings zu einem Entschluß zu gelangen. Vielleicht würde mir Martin Adamic am morgigen Tag weiterhelfen können, auch wenn der Kontakt zu seinem Vater auf ein Minimum beschränkt gewesen war…
***
Am anderen Tag regnete es.
Das drückte auf die Stimmung der meisten Menschen. Nicht einmal die Weihnachtsbeleuchtung konnte die Laune anheben. Auch ich fühlte mich nicht besonders, zudem hatte ich nicht gut geschlafen, weil mir der Name Adamic im Schädel herumspukte.
Irgend etwas hatte ich übersehen.
Martin wohnte in einer tristen Gegend. Mietshäuser, schon älter, bildeten lange Reihen zu beiden Seiten der Straße. In der Nähe gab es auch Industrie, kleine Fabriken und Firmen, die sich soeben über Wasser hielten.
Der Junge war nicht zu Hause.
Eine Mieterin erklärte mir, daß er immer schon früh zur Arbeit ginge. Er war im Haus als ruhiger, angenehmer Mieter bekannt.
»Und wo arbeitet er?«
»Als Schlosser bei Dreyer.«
»Ist das weit?«
»Nein.« Man erklärte mir den Weg. Ich hätte zu Fuß gehen können, nahm aber trotzdem den Wagen, rollte um einige Ecken und fuhr durch ein Mauertor auf einen Hof, der ziemlich groß war und es auch sein mußte, weil drei Arbeitsbaracken dort standen. Wellblechdächer hielten den Regen ab. Auf dem Hof lagerten Eisen und Stahl. Ich fand auch einen Parkplatz für den Rover und dachte an Suko, der lieber im Büro geblieben war.
Ein Mann im Parka kam mir entgegen. Ihn
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