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Mörderischer Auftritt

Mörderischer Auftritt

Titel: Mörderischer Auftritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne George
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überprüfen.«
    »Nichts von alldem ergibt einen Sinn«, stimmte Marilyn zu. »Möchtest du noch etwas Kaffee?«
    Ich hielt ihr meine Tasse hin. »Kein Wunder, dass Dusk Armstrong wusste, wer er war. Ich dachte, sie habe gesagt, er sei mit ihr auf die Ballettschule gegangen. Sie muss aber gemeint haben, dass er dort unterrichtet hat.«
    Marilyn goss den Kaffee ein und nahm die Bagels aus dem Toaster. »Weißt du, woran ich mich erinnere, Tante Pat? Ich erinnere mich daran, dass du immer Zuckerstangen auf dem Küchentresen stehen hattest, um den Kaffee damit umzurühren. Das wäre jetzt die Krönung.«
    »Schau auf dem zweiten Regalbrett in der Speisekammer nach. Sie sind in einer roten Blechdose.«
    Marilyn stellte die Bagels und den Frischkäse auf den Tisch und ging zur Speisekammer. Sie kam lächelnd zurück, eine Pfefferminzstange in der Hand, und sah in ihrem Flanellpyjama aus wie zwölf.
    »Schätzchen«, sagte ich, während ich zuschaute, wie sie den Kaffee umrührte. »Was sind deine Pläne für den heutigen Tag?«
    »Mein Termin in der Universitätsklinik ist um zwei. Ist es in Ordnung, wenn ich noch eine weitere Nacht bei dir bleibe? Es könnte spät werden, bis ich mit allem durch bin.«
    »Natürlich. Es ist uns eine Freude. Das weißt du.«
    Ich strich Frischkäse auf meinen Bagel und nahm einenBissen. »Hast du noch einmal über Charles Boudreau nachgedacht? Ich bin sicher, dass er immer noch im Tutwiler ist.«
    Die Pfefferminzstange machte ein klirrendes Geräusch am Tassenrand. »Ich habe über ihn nachgedacht.«
    »Und?«
    »Ich habe dir erzählt, wie er reagiert hat, als ich ihn darum bat, Vater meines Kindes zu sein, Tante Pat. Er hat wie verrückt gestottert und gesagt, er habe unsere Abmachung nur für einen Witz gehalten.«
    »Aber er hat seine Meinung geändert.«
    »Vielleicht weil er denkt, dass ich ihn heirate, wenn ich schwanger werde.«
    Ich muss sehr verdutzt ausgesehen haben.
    »Es ist eine lange Geschichte, Tante Pat. Es genügt zu sagen, dass ich nicht um alles in der Welt mit Charlie Boudreau zusammenleben könnte.« Marilyn nahm einen Bissen von ihrem Bagel und kaute wie wild.
    So weit zu Charles Boudreaus Chancen.
    »Möchtest du, dass ich dich heute Nachmittag begleite?«, fragte ich, nachdem wir mit Essen fertig waren.
    »Nein, aber danke. Es wird schon schiefgehen.« Sie stand auf und stellte ihren Teller und die Kaffeetasse in den Geschirrspüler. »Weißt du, was ich jetzt gleich noch für dich tue?«
    »Das Haus durchsaugen?«, fragte ich hoffnungsvoll.
    »Woofer zu seinem Spaziergang ausführen. Das Wetter ist zu nasskalt für dich heute früh.«
    Ich fühlte mich plötzlich hundert Jahre alt und zerbrechlich wie Glas. »Ich bin sicher, dass es mit meiner Gehhilfe geht. Und ich packe mich warm ein.«
    Marilyn lachte. »Oh, Tante Pat. Das habe ich überhaupt nicht gemeint.«
    Aber natürlich hatte sie das.
    Ich nahm die Zeitung und setzte mich auf das Sofa im Wohnzimmer, wahrend sich Marilyn anzog. Ich wünschte, sie riefe ihre Mutter an. Jeden Moment konnte die Hintertür auffliegen und Mary Alice hereinschneien. Dann würde sie Marilyn entdecken und wäre sowohl in ihren Gefühlen verletzt als auch wahnsinnig wütend. An ihre Wutanfälle bin ich gewöhnt, aber die Gefühle meiner Schwester kann man nicht so leicht verletzen. Doch in diesem Falle wäre es so. Da war ich sicher.
    »Marilyn«, sagte ich, als sie durchs Wohnzimmer zurückkam, »deine Mutter wird sich jeden Moment telefonisch hier melden oder auftauchen. Willst du sie nicht doch anrufen? Ich fände das schön.«
    Marilyn schüttelte den Kopf. In dem Augenblick klingelte das Telefon, und sie verschwand wie der Blitz durch die Hintertür.
    »Hast du die Zeitung gelesen?« Schwesterherz wartete gar nicht erst, bis ich mich gemeldet hatte. »Ist das zu glauben – ein russischer Spion wird direkt vor unseren Augen umgebracht? Und was zum Teufel gibt es für ihn in Birmingham auszuspionieren? Unsere nuklearen Sprengköpfe in den Höhlen unterhalb von Vulcanus?«
    Marilyn öffnete noch einmal die Tür, schnappte sich Woofers Leine vom Ende des Küchentresens und war wieder weg. Feiges Mädchen.
    »In der Zeitung hieß es, dass er Balletttänzer war. Von einem Spion war nichts zu lesen.«
    »Aber du weißt, dass er einer war. Was sollte ein russischer Balletttänzer sonst in Birmingham tun?«
    »Elvis imitieren?«, seufzte ich. Sie würde außer sich sein, wenn sie herausfände, dass Marilyn hier war und ich es ihr

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