Mörderischer Auftritt
Mutter. Marilyn hatte gesagt, Debbie sei eine Schulkameradin von Day gewesen, was sie Mitte dreißig sein ließ. Sie sah zehn Jahre jünger aus.
Bernice blickte alarmiert auf. »Ist etwas passiert?«
»Dusk hat mich, als ich gerade in mein Auto stieg, auf meinem Mobiltelefon angerufen. Sie sagt, es gehe ihr schrecklich.«
»Du meine Güte. Ich habe mir schon Vorwürfe gemacht, dass ich sie allein gelassen habe. Sie war zu ruhig. Hat sie Einzelheiten genannt?«
»Nur, dass sie krank ist.« Day wandte sich an uns. »Hallo, die Damen.«
Wir nickten. Bernice nahm ihre Tasche, die seitlich an ihrem Stuhl hing, und stand auf. »Warum hat sie mich nicht angerufen?«
»Sie sagt, sie hat es versucht.«
»Ich wette, ich habe dieses verdammte Ding nicht angeschaltet. Okay, geh du zurück zu deiner Arbeit, mein Schatz. Ich geh nach ihr schauen und gebe dir Bescheid. Wiedersehen zusammen.«
»Gib uns auch Bescheid, Bernice«, sagte Mitzi.
Sie nickte. »Bye, ihr beiden.« Sie eilte zusammen mit Day hinaus.
»Es tut nichts zur Sache, wie alt die Kinder sind, stimmt’s?«, sagte Mitzi.
»Nein. Auch in dreißig Jahren noch wird Haley in Panik verfallen, wenn etwas mit Joanna nicht in Ordnung ist.«
Wir lächelten einander an.
»Möchtest du noch eine Orangen-Hefeschnecke?«, fragte Mitzi.
»Ich teile mir eine mit dir.«
E-Mail
Von: Haley
An: Mama und Papa
Betreff: Glücklich. Glücklich.
Stellt euch vor, das ist eine meiner letzten E-Mails aus Warschau. Wir fliegen mit KLM nach Atlanta und dann mit Delta nach Birmingham. Der Flug kommt dort gerade rechtzeitig zum Abendessen an, und ich wünsche mir Fried Chicken, Buttermilchbrötchen und Milk Gravy. Ich weiß, das ist schrecklich, aber mir läuftschon das Wasser im Munde zusammen. Die morgendliche Übelkeit macht mir nicht so viel aus, Mama. Aber offenkundig habe ich schon vier Kilo zugelegt.
Wir haben immer noch eine Menge zu packen und müssen uns noch von vielen Freunden verabschieden. Hier gibt es so viel, das ich liebe und vermissen werde. Aber ich werde ZU HAUSE sein!
Ich habe Freddie und Alan wegen des Babys gemailt, und sie haben beide geantwortet, dass du sie angerufen hast und wie sehr sie sich für uns freuen. Vielleicht bringt das ja Freddie auch auf Gedanken.
Ich muss los. Denkt einfach nur April.
Ich habe euch lieb,
Haley
Da war noch eine weitere E-Mail. Amerikas »beste Hausfrau« Martha Steward und ich waren gute Freunde geworden, seit ich mich auf ihrer Webseite registriert hatte. Ich bekomme nette Mitteilungen im Plauderton über ihre großen Ausstechförmchen und nistende Porzellanhasen. Als ich als Lehrerin in den Ruhestand ging, schenkte mir Schwesterherz ein Abonnement von Martha Stewarts »Living«, weil sie meinte, das würde meinen Appetit anregen und mich vielleicht ein paar Kilo zunehmen lassen.
Nun, ich muss Martha zugestehen, dass die Bilder meinen Appetit anregten. Aber für Fred war die Grenze erreicht, als ich ihm eine Kopfsalat-Kräuter-Suppe servierte. Er erklärte, dass Männer keinen gekochten Salat äßen. Ich fand eigentlich, dass die Suppe richtig schmackhaft war.
Heute erzählte mir Martha, welchen Spaß Kinder hätten,wenn sie mit Stiften auf Fenster malen dürften. Die Farben ließen sich auch ganz leicht mit Fensterreiniger wieder entfernen. Ha!
Da ich den Computer schon einmal angeschaltet hatte, schaute ich nach, ob Griffin Mooncloth eine Webseite hatte. Nein. Ich klickte auf das New York City Ballet. Er war aufgeführt, aber nicht als einer der Solotänzer. Hmmm.
Ich warf einen Blick auf die Uhr. Es war halb drei. Marilyn würde jetzt in der Uniklinik sein. Was sie ihr wohl sagen und wie sie sich wohl entscheiden würde? Ich fragte mich, ob es Dusk Armstrong wieder gut ging und wer Griffin Mooncloth umgebracht hatte und warum. Und ich stellte mir die Frage, ob es nachts frieren würde und der Frost die Pfirsichernte ruinieren würde.
Das Einzige, was ich tun konnte, war, ein Mittagschläfchen zu machen, was ich tat. Muffin lag zusammengerollt neben mir auf dem Sofa, und die Nachmittagssonne drang dämmrig durch das Küchenfenster.
8
Während ich draußen mit Woofer Gassi ging, rief Marilyn an und hinterließ eine Nachricht, dass alles okay sei und sie mich später über die Details informieren würde. Sie würde auswärts essen, ich solle mir keine Sorgen machen. Sie wisse, wo der Schlüssel sei.
Es wurde eiskalt draußen, und die Wolken hingen wieder tiefer. Wenn nicht März gewesen wäre, hätte ich
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