Mörderischer Auftritt
Kartoffelsalat, den ich bereits auf ihren Teller gehäuft hatte. »Mmm, das ist gut.«
»In Pensacola hat es nicht geregnet? Die Wetterfee hat gesagt, der Regen würde vom Golf her zu uns ziehen.«
»Nicht, als ich los bin.«
»Setz dich, Schätzchen. Es ist alles fertig.« Ich nahm das Sandwich mit einem Pfannenheber aus dem Grill. Geschmolzener Käse triefte an der Seite herab. Es sah so gut aus, dass ich beschloss, mir auch eines zu machen. Aber zunächst reichte ich Marilyn ihren Teller und nahm den Kaffee aus der Mikrowelle.
»Das sieht großartig aus, Tante Pat. Danke.«
»Gern geschehen.« Ich schnitt eine Scheibe Käse für mein Sandwich ab, während Marilyn zu essen begann. Die Fragen konnten noch ein paar Minuten warten.
Muffin kam hereinspaziert und ging hinüber zu ihrem Wassernapf.
»Das ist Haleys Katze, oder?«, fragte Marilyn.
»Nicht mehr. Nach sieben Monaten habe ich Besitzansprüche auf sie erworben.«
Marilyn lachte. »Ich finde es total toll, dass Haley ein Baby bekommt. Debbie hat es mir erzählt.«
Ich legte mein Sandwich auf einen Teller und setzte mich zu ihr an den Küchentisch. »Joanna. Das ist ein hübscher Name, oder?« Ich wiederholte ihn noch einmal und ließ mir den Klang auf der Zunge zergehen. »Joanna.«
»Es ist ein wundervoller Name.«
Ich nahm einen Bissen von meinem Sandwich, das ich so wenig brauchte wie ein Loch im Kopf, das aber köstlich war, kaute, schluckte und sagte: »Marilyn, ein Mann namens Charles Boudreau kam heute hier vorbei. Er sagte, er sei hier, um dich zu befruchten, dass er freudig erregt, begierig und in ekstatischer Erwartung sei und dass er hoffe, es sei noch nicht zu spät.«
Marilyn legte bedächtig ihre Gabel nieder und blickte mich an. »Charlie war hier?«
Ich nickte. »Er nannte noch ein paar andere Adjektive, aber ich kann mich nicht mehr an alle erinnern. Sie hatten aber alle mit seiner Bereitschaft zu tun, an deiner Empfängnis zu partizipieren.«
Marilyn nickte, sagte aber nichts.
Schließlich fragte ich sie, ob sie mich nicht informieren wolle, was da los war. »Der arme Mann weinte sogar an einer Stelle.«
Sie entgegnete verdutzt: »Charlie hat geweint?«
»In ein sehr hübsches weißes Taschentuch.«
»Ich fasse es nicht.« Marilyn nahm ihre Gabel wieder in die Hand und begann weiterzuessen, so als hätten wir über das Wetter geredet.
»Er sagte, ich solle dir bestellen, dass er im Tutwiler ist.«
»Ganz schön frech.« Marilyn schaufelte sich eine Gabel mit Kartoffelsalat in den Mund und aß langsam.
»Wer ist das?«
Marilyn bedeutete mir mit der Hand, dass sie kaue und nicht in der Lage sei zu antworten. Schließlich nahm sieeinen Schluck Kaffee, schob ihren Teller zurück und tupfte sich die Lippen mit ihrer Serviette ab.
»Das ist eine lange Geschichte, Tante Pat.«
»Ich habe Zeit.«
»Bist du sicher, dass er geweint hat?«
Mein mürrischer Gesichtsausdruck gab ihr zu verstehen, dass sie besser mit ihrer Geschichte fortfuhr.
»Erinnerst du dich noch, dass ich vor ungefähr fünfzehn Jahren, als ich das erste Mal nach Pensacola zog, Kurse an der West-Florida-Universität belegt habe?«
Ich nickte, erinnerte mich aber nicht.
»Nun, einer davon war ein Rhetorikkurs, und Charlie hat ihn auch besucht. Eines Abends fragte er mich, ob ich am darauffolgenden Samstag mit ihm essen gehen wolle, es sei sein Geburtstag. Ich erzählte ihm, dass es auch mein Geburtstag sei, und wir stellten fest, dass wir auf den Tag genau gleich alt waren.« Marilyn machte kurz Pause und untersuchte einen rot lackierten Fingernagel, der so perfekt aussah, dass er aus Acryl sein musste. Ob sie wohl irgendein Pilz-Problem hatte? Vor Jahren hatte ich mich mal von Schwesterherz zu künstlichen Nägeln überreden lassen und war schließlich beim Arzt gelandet.
»Wie auch immer.« Marilyn fuhr fort. Ich schob den Gedanken an grünschwarze Nägel beiseite und hörte zu. »Wir hatten eine wundervolle Zeit, aus der eine mehrjährige Beziehung wurde. Dann ging Charlie wegen des Gesundheitszustandes seiner Eltern zurück nach Lafayette. Er fragte mich, ob ich ihn heiraten und mit ihm kommen wolle, aber ich denke, er wäre überrascht gewesen, wenn ich Ja gesagt hätte. Wir versprachen einander allerdings, uns jedes Jahr an unserem Geburtstag zu treffen. Und wir schlossen einen Pakt, dass wir, falls wir mit vierzig nicht verheiratet wären und keine Kinder hätten, uns zusammentun würden.«
»Klingt wie Julia Roberts in ›Die Hochzeit meines
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