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Mörderischer Auftritt

Mörderischer Auftritt

Titel: Mörderischer Auftritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne George
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schlafen zu können. Wenn wir abends aus sind, brauche ich anschließend ewig lang, um so weit zur Ruhe zu kommen, dass ich wegdöse. Besonders heute weigerte sich mein Verstand abzuschalten. Obwohl das Essen angenehm geendet hatte, indem Tammy Sue und Debbie darauf bestanden, den Tisch abzuräumen (Tiffany war zu einem Rendezvous verschwunden), war ein Gefühl von Anspannung in der Luft geblieben. Der Rest der Truppe hatte anschließend vor dem Kamin gesessen und Smalltalk betrieben. Glaubt ihr, dass es heute nach frieren wird? Wisst ihr noch, wie es bei dem Blizzard von 93 war? 45 Zentimeter Schnee auf unserer Terrasse. Wir saßen tagelang fest.
    Aus der Küche vernahmen wir Geräusche vom Mülleimer und vom Einräumen der Spülmaschine. Wir konnten hören, wie Debbie und Tammy Sue sich unterhielten. An einer Stelle ertönte Gelächter. Fein, hatte ich gedacht. Wenn die beiden sich gut verstanden, dann war schon die halbe Schlacht gewonnen.
    Mary Alice hatte sich Olivia zugewandt, die so eng anBuddy gekuschelt auf dem Sofa lag, dass sie nahezu unsichtbar war.
    »Was machen Sie, Olivia?«, fragte sie.
    Olivia hob ihre Nase von Buddys Arm. »Machen?«
    »Haben Sie einen Job? Gehen Sie zur Schule?«
    »Ich bin zurzeit arbeitslos.« Sie blickte Mary Alice an, als habe diese sie in irgendeiner Weise beleidigt.
    »Und was für einer Arbeit sind Sie nachgegangen?«
    »Dem Singen.«
    Larry lachte. »Sie singt ›Happy Birthday‹, während sie den Kuchen serviert. Zuletzt war das im Ruby Tuesday.«
    »Daran ist nichts auszusetzen«, sagte Henry. »Eine gute Kellnerin ist viel wert. Glaubt mir, ich weiß das.«
    »Ich bin Sängerin«, sagte Olivia und warf ihrem Bruder und Henry einen stechenden Blick zu. Sie vergrub ihr Gesicht wieder an Buddys Arm. Der schien sich unwohl dabei zu fühlen.
    »Geht einer von euch hier oben fischen?«, fragte Fred nach zu langem Schweigen. »Kennt irgendjemand gute Stellen dafür hier oben im St. Clair County?«
    Das Eis war gebrochen. Dreißig Brassen und zehn Forellenbarsche später gingen Schwesterherz und ich zum Spieltisch hinüber.
    »Ich habe gestern Bernice Armstrong im Club getroffen«, sagte ich. »Sie aß zusammen mit Day zu Mittag. Sie sagte, Dusk sei seit dem Mord an diesem Russen krank. Tatsächlich musste sie uns verlassen, weil Dusk sie angerufen hat.«
    »Mich hat es auch krank gemacht, und ich habe ihn nicht einmal gekannt.«
    Schwesterherz nickte in Richtung Buddy und Olivia und sagte mit leiser Stimme: »Sag mir, dass sie nicht Teil meiner Familie sein wird. Sie erinnert mich an eine Zitrone.«
    »Sie wird gleich ausgepresst«, sagte ich. Ich fand dasziemlich gescheit und lachte. Schwesterherz sah mich stirnrunzelnd an.
    »Das glaube ich nicht. Ich denke, sie ist eher eine Aussaugerin.«
    »Eine Aussaugerin?«
    »So wie eine Zecke, weißt du. Diese Dinger, die man mit der Pinzette entfernen muss.«
    »Jetzt bringst du deine Metaphern aber durcheinander.«
    »Ich schwöre, er war so lang.« Buddy breitete schwungvoll die Arme aus und schüttelte Olivia damit von sich ab. »Er muss knapp zehn Kilo gewogen haben.«
    »Gütiger Himmel«, sagte Fred voller Ehrfurcht.
    »Ich denke, es wird alles in Ordnung kommen für dich«, sagte ich zu Schwesterherz.
    Jetzt, drei Stunden später, war ich also hier, hellwach, und las ein Buch von Peter Robinson, was ein Fehler war. Chefinspektor Banks Heldentaten waren nicht schlafförderlich. Aber es ist schwer, ihn beiseitezulegen. Ich nahm schließlich das Buch mit ins Wohnzimmer, holte mir ein Glas Milch und kuschelte mich unter einer Wolldecke auf dem Sofa zusammen, wohin sich auch Muffin gesellte.
    »Gutes Buch?«, fragte Marilyn, die barfuß und sich die Augen reibend hereinkam.
    »Es ist großartig.« Ich streckte es ihr entgegen. »Alles in Ordnung mit dir? Ich habe dich doch hoffentlich nicht aufgeweckt?«
    »Nein, ich habe Mühe zu schlafen. Ich denke, ich hole mir auch Milch.« Sie war kurz darauf wieder zurück und setzte sich in den Lehnstuhl.
    »Ging heute alles klar in der Klinik?«, fragte ich.
    »Prima. Sie müssen mir nicht einmal ein Fruchtbarkeitsmittel geben.«
    »Gut.«
    Sie nickte. »Wahrscheinlich werde ich nächste Woche noch mal kommen und es machen lassen. Ich muss meine Temperatur kontrollieren, sicherstellen, dass ich einen Eisprung habe.«
    Das klang so kalt. Ich dachte an meine eigenen Kinder, die mit Leidenschaft und Liebe empfangen worden waren. Mit Spaß. Ich dachte an Charles Boudreau und fragte mich, ob er

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